Viele Menschen wollen, dass ihr Hund für sie hört, einfach weil sie halt „der Boss“ sind oder „aus Liebe“. Eine grundsätzliche Orientierung des Hundes an seinem Menschen kann sicherlich durch eine kompetente, souveräne Führung erreicht werden. Bei den meisten Kommandos lässt sich der Gehorsam oder Ungehorsam aber letztlich doch darauf zurück führen, mit welchen Konsequenzen der Hund rechnet. Der Hund hört dann entweder aus Angst vor negativen Konsequenzen oder in der Hoffnung auf positive Konsequenzen. Hunde sind Opportunisten, sie versuchen das Beste für sich heraus zu holen. So zeigen sie Verhalten, dass sich für sie lohnt, häufiger, Verhalten das sich nicht lohnt oder negative Konsequenzen hat, seltener.
Eine ganz wichtige Komponente für zuverlässigen Gehorsam ist somit, dass der Hund mit Ungehorsam nicht zum Ziel kommt, bzw. keinen Vorteil dadurch hat. Dazu kann eine Absicherung des Hundes gehören, z.B. über eine Schleppleine, aber auch, dass man Kommandos gerade in der Aufbauphase nur sehr durchdacht gibt. Also dann, wenn der Hund aufnahmebereit ist, man sich sehr sicher ist, der Hund hört auch tatsächlich oder man das Kommando zur Not sofort durchsetzen kann.
Ein gelungenes Lob beinhaltet, dass der Hund sich auch belohnt fühlt, dass er das Lob als solches wahrnimmt. Viele Hunde werden z.B. bei Übungen nicht gerne gestreichelt oder „geklopft“, sie ertragen es nur, weil ihr Mensch das offensichtlich gerade so will. Für andere Hunde ist der freundliche Körperkontakt dagegen sehr erstrebenswert. So sollte man individuell schauen, was für den Hund in der jeweiligen Situation einen Anreiz darstellt. Wer von vorneherein bestimmte Motivationsarten ablehnt, z.B. Futterbelohnung, schränkt sich in seinen Möglichkeiten ein und macht es sich unter Umständen nur unnötig schwer.
Lob ist dabei nicht nur auf Futter, Spielzeug oder nette Worte zu beschränken. Hunden geht es auch um Sicherheit, um Sozialkontakte, um ihre Einbringung ins „Rudel“, die Befriedigung ihrer Triebe und darum, wem sie Entscheidungskompetenzen zutrauen. Lob kann daneben auch sein, dass der Hund tun darf, was er gerne tun möchte. Die Belohnung für ein abwartendes Anschauen des Hundeführers beim auftauchen anderer Hunde kann sein, dass er dafür hinterher in vielen Fällen mit den anderen Hunden spielen darf. Die Belohnung dafür, dass er sich an der Leine zurück nimmt kann sein, dass er so (und nur so) zu seinen bevorzugten Schnüffel- und Markierorten kommt. Die Belohnung für ein „Steh“/“Warte“ ist, dass er hinterher wieder rennen darf. Das Vorstehen an einer Fährte (statt ihr selbständig zu folgen) kann damit belohnt werden, dass man die Wildfährte ein kleines Stück gemeinsam ausarbeitet.
Eine Grundfrage ist sicher auch, inwieweit der Mensch möchte, dass sein Hund „Spaß“ am Gehorsam hat. Soll der Hund sich freudig ins Platz werfen, soll er gerne apportieren oder Fuß laufen? Oder soll er es vor allem mit der größtmöglichen Zuverlässigkeit tun? Wobei für die Zuverlässigkeit im Ausführen der Übung weniger die Strenge, sondern auch wieder die Motivation insgesamt entscheidend ist. Wenn ein halbwegs verfressener Hund weiß, er bekommt mit etwas Glück ein Stück Käse, wenn er sich setzt, wird er die Übung in vielen Situationen sicher ausführen. Wenn ein halbwegs sensibler Hund weiß, es wird geschimpft, wenn er sich nicht setzt, wird er die Übung ebenfalls in vielen Situationen sicher ausführen. Wenn der Hund dazu noch einen starken Jagdtrieb hat, ist es aber fraglich, ob er sich bei der Motivation Kaninchen jagen oder Käse für den Käse entscheidet. Ebenso ist es allerdings fraglich, ob einfaches schimpfen ausreicht, ihn vom jagen abzubringen.
Insgesamt spielt der innere Antrieb des Hundes eine große Rolle, wie viel an Belohnung oder Strafe äußerlich zugefügt werden muss, damit der Hund später auch unter Ablenkung zuverlässig hört. Während Hundesport oft im hohen Maße selbstbelohnend ist, sind dies Grundgehorsamsübungen meist nicht. Eine Möglichkeit, die innere Motivation des Hundes zu erhöhen ist, Grundgehorsam in Übungen einzubetten, die dem Hund Spaß machen. Der Hund lernt, er kommt nur ans Ziel, wenn er sich an die Regeln und Vorgaben des Menschen hält.
Es spielt aber auch eine Rolle, wie ernst der Hund seinen Menschen allgemein im Alltag nimmt. Empfindet er seinen Menschen als souveräne Führungspersönlichkeit? Traut er ihm Entscheidungskompetenz zu? Ist der Mensch eindeutig in seiner Kommunikation, berechenbar und konsequent?