Wenn man seinen Hund in offiziellen Prüfungen führen möchte, wird das Kommando Hier meist als „Hundeplatz-Kommando“ in Verbindung mit korrektem Vorsitz trainiert und im Alltag nicht verwendet. „Komm“ oder ein Pfiff wären dann z.B. Alltags-Alternativen. Für den Hund spielt es letztlich keine Rolle, welches Wort oder Geräusch man nimmt, er lernt es so, wie man es ihm beibringt.
Eine Hundepfeife als Alternative zum Ruf hat allerdings den Vorteil, dass der Abruf immer gleich klingt. Ein Hund hört aus der Stimme seines Besitzers schnell heraus, ob er gerufen wird, weil ein Reh, ein Jogger oder ein anderer Hund in der Nähe ist, oder ob es dem Besitzer um ein lustiges gemeinsames Spiel geht. Auch Emotionen wie Ärger oder Angst vermittelt die Pfeife nicht.
Wünschenswert für den Abruf ist, dass der Hund gerne zu seinem Besitzer kommt. Bestenfalls so gerne, dass alles andere um ihn herum dabei zur Nebensache wird. Keinesfalls sollte man den Hund strafen, wenn er da ist, auch wenn er nicht auf den ersten Ruf gehört hat. Schlimmstenfalls kommt der Hund sonst aus Angst überhaupt nicht mehr. Nähert sich der Hund in einem Bogen oder langsam mit abgewendetem Kopf, so rechnet der Hund mit Ärger und versucht zu beschwichtigen.
Im Alltag gibt es natürlich viel, was mit dem Menschen um die Aufmerksamkeit des Hundes konkurriert. Ein Abruf, der in nahezu jeder Situation funktioniert, ist mit sehr viel Training verbunden. Hier geht es in erster Linie um den Aufbau des Kommandos beim jungen Hund:
Beispiel: man ruft seinen Junghund, der gerade fröhlich mit einem anderen Hund am toben ist. Der Hund möchte aber wesentlich lieber weiter spielen, als zu seinem Besitzer zu laufen. Also lässt der Hund es drauf ankommen und ignoriert den Ruf. Der Besitzer ruft daraufhin immer lauter und strenger, irgendwann fängt er seinen Hund ein und schimpft mit ihm. Was lernt der Hund? Den ersten Ruf kann man getrost ignorieren, es passiert ja nichts weiter. Sobald die Stimme aber einen bestimmten Tonfall und eine bestimmte Lautstärke erreicht, tut man gut daran, doch mal zu hören. Nach Aussage des Besitzers, ist dies dann ein Hund, bei dem man „immer erst laut werden muss, bevor er hört“. Tatsächlich hat sein Besitzer es dem Hund ja so auch beigebracht. Das Schimpfen, wenn der Hund dann da ist, tut ein Übriges: der Hund wird beim nächsten Mal noch wesentlich widerwilliger zu seinem Besitzer laufen, wenn die Alternativen „Spiel mit dem anderen Hund“ oder „Schimpfen und Anleinen“ sind.
Ein häufiger Fehler ist es tatsächlich, dass der Hund in erster Linie zum Anleinen gerufen wird. Entweder, weil etwas in Sicht kommt, wo er nicht hin soll (aber gerne hin rennen würde) oder weil der Spaziergang oder der Besuch der Hundewiese zu Ende ist. Kein Wunder, wenn der Hund da auf den Ruf hin nicht freudig angerannt kommt. Abhilfe schafft, wenn man den Hund öfter mal „ohne Grund“ ruft, einfach um ihn zu knuddeln, kurz zu spielen, ihm was interessantes zu zeigen oder ein Leckerchen zu geben. Dies hat den positiven Nebeneffekt, dass der Hund nicht nur freudiger kommt, sondern seinen Besitzer auch allgemein interessanter findet.
Ein fröhliches Spiel unter Hunden ist natürlich schwer zu toppen, da ist es nicht leicht, selbst interessanter zu sein. Man kann aber dazu beitragen, dass der Hund einen selbst auch interessant findet. Tipps zu abwechslungsreichen Spaziergängen, findet man hier: Spaziergänge interessant gestalten
Wie bringt man seinem Welpen aber nun bei, dass er auf Kommando kommen soll? Wie bei jedem Kommando, steht am Anfang die richtige Verknüpfung. Um die Verknüpfung zwischen dem Kommando und Herankommen zu schaffen, kann man zum einen den Ruf als Ankündigung einer Belohnung, eines Spiels oder von Futter nutzen, zum anderen kann man jedesmal das Kommando geben, wenn der Welpe sich gerade von selbst auf seinen Menschen zu bewegt. Einige Züchter machen es z.B. so, dass sie ein bestimmtes Wort oder einen Pfiff benutzen, um das Bringen des Futternapfes anzukündigen. Die Welpen lernen schnell, dass es sich lohnt, auf diesen Laut hin sofort angeschossen zu kommen, auch wenn sie den Napf noch gar nicht sehen. Wenn man den Laut (das Kommando) des Züchters weiter nutzen möchte, muss es nicht immer Futter sein, was den Welpen erwartet. Wichtig ist aber, dass es für den Welpen immer positiv ist.
Sobald die Verknüpfung beim Welpen da ist, empfiehlt es sich, die Belohnung nicht vorher zu zeigen (nicht zu locken), sondern diese variabel dann zu geben, wenn der Hund bereits gehört hat. So vermeidet man, dass der Hund nur hört, wenn man Futter oder sein Lieblingsspielzeug in der Hand hat.
Wenn man möchte, dass der Hund später auf das erste Kommando hört, sollte man die Anforderungen beim Aufbau des Kommandos immer nur so weit steigern, dass es fast ausgeschlossen ist, dass der Hund einen Fehler macht, bzw. sicher stellen, dass man das Kommando im Notfall durchsetzen kann. Auch sollten Kommandos grundsätzlich nur einmal gegeben werden. Der Hund sollte verknüpfen, dass es keine andere Option gibt, als auf ein bestimmtes Wort des Besitzers hin eine bestimmte Handlung zu zeigen.
Zum eingangs genannten Beispiel: wenn der Welpe fröhlich mit einem anderen Hund am spielen ist, ist die Wahrscheinlichkeit gering, dass er auf den Ruf kommt. Ruft man dennoch und der Welpe hört nicht, so lässt man den Ruf dadurch zu einem unwichtigen Hintergrundgeräusch für den Welpen werden. Alternativ kann man eine kurze Spielpause abwarten oder zumindest einen Blick des Welpen einfangen. Dann immer noch nicht rufen (es sei denn, man ist sich recht sicher, der Welpe hört), sondern sich interessant machen, z.B. von ihm weg hüpfen oder mit fröhlicher Stimme ansprechen. Wenn er dann auf dem Weg ist, kann man das entsprechende Kommando geben. Wichtig ist, dass dann tatsächlich etwas Tolles beim Besitzer passiert und der Welpe vielleicht hinterher auch wieder mit dem anderen Hund spielen geschickt wird. So lernt der Welpe, es hat keinen Nachteil, sondern nur Vorteile, wenn ich zu meinem Menschen laufe.
Falls der Welpe überhaupt nicht schaut, kann man sich verstecken. Irgendwann wird es dem Welpen auffallen und er wird aufgeregt suchen. Das ist dann der Moment für den Ruf und einen freudigen Empfang. So lernt der Welpe auch, öfter mal nach seinem Menschen zu schauen. Ein Spiel, das man als Paar mit dem Welpen spielen kann, geht auch in die Richtung: einer hält den Welpen fest, der andere entfernt sich, wobei er sich für den Welpen interessant macht, und versteckt sich. Auf den Ruf hin darf der Welpe dann zu seinem Besitzer stürmen.
Etliche Male am Tag wird der Welpe auch von sich aus zu seinem Besitzer kommen. Jedes mal eine gute Gelegenheit, zeitgleich das entsprechende Kommando zu geben, so dass der Hund verknüpfen kann.
Eine Rolle spielt auch die richtige Körperhaltung. Man wirkt deutlich freundlicher auf den Welpen, wenn man beim Rufen in die Hocke geht, als wenn man steht. Auch der Tonfall ist wichtig. Der Welpe wird wesentlich lieber zu seinem Besitzer laufen, wenn ein freudiger Tonfall ihn lockt, als wenn ihm ein Befehl entgegen gedonnert wird.
Ein Fehler ist es, seinen Hund fangen zu wollen, wenn er auf den Ruf nicht kommt. Beim Welpen ist das noch möglich, der ältere Hund ist fast in jedem Fall wendiger und schneller als sein Mensch. Dazu kommt, dass der Hund es entweder als lustiges Spiel ansieht oder aber merkt, dass sein Mensch ernsthaft sauer ist. In beiden Fällen wird er eher alles tun, um nicht gefangen zu werden. Für ein Abruftraining ist dieses Vorgehen jedenfalls völlig ungeeignet. Besser ist, sich interessant zu machen oder sich zügig zu entfernen.
Taucht etwas auf (ein Spaziergänger oder ein anderer Hund z.B.), wo der Welpe nicht hin soll, ist es am effektivsten, sich selbst in die entgegen gesetzte Richtung zu entfernen. Mit dem Auftauchen des Neuen, ist der Welpe erst mal hin und her gerissen. Er möchte das Neue erkunden und begrüßen, aber auch nicht weg von seinem Menschen. Bewegt sich sein Mensch nun auf ihn zu (z.B. um ihn einzufangen), denkt der Welpe: prima, mein Mensch kommt mit, dann lauf ich jetzt mal begrüßen! Ein Abrufkommando wird bei einem Welpen in dieser Situation sehr wahrscheinlich ebenfalls noch nicht funktionieren, erst recht nicht, wenn der Welpe bereits auf den fremden Hund los gestürmt ist. Entfernt man sich dagegen, am besten zügig und begleitet von lockenden Lauten, ist die Wahrscheinlichkeit recht hoch, dass der Welpe folgen wird.
Bei pubertierenden Jungrüpeln kann eine Schleppleine empfehlenswert sein (nur am Geschirr verwenden, nicht am Halsband!). Der Hund kann relativ viel Freiheit genießen, aber dennoch im Ansatz gestoppt werden, wenn er einen Ruf ignoriert oder unerlaubt durchstartet.
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