Welpen setzen sich sehr oft am Tag von selbst hin. Ohne Locken oder körperliche Einwirkung kann der Welpe so verknüpfen, was mit „Sitz“ gemeint ist, wenn man zeitgleich „Sitz“ sagt (oder einen Clicker nutzt) und lobt. Das hat auch den Vorteil, dass der Hund das Kommando unabhängig von der Körpersprache des Menschen lernt und auch unabhängig von seiner Position zum Menschen.
Drückt man den Hund ins Sitz, erzeugt das beim Hund zuerst automatisch Widerstand. Das beruht auf dem Prinzip „Druck erzeugt Gegendruck“: schiebt uns jemand, stemmen wir uns auch automatisch dagegen. Dazu kommt, dass es sich für den Hund nicht angenehm anfühlt, lieben lernt er das Kommando so nicht. Ein Vorteil dieses Aufbaus ist, dass der Hund von Anfang an merkt, dass er auf das Kommando hören muss, auch wenn sich alles in ihm dagegen sträubt. Zwang und Lob sollten für den Hund dabei schnell vorhersehbar werden und angemessen sein. Sonst erreicht man eher, dass der Hund beschwichtigt, versucht sich zu entziehen oder bei zu ruppigem und für den Hund nicht nachvollziehbarem Aufbau sogar Handscheu wird.
Eine oft genutzte Methode ist das Locken mit Futter. Man hält dem Hund ein Futterstück dicht über den Kopf (so nah, dass der Hund nicht dran kommt, aber auch nicht springt) und führt es Richtung Rücken. Um keine Genickstarre beim Folgen des Futterstückes zu bekommen, setzen viele Hunde sich automatisch. Dafür gibt es dann sofort das Futterstück als Belohnung. Hunde verstehen diesen Aufbau sehr schnell und setzen sich meist schon nach kurzer Zeit erwartungsvoll vor ihren Menschen. Der Nachteil an der Methode ist, dass man das Locken wieder abbauen muss und der Hund meist verknüpft: „Sitz“ = „mein Hintern berührt den Boden während ich mich vor meinem Menschen befinde“. Es ist also in der Folge auch Arbeit, dem Hund beizubringen, dass Sitz nichts mit seiner Position zum Besitzer zu tun hat.
Es ist wichtig, vorab festzulegen, ob man mit einem Auflösungskommando arbeiten will. Falls das „Sitz“ so lange gelten soll, bis man es wieder aufhebt, muss man vor allem an sich selbst arbeiten. Das Auflösungskommando darf in dem Fall wirklich nie vergessen werden. Beim Welpen gibt man das Auflösungskommando schon nach wenigen Sekunden oder im Notfall zeitgleich zu dem Moment, in dem der Welpe von selbst aufsteht.
Ein möglicher Aufbau wäre: der Welpe setzt sich auf Kommando und bekommt dafür ein Futterstück. Um die Konzentration zu halten und ihm zu vermitteln, dass es sich lohnt, sitzen zu bleiben, gibt man nach 1-3 Sekunden weitere Futterstücke. Für die ersten Übungen reicht es völlig, wenn der Welpe 5-10 Sekunden aufmerksam sitzen bleibt. Dann gibt man das Auflösungskommando und animiert den Welpen zeitgleich wieder aufzustehen. Natürlich muss er das nicht zwingend auf das Auflösungskommando hin tun, es hilft aber zu Anfang bei der Verknüpfung. Zum animieren kann es reichen, selbst freudig mit Schwung aus der Hocke aufzustehen.
Wenn der Welpe nach mehreren kurzen Übungseinheiten über verschiedene Tage oder Wochen hinweg sicher verknüpft hat, auch mal 20 Sekunden aufmerksam sitzen zu bleiben, kann man die Anforderung steigern, indem man sich bewegt, während der Welpe sitzt. Ganz wichtig ist auch hier, die Anforderung immer nur so weit zu steigern, dass der Welpe möglichst keinen Fehler machen kann. Steht der Welpe auf, hat man die Anforderung zu hoch gesteckt. Zu Anfang kann man einen (!) Schritt zurück machen, dann wieder einen auf den Welpen zu und ihn noch im Sitz loben. Wenn der Welpe lernen soll, ruhig sitzen zu bleiben, ist es wenig sinnvoll, ihn aus dem Sitz zu sich zu rufen und dann zu loben. So erreicht man nur, dass er wie eine gespannte Feder da sitzt und los laufen möchte.
Über langsame Anforderungssteigerung lernt der Hund mit der Zeit, auch sitzen zu bleiben, wenn der Besitzer außer Sicht ist oder auf Distanz zu seinem Besitzer Sitz zu machen oder auch aus der Bewegung.
Jede Änderung des Ablenkungsgrades ist ebenfalls eine neue Herausforderung und muss geübt werden. Es ist ein langer Weg, bis der Hund auch dann sicher sitzen bleibt, wenn z.B. ein Ball geworfen wird oder ein Hundefreund auftaucht. Je nach Hund und Übungsintensität sollte man mindestens einige Monate bis zum Erreichen des „Sitz in allen Lebenslagen“ einplanen.
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