lat. Name: Picea abies, gehört zu den Kieferngewächsen
Die heimische Fichte wird auch Rottanne genannt, gehört botanisch aber nicht zu den Tannen. Der Name bezieht sich auf die im Vergleich zur Weiß-Tanne rötliche Rinde.
Steckbrief
immergrüner Nadelbaum
wird 600Jahre und älter
kann etwa 30-40m hoch werden, vereinzelt bis 50m
hat im Gegensatz zur heimischen Weiß-Tanne hängende Zapfen, statt stehende
die Nadeln sind rundumlaufend um den Zweig und spitz
die kegelförmige Wuchsform mit sehr biegsamen Ästen verhindert Schneebruch
Fortpflanzung
Eine Fichte hat ihre männlichen und weiblichne Blütenorgane am selben Baum, genauer handelt es sich um männliche und weibliche Zapfen. Die männlichen sind kleine, unreif rötlich gefärbte, später Pollen-gelbe Kegel. Der in großen Mengen produzierte Pollen wird durch die Luft verbreitet.
Die großen „Tannenzapfen“ beherbergen die weiblichen Blütenorgane. Hier reift nach der Befruchtung auch der Samen geschützt zwischen den Schuppen des Zapfens heran. Erst nach der Befruchtung senkt sich der nun braun werdende Zapfen nach unten. Wenn der Samen reif ist, spreizen sich die Schuppen des Zapfens ab und die kleinen, leichten Samen werden mit dem Wind verteilt. Daneben sind die Samen auch für Vögel und Eichhörnchen als Winternahrung interessant. Davon hat auch die Fichte etwas: einige der Samen bleiben ungefressen, werden durch die Tiere aber weiter verbreitet.
Fruchtbar sind Fichten etwa ab einem Alter von 30Jahren. Dabei blühen sie nicht jedes Jahr, sondern nur etwa alle 3-4 Jahre.
Vorkommen und Geschichte
Die Fichte ist mit einem Anteil von rund 28% der häufigste Waldbaum in Deutschland. Ihre Häufigkeit hierzulande ist allerdings nicht natürlich, sondern durch den Menschen gemacht. Viel Wald wurde im 20. Jahrhundert während der Kriege vernichtet, im dritten Reich als Baumaterial ausgebeutet und schließlich nach dem 2. Weltkrieg als Teil von Reparationszahlungen abgeholzt. Im Anschluss daran wurde versucht, so schnell wie möglich wieder aufzuforsten. Leider war dies verbunden mit der massenhaften Pflanzung von schnell wachsenden Monokulturen, je nach Gebiet vor allem Fichten, teils auch Kiefern. Die neuen Wälder waren durchorganisiert, standen in Reih und Glied, dicht gepflanzt für schnellen Ertrag, Unterholz wurde zügig entfernt, aufgeräumt und effektiv sollte es sein. Fichten eignen sich gut hierfür, da sie recht anspruchslos und vor allem schnellwachsend sind. Zudem mussten die Wälder des 20. Jahrtausends nicht mehr als Viehfutter herhalten, sondern in erster Linie Bauholz sein. Fichten bieten da den zusätzlichen Vorteil, dicht gepflanzt sehr gerade zu wachsen und im unteren Bereich mangels Licht keine dickeren Äste auszubilden.
Leider sind solche Monokulturen auch recht anfällig für Schädlinge, vor allem, wenn die Bäume nicht in ihrer natürlichen Umgebung wachsen sollen.
Natürlich wachsen Fichten tatsächlich oft in großen Monokulturen, allerdings in deutlich kühlerem Klima, z.B. in Sibirien oder den skandinavischen Ländern. Sie sind recht kältetolerant und durch ihre Wuchsform nicht anfällig für Schneebruch. In wärmerem Klima sind Fichten dagegen anfällig für Schädlinge, die bei vielen eiskalten Monaten im Jahr größtenteils absterben. Auch zu viel Luftverschmutzung und Stürme gefährden Fichten. In Deutschland würden Fichten natürlicherweise nur in den höheren Mittelgebirgslagen wachsen. Das spiegelt die Verbreitung in Deutschland durchaus wieder: in Bayern sind rund 50% der Bäume Fichten, in Brandenburg dagegen nicht mal 5%.
Besonderheiten und Ansprüche
Die Fichte gehört zu den Flachwurzlern, vor allem, wenn sie auf nicht optimalen Böden gepflanzt wird. Das kann man gut erkennen, wenn man sich das Wurzelsystem der nach einem Sturm umgekippten Fichten im Wald anschaut. Tatsächlich gehören die Fichten, vor allem in Monokulturen gepflanzt, zu den Windanfälligsten Bäumen in Deutschland. Auf optimalen Böden bildet die Fichte zusätzlich so genannte Senkerwurzeln, die sie etwas fester stehen lassen.
Die Bodenansprüche von Fichten sind nicht allzu hoch, sie bevorzugen aber gut durchlüfteten, nicht zu trockenen Boden. An Kälte und Schnee im Winter sind sie gut angepasst, an trockene, heiße Sommer dagegen nicht. Fichten vertragen Halbschatten, wobei sie bei dichtem Wuchs/viel Schatten in den entsprechenden Bereichen ihre Nadeln verlieren (was andererseits schnelleres Wachstum begünstigt: es ist ein Überlebenskampf um Licht: wer schneller wächst, bekommt mehr Licht ab).
Die Fichte hält, trotz dass sie ihre Nadeln behält, eine Winterruhe. Photosynthese und Wachstum findet im Winter entsprechend kaum statt. Die Nadeln sind dabei in der kalten Jahreszeit mit natürlichem Frostschutz angereichert, so dass sie im Extremfall bis zu -50Grad ertragen können, ohne dass die Struktur der Nadeln zerstört wird. (siehe auch: warum verlieren Bäume im Winter ihre Blätter?)
An Vögeln schätzen unter anderem Mäusebussard, Waldbaumläufer, Eichelhäher, Schwarzspecht, Habicht und Sperber Fichtenwälder. Rotwild findet Schutz und im Winter Nahrung in Form der Nadeln.
Nutzung
Die Fichte ist sehr schnell wachsend, so dass sie bereits in einem Alter von 80 – 100 Jahren zur Nutzung gefällt werden kann. Das Holz hat ein geringes Gewicht und ist relativ elastisch. Man nutzt es z.B. für Papier und einfaches Bauholz, für Spanplatten, Leimholz oder auch als Brennholz. Es ist vergleichsweise billig, leicht zu verarbeiten, aber unbehandelt der Witterung ausgesetzt kaum haltbar. Auch im Innenbereich nutzt es schnell ab.
Fichtennadelöl hat eine ätherische Wirkung und wird in Parfüms und auch medizinisch im Bronchialbereich eingesetzt.