Die Fütterung alter Hunde
Fertigfutter für Hundesenioren gibt es mittlerweile einige im Handel. Aber braucht ein alter Hund wirklich spezielles Futter?
Viele “günstige” Senioren-Fertigfutter sind leider in erster Linie “light”-Futter, die weniger Fette und Kohlenhydrate enthalten. Dies allein nützt dem Senior aber wenig. Durch die nachlassende Leistungsfähigkeit des Darms im Alter, werden Nahrungsbestandteile weniger gut aufgeschlossen und in den Körper abgegeben, so dass es zu einer Unterversorgung mit wichtigen Nährstoffen kommen kann. Das passiert z.B. auch dann, wenn man einfach nur das normale Futter reduziert, um es an die geringere Bewegung anzupassen. Ein Blutbild beim Tierarzt kann hier Sicherheit geben. Daneben brauchen Senioren auch einen relativ hohen Eiweißgehalt im Futter.
Seniorenfutter sollte allgemein hochwertig und leicht verdaulich sein. Ein hochwertiges Futter erkennt man unter anderem daran, dass die Nahrungsbestandteile sehr exakt angegeben werden und gleich bleibend sind. Steht z.B. nur “Tiermehl” davon 5% Huhn oder ähnliches als “Fleischquelle” auf der Verpackung, kann man davon ausgehen, dass die Zusammensetzung je nach Charge sehr unterschiedlich ausfällt und sicher nicht hochwertig ist. Ein hoher Omega 3 und Omega 6 Fettsäurengehalt, wie er z.B. in Lachsöl enthalten ist, unterstützt zudem Haut und Fell. Grünlippmuschelextrakt oder Glucosamin und Chondroitin können bei Arthrose und HD helfen, da sie den Knorpel unterstützen. Vor allem bei alten Hunden, die oft an Zahnproblemen leiden, gehört keinesfalls Zucker ins Hundefutter. Tatsächlich gehört Zucker überhaupt nicht in Haustierfutter, ist aber in Billigfutter oft enthalten. Vitaminpräparate oder Mineralien sollten keinesfalls ohne Absprache mit dem Tierarzt zugefüttert werden, da in einigen Fällen eine Überversorgung ebenfalls schädlich sein kann.
Eine Futterumstellung erfolgt durch allmählich erhöhte Beimischung des neuen Futters über mindestens eine Woche hinweg. Eine plötzliche Futterumstellung kann zu Durchfall oder Verstopfung führen, da der Verdauungsapparat im Alter weniger anpassungsfähig ist.
Zimmerwarm wird Futter meist lieber gefressen, als kalt aus dem Kühlschrank. Auch gibt es Hunde, die kaltes Futter schlechter vertragen und mit Magenproblemen reagieren. Man schreibt dies dem biologischen Erbe zu: Beutetiere sind beim Fressen in der Regel eben noch warm.
Beim Menschen ist bekannt, dass der Geschmackssinn im Alter nachlässt. Bei Hunden geht man von ähnlichem aus, denn viele Hundesenioren fressen nur noch geschmacksintensives Futter wirklich gerne. Weitere Gründe für mäkeliges Fressen sind Zahnprobleme und Schluckbeschwerden durch eine gestörte Speichelproduktion. Besteht Verdacht auf Zahnschmerzen, führt der Weg natürlich als erstes zum Tierarzt. Ansonsten kann eingeweichtes Futter, bzw. Nassfutter die bessere Wahl im Vergleich zu Trockenfutter sein. Nassfutter hat den weiteren Vorteil, dass dem Hund so auch gleich Flüssigkeit zugeführt wird, denn viele Senioren trinken zu wenig. Ein winzige Menge “Geschmack” im Trinkwasser, z.B. Geflügelsaft, Bockwurstsud oder ein wenig salzarme Brühe, kann hier wahre Wunder wirken. Übermäßiges Trinken dagegen kann auf eine Nieren- oder Diabeteserkrankung hinweisen.
Wichtig sind mehrere kleine Portionen über den Tag verteilt, am besten zu immer festen Zeiten, um es dem Verdauungsapparat möglichst leicht zu machen.
Übergewicht schadet dem Hund auf vielfältige Weise. Die Gelenke und auch der Kreislauf werden stärker belastet und das Diabetesrisiko steigt. Der Hund wird träger durch die Mehrbelastung, wodurch seine Fitness noch weiter abnimmt. Sogar das Narkoserisiko kann ansteigen. Bei Hundesenioren bespricht man sinnvolle Wege des Abnehmens am besten mit einem Tierarzt. Bewegung und Fitness müssen langsam aufgebaut werden, eine Futterreduzierung darf nicht zu einer Nährstoffunterversorgung führen.
Die meisten Hundesenioren haben Zahnprobleme. Entzündetes Zahnfleisch, Karies oder Zahnstein beeinträchtigen die Futteraufnahme, es schmerzt und sollte unbedingt vom Tierarzt behandelt werden. Permanente Entzündungen im Mund können sich außerdem auch negativ auf Organe wie z.B. das Herz oder die Leber auswirken.
Harte Kausnacks können helfen, Zahnstein zu reduzieren und auch spezielle Zahnbürsten und Zahnpasta für Hunde gibt es mittlerweile zu kaufen. Knochen als Kausnack sind dagegen schwer verdaulich und sollten nur in Maßen an Hunde verfüttert werden, die daran gewöhnt sind. Stärkerer Zahnstein sollte vom Tierarzt regelmäßig entfernt werden. Allerdings muss der Hund dafür im Normalfall in Narkose gelegt werden, was im Alter ebenfalls ein gewisses Risiko darstellt.
Gesundheit
Wie sich das Alter gesundheitlich bemerkbar macht, ist unterschiedlich.
Oft nimmt die Konzentrationsfähigkeit ab und Gehör, Nase und Augen funktionieren zunehmenden schlechter. Die Gelenke sind abgenutzt, sie können schmerzen und steifer werden, oft kommt es zu Arthrosen. Auch die Wahrscheinlichkeit für Krebs steigt, da der programmierte Zelltod (Apoptose) aus unterschiedlichsten Gründen nicht mehr korrekt funktioniert und sich Gewebe so unkontrolliert vermehren kann. Die Schnauze wird grau, das Fell glanzloser und dünner.
Manche Hunde werden im hohen Alter dement: Unruhe, Orientierungslosigkeit, starkes Hecheln und Unsauberkeit können Anzeichen sein.
Gelenkbeschwerden und Beweglichkeit
Gelenkbeschwerden kennt fast jeder Hund im höheren Alter, zu nennen ist hier vor allem Arthrose.
Arthrose beruht darauf, dass der Knorpel an den verschiedenen Gelenken über die Jahre immer mehr abnutzt. Der Knorpel ist eigentlich dafür da, die Bewegungen abzupuffern und die Gelenkknochen so zu schützen. Der Knorpel selbst wird durch die Gelenkschmiere geschmeidig gehalten. Vor allem Knochenabsplitterungen, zu wenig Gelenkschmiere oder Gelenkfehlbildungen sorgen dafür, dass der Knorpel aufeinander reibt und immer mehr verschwindet. Es folgen Entzündungen der Gelenkhaut, die äußerst schmerzhaft sind. Erste Anzeichen bei beginnendem Abrieb des Knorpels sind z.B., dass der Hund bei feuchtkaltem Wetter steifer läuft oder sich nach längerem Liegen erst mal “warm laufen” muss, bzw. eine Schonhaltung einnimmt oder humpelt. Eine dauerhafte Schonhaltung führt unter anderem zu Verspannungen (z.B. des Rückens) und zur stärkeren Abnutzung des “besseren” Gelenks.
Gelenkunterstützende Mittel wie Grünlippmuschel, bzw. Glucosamin und Chondroitin oder Kollagenhydrolysate können in einigen Fällen helfen, heilen lässt sich Arthrose jedoch nicht. Bei leichten Beschwerden können (möglichst in Absprache mit dem Tierarzt) zusätzlich Teufelskralle oder Ingwer zur Schmerlinderung eingesetzt werden. Bei stärkeren Beschwerden empfiehlt sich immer ein Besuch beim Tierarzt und/oder bei einem Physiotherapeut. Letzterer kann unter anderem Übungen und Massagetechniken für Zuhause zeigen, um Muskeln, Durchblutung und die Gelenkbeweglichkeit zu fördern. Sehr wichtig dabei ist, dass der Hund kein Übergewicht hat. Auch längeres Liegen auf kalten Böden sollte bei Arthrose vermieden werden.
Die Ursache der Arthrose, z.B. eine Gelenkfehlbildung, muss vom Tierarzt untersucht werden. Unter Umständen hilft nur noch eine OP. Auch Entzündungen im Gelenk müssen unbedingt tierärztlich behandelt werden, da sie den Knorpelabbau drastisch beschleunigen.
Mehrere kürzere Gänge über den Tag verteilt sind bei Arthrose sehr viel sinnvoller, als ein langer. Wichtig ist, dass die Beweglichkeit und die Muskeln erhalten bleiben, zu sehr einschränken sollte man die Bewegung daher keinesfalls. Sprünge und wildes Toben sowie laufen auf hartem Boden sind eher kontraproduktiv. Ausdauertrab auf weichen Böden, langsames Bergaufgehen oder Schwimmen sorgen dagegen für Muskelaufbau ohne übermäßige Belastung. Im Zweifelsfall sollte man immer einen Physiotherapeuten und/oder den Tierarzt zur Abklärung der optimalen Bewegung für seinen Hund konsultieren.
Vor körperlicher Anstrengung ist für den Senior das Aufwärmen sehr wichtig, z.B. durch Dehnübungen und Bewegung im Schritt bis zu leichtem Trab. Tipps hierzu erhält man ebenfalls beim Physiotherapeuten oder Tierarzt. Läuft der Hund noch gerne am Fahrrad mit, kann es sinnvoll sein, ihn an einen Fahrradanhänger zu gewöhnen, so dass er nur bestimmte Strecken mitläuft und sich zwischendurch ausruhen kann.
Schwimmen tut gut, da es die Gelenke entlastet, ist aber auch körperlich sehr anstrengend. So sind kurze Schwimmeinheiten auch bei wasserverrückten Hunden am sinnvollsten. Da die Fellstruktur und dessen schützende Fettung im Alter nachlassen können, ist es wichtig darauf zu achten, dass der Hund nach dem Schwimmen nicht auskühlt.
Es gibt Hunde, die können Spaziergängen im Alter nicht mehr viel abgewinnen, aber Bewegung muss sein. Wenn man sich unsicher ist, ob man den Hund überfordert oder er vielleicht Schmerzen hat, sollte auch hier der Weg zum Physiotherapeuten oder Tierarzt führen. Spaziergänge bringen Abwechslung, regen das Gehirn an und fördern die Durchblutung und den Muskelaufbau. Manche Hunde gehen schon wieder deutlich lieber spazieren, wenn man öfter mal neue Strecken geht oder z.B. kleine Futtersuchspiele einbaut.
Eine weitere häufige Krankheit im Alter ist die Spondylose, bei der sich Kalkablagerungen an der Wirbelsäule bilden. Dies ist anfangs ungemein schmerzhaft und führt langfristig zur Versteifung der betroffenen Stellen. Ähnlich wie die Arthrose, kann der Verlauf der Spondylose nur verlangsamt werden, heilbar ist die Krankheit nicht. Wichtig sind vor allem schmerzstillende und entzündungshemmende Mittel und eine angepasste Bewegung. Auch hier ist neben dem Tierarzt ein Physiotherapeut ein sehr guter Ansprechpartner.
Wenn die Sinne nachlassen
Sieht oder hört der Hund langsam schlechter, macht es Sinn, frühzeitig an entsprechenden Hilfen zu arbeiten. Wichtig ist dabei vor allem, dass man weiterhin die Aufmerksamkeit des Hundes bekommen kann. Jede Kontaktaufnahme des Hundes mit dem Menschen (im Falle eines tauben Hundes vor allem ein Blick) muss sich für den Hund lohnen. Ein automatisches Hinwenden zum Menschen auf bestimmte Außenreize hin oder in Stresssituationen kann man gezielt aufbauen. Zudem müssen bei tauben Hunden nicht nur “Handzeichen” intensiver geübt werden, auch ein Arbeiten an der eigenen Körpersprache ist sehr hilfreich. Bei blinden Hunden kann man dagegen wunderbar punktgenau mit dem Clicker arbeiten. Wichtig bei blinden Hunden ist daneben ein zuverlässiges “Stopp!”. Es gibt mittlerweile einige Hundeschulen, die spezielle Kurse für Hunde mit Handicap anbieten.