Wenn Pferde lustlos und müde wirken, anfangen zu lahmen und Muskulatur abzubauen, kann die Ursache PSSM (Polysaccharid-Speicher-Myopathie) sein. Die Diagnose trifft Pferdebesitzer hart, denn die Krankheit ist nicht heilbar und schränkt die Leistungsfähigkeit und das Wohlbefinden des Pferdes stark ein. Aber man kann einiges tun, um seinem Pferd dennoch ein gutes Leben zu bieten.

 

Was ist PSSM?

PSSM beruht auf einem Gen-Defekt, wird also ererbt. Die Krankheit kommt vor allem bei Westernpferderassen vor, wie Appaloosa, Paint Horse oder Quarter Horse, aber z.B. auch beim Haflinger und Kaltblütern. Da der Defekt dominant vererbt wird (eine defekte Gen-Kopie eines Elternteils reicht), sind auch Mischungen mit anderen Rassen betroffen.

 

Bei der PSSM handelt es sich um eine Zucker-Speicherkrankheit, bzw. eine Zucker-Stoffwechselstörung in den Muskelzellen. Hierbei werden Zuckermoleküle, angeregt durch Insulin, im Übermaß von den Muskelzellen aufgenommen und dort als lange Zuckerketten in Form von Stärke gespeichert. Dies ist an sich ein gewollter, natürlicher Vorgang im Körper. Insulin wird vor allem bei sehr Zucker- oder Stärkehaltiger (also Kohlehydratreicher) Nahrung verstärkt von der Bauchspeicheldrüse abgegeben und ist dafür zuständig, den Blutzuckerspiegel zu senken. Das tut das Hormon, indem es die Muskelzellen sowie die Leber anregt, die Kohlehydrate aufzunehmen. Bei an PSSM erkrankten Pferden nehmen die Muskelzellen nicht nur zu viel Zucker auf, sie können die langen Zuckerketten anschließend auch nicht mehr zu nutzbarer Energie umwandeln. Sie verhungern gewissermaßen im Überfluss.

 

Symptome und Diagnose

Die Symptome für PSSM beim Pferd sind vielfältig. Durch den Energie-Mangel können die Muskeln ihre eigentliche Aufgabe (Reizweiterleitung, Kontraktion) nicht mehr erfüllen, Muskelzittern, Schmerzen, das Absterben der Zellen und Koordinationsschwierigkeiten sind die Folge. Die Ausfälle und Schmerzen treten häufig schubartig auf, im Zusammenhang mit der Fütterung, aber auch bei hoher Belastung und Stress, bei denen sich der Energiemangel besonders stark zeigt.

 

Erste Symptome können schon beim Fohlen auftreten und äußern sich z.B. in Koordinationsschwierigkeiten oder Bewegungsunlust. Die Muskulatur an Schultern, Rücken und Rumpf wird mehr oder weniger stark abgebaut, so dass sich die Pferde nur noch schwer ausbalancieren können, vor allem mit Reiter auf dem Rücken. Nach intensivem Training kann es zudem zu kolikartigen Anfällen kommen. Betroffene Pferde schwitzen oft schnell schon nach leichter Beanspruchung, zeigen Muskelzittern und vermeiden bestimmte Bewegungen wie Rückwärtslaufen. Im schlimmsten Fall kann es bis zum Festliegen des Pferdes führen.

 

Feststellen lässt sich die Krankheit in der Regel mit einem Gen-Test, der bei häufig betroffenen Rassen unbedingt vor dem Deckakt vorgenommen werden sollte. Bei einigen Defekt-Trägern zeigen sich die Symptome kaum, die Nachkommen können dennoch schwer von der Krankheit betroffen sein. Alternativ schafft eine Muskelbiopsie Klarheit. Diese ist vor allem bei dem seltenen PSSM-Typ-2 nötig, da für diesen kein Gen-Test möglich ist. Je früher die Erkrankung schon bei den ersten Anzeichen diagnostiziert wird, umso besser können schwere Schübe vermieden werden.

 

Behandlungsmöglichkeiten

Heilbar ist PSSM nicht und auch Medikamente gibt es nicht. Krankheits-Schübe werden vor allem durch intensives Training und falsche Fütterung ausgelöst. Als Sportpferde eignen sich betroffene Pferde in aller Regel nicht mehr. Sehr wichtig ist, auf Kraftfutter zu verzichten, das viel Stärke und andere Kohlehydrate enthält. Ebenso auf Äpfel, Möhren oder Brot als Leckerlie. Mageres Heu und eine ebensolche Wiese bilden die Basis der Ernährung. Hochwertige Pflanzenöle wie Nachtkerzenöl können bei erhöhtem Energiebedarf als Alternative zu Kraftfutter gegeben werden. Da Öle schnell zu Durchfall führen, sollte die Futterumstellung allerdings langsam und bestenfalls in Absprache mit dem Tierarzt stattfinden.

 

Bewegung ist wichtig, aber in Form von moderater, gleichmäßiger Bewegung, beispielsweise durch Weidegang. So können Energiedepots fortwährend abgebaut werden, bevor sie im Muskel unbrauchbar eingelagert werden. Boxenhaltung, vor allem in Kombination mit sporadischem Leistungstraining, ist dagegen Gift für betroffene Pferde.

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