Wichtiger als das Lernen von Kommandos, ist beim Welpen das Verstehen der Haushaltsregeln, eine gute Umweltgewöhnung, Vertrauensaufbau zu seinen Menschen und Sozialisation mit anderen Hunden und Menschen. Mit dem Üben von ersten Kommandos kann man dennoch schon in den ersten Tagen nach dem Einzug beginnen. Um den Welpen nicht zu überfordern, sollte man mit wenigen Kommandos beginnen. Wichtig für den Anfang ist vor allem das „Nein“ und ein Abrufkommando.

 

die Erziehung des Welpen beginnt mit dem EinzugDa die Konzentrationsspanne beim Welpen sehr gering ist, sind mehrere kurze Übungseinheiten über den Tag verteilt wesentlich sinnvoller, als eine kompakte „Lernstunde“. Damit der Welpe Freude am Lernen und an der Zusammenarbeit mit seinem Menschen entwickelt, sollte er die Übungen positiv wahrnehmen, nicht als lästige Pflicht. Dazu gehört z.B., dass die Frustration zu Anfang möglichst gering gehalten wird, der Übungsaufbau für den Hund positiv ist und die Schritte klein sind.

 

Grundvoraussetzung zum üben ist, dass man selber entspannt ist, weder schlecht gelaunt, noch ungeduldig. Wenn etwas nicht klappen will, der Hund unkonzentriert wirkt oder es nicht versteht, beendet man die Lerneinheit positiv, mit einer Übung, die der Hund kennt und mag.

 

Es kann helfen, ein Trainingstagebuch zu führen, um zu erkennen, was beim Training jeweils positive und was negative Effekte hatte.

 

Optimalerweise beendet man die Übungseinheit immer, bevor der Welpe die Lust verliert. So bleibt das gemeinsame Üben etwas Positives und für den Hund Erstrebenswertes.

 

Wichtig ist auch der richtige Zeitpunkt von Lob und Strafe. Beides muss unmittelbar erfolgen, am besten zeitgleich mit dem erwünschten, bzw. unerwünschten Verhalten. Hunde leben in der Gegenwart, sie verknüpfen Lob/Strafe immer mit dem, was sie im selben Moment tun oder wahrnehmen. Zerkaut der Welpe z.B. in Abwesenheit des Besitzers einen Schuh und der Besitzer schimpft, wenn er nach Hause kommt, so wird der Welpe das Schimpfen mit der Rückkehr des Besitzers verknüpfen, nicht mit dem zerstörten Schuh.

 

Hunden sind darüber hinaus viele menschliche Beweggründe fremd. Sie tun nichts, um ihren Besitzer zu ärgern oder um sich zu rächen. Ebenso wird ein Hund es nicht verstehen, wenn er den ganzen Tag ignoriert oder längere Zeit gestraft wird für ein Fehlverhalten. Hunde untereinander weisen kurz zurecht, der zurechtgewiesene Hund beschwichtigt, dann ist alles wieder in Ordnung. Auch beim Lob ist es wichtig, den richtigen Moment zu finden. Hat man Probleme damit, kann ein Clicker hilfreich sein, ein besseres Timing zu entwickeln.

 

Für einen Welpen sind menschliche Laute schwer zu unterscheiden. Man macht es ihm leichter, wenn man die einzelnen Kommandos nicht in Sätze verpackt, deutlich ausspricht und vor allem alle Familienmitglieder die gleichen Kommandos verwenden. Es ist dabei völlig unnötig, laut zu werden. Hunde haben ein wesentlich besseres Gehör als Menschen und bei richtigem Aufbau der Kommandos, hören sie auf freundlich geflüsterte Anweisungen nicht schlechter, als auf militärisch gebrüllte.

 

Hilfreich ist es, sich vorher zu überlegen, was das Endziel ist. Soll der Hund mich beim Fuß-Kommando anhimmeln und am Bein „kleben“? Oder soll er locker neben mir laufen? Soll er beim Sitz-Kommando so lange sitzen bleiben, bis ich das Kommando wieder aufhebe? Oder nutze ich lieber ein Bleib-Kommando und sonst darf der Hund selbst die Übung beenden?

Wenn man möchte, dass der Hund ein Kommando ausführt, bis es vom Menschen aufgehoben wird, muss man dies zum einen in kleinen Schritten aufbauen, zum anderen muss man das dann auch immer (!) konsequent umsetzen. Z.B. gibt man dem Hund ein Sitz-Kommando, dann klingelt das Telefon, die Tochter hat eine Frage, der Teekessel pfeift… denkt man ans Auflösungskommando? Ein Hund kennt keine Ausnahmen. Ist sein Mensch inkonsequent, wird der Hund schließen müssen, dass es doch an ihm liegt, wie das Kommando ausgeführt wird. Und wird hoffentlich nicht auch noch gestraft dafür.

 

Um auf ein menschliches Kommando zu hören, muss der Hund es richtig verknüpfen, generalisieren und er braucht auch einen guten Grund, es zu befolgen. Nehmen wir erneut als Beispiel das Kommando „Sitz“. Da es unter Hunden kein natürliches Verhalten gibt, mit dem Hund A Hund B mitteilt, dass er sich setzen soll, müssen wir es dem Hund mit menschlichen Mitteln beibringen.

 

Am Anfang steht, dass der Hund seine Position (Hintern auf dem Boden) mit dem Lautzeichen „Sitz“ verbindet. Der Mensch kann den Hund hierzu z.B. körperlich in diese Position drücken oder ihn über Futter locken oder bestätigen, wenn der Hund sich von selbst setzt (z.B. über den Clicker). Bald setzt sich der Hund tatsächlich auf das Kommando „Sitz“ hin. Aber warum tut er das?

Bringt man dem Hund das Kommando über körperliche Einwirkung bei, so lernt der Hund, dem unangenehmen Gefühl zu entgehen, wenn er sich „freiwillig“ setzt. Arbeitet man über Belohnung, lernt er, es folgt etwas Angenehmes, wenn er sich setzt. Der Hund zeigt Verhalten, das sich für ihn lohnt, öfter, Verhalten das sich nicht lohnt oder Strafe zur Folge hat, seltener.

 

Was genau verknüpft der Hund? Hunde reagieren besser auf Körpersprache, als auf gesprochene Worte. So ist die Wahrscheinlichkeit zu Anfang viel größer, dass der Hund lernt, sich auf eine bestimmte (unbewusste) Bewegung des Menschen hin zu setzen, als dass er es tatsächlich auf das Wort hin tut. Ob der Hund nur auf das Wort reagiert, kann man z.B. testen, indem man bewusst nur das Zeichen oder nur das Wortsignal gibt. Hört der Hund auch, wenn man mit dem Rücken zu ihm steht? Was tut der Hund, wenn man das Zeichen für Sitz gibt und Platz sagt?

 

Was denkt der Hund heißt „Sitz“? Meist bringt man dem Hund das „Sitz“ vor oder neben sich bei. So ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass der Hund denkt „Sitz” = mein Hintern berührt den Boden, während ich mich vor/neben meinem Menschen befinde“. Auf Distanz klappt „Sitz“ dann folgerichtig nicht. Ebenso kann der Hund verbinden, dass eine bestimmte Unterlage, ein Teppich z.B., dazu gehört. Und woher soll der Hund wissen, wie lange er sitzen bleiben soll? „Sitz“ für längere Zeit oder aus der Bewegung oder aus dem Platz heraus oder im Freien oder auf Distanz, ist für den Hund erst mal wieder etwas völlig neues.
Dass der Hund lernt, dass „Sitz“ in all diesen Situationen das Gleiche bedeutet, nennt man „Generalisieren“.

Auch die Ablenkung und die Motivation spielen eine Rolle. Es empfiehlt sich, mit möglichst geringer Ablenkung zu beginnen und die Anforderungen langsam zu steigern.

 

Damit der Hund „aufs erste Wort“ hört, sollte man vermeiden, ein Kommando zu wiederholen. Man gibt das Kommando nur, wenn man sich entweder sehr sicher ist, dass der Hund in dem Moment darauf hören wird, oder wenn man es zur Not durchsetzen kann. Wobei gerade bei einem Welpen die Freude an der Zusammenarbeit im Vordergrund stehen sollte; drakonische Strafen bei schlechter Zusammenarbeit sollten unbedingt vermieden werden. Im Zweifelsfall holt man sich erst die Aufmerksamkeit des Welpen und motiviert ihn bereits im Vorfeld zur Zusammenarbeit.

 

mehr zum Thema:

 

Die Motivation des Hundes – Warum hört ein Hund?

 

Konsequenz und Privilegien

 

Dominanz und Problemverhalten

 

 

Die Grundkommandos:

 

Die im Folgenden beschriebenen Vorschläge zum Aufbau der Kommandos, beziehen sich auf das Training mit einem Welpen, wenngleich vieles davon beim erwachsenen Hund ebenso gut funktioniert. Falls der Hund erwachsen übernommen wurde und schon verschiedene Baustellen oder Unsicherheiten mitbringt, empfiehlt sich jedoch sicherlich die Begleitung durch einen guten Trainer. Falls man einen bestimmten Hundesport ausüben möchte, wird oft eine ganz bestimmte Ausführung eines Kommandos vorausgesetzt. Im Zweifelsfall trainiert man von Anfang an in einem entsprechenden Hundesportverein, um dem Hund nichts falsch beizubringen. Hier beschrieben ist der Aufbau der Kommandos für den „Familienhund“:

 

das Abrufkommando

 

Strafe und das Abbruchkommando

 

Sitz

 

Platz

 

Leinführigkeit

 

weitere nützliche Kommandos

 

Grundgehorsamsspiele

 

Stubenreinheit, Beißhemmung und Co

 

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