Als facettenreicher und vielschichtiger Hundesport hat sich klassisches Dummy-Training aus dem Jagdsport und der Jagdhundeausbildung herausentwickelt und findet mittlerweile breiten Anklang im täglichen Training zwischen Hund und Herrchen. Verschiedene Alltagssituationen lassen sich durch eingestreute Dummy-Übungen bereichern. So kann etwa ein routinemäßiger Waldspaziergang zu einer ausgedehnten Trainingseinheit genutzt werden, um das Vertrauensverhältnis zwischen Mensch und Tier zu stärken. Auch wird die der Zusammenarbeit von Mensch und Hund derart gefördert, dass das Tier in Alltagssituationen durch Dummy-Training besser kontrollier- und beherrschbar wird.
Voraussetzung zum Dummy-Training ist dabei immer ein Hund, der Spaß an Bewegung, Apportieren und an Zusammenarbeit mit dem Menschen mitbringt. Hundehalter wiederum müssen bereit sein, einiges an Zeit und Geduld zu investieren. Auch bedarf es einiger weniger Hilfsmittel, um gezieltes Dummy-Training effizient zu betreiben. Mit einem Dummy, Futter, einer Pfeife und einer auch als „Retrieverleine“ bezeichneten Hundeführerleine, die zugleich Halsband ist und dem Hund eine schnelle Befreiung ermöglicht, ist man bereits gut ausgestattet. Ziel muss sein, dass der Hund gerne das Dummy zu seinem Halter bringt und dabei konzentriert mitarbeitet.
Das Prinzip dieser Trainingsart besteht schwerpunktmäßig im Erlernen und Trainieren von Aufgaben im Jagdalltag, für die ein apportierender Hund gebraucht wird. Dummys ersetzen als Attrappe dabei die übliche Jagdbeute in Form von Nieder- oder Federwild. Da Dummy-Arbeit in heutiger Zeit nicht mehr nur Jägern und ihren Jagdhunden vorbehalten, sondern vor dem Hintergrund breiter Beliebtheit prinzipiell zwischen jedem Hund und Halter möglich ist, gibt es Dummys mittlerweile in verschiedenen Größen.
Handelsüblich sind Attrappen aus Leder, Holz, Filz oder vielerlei anderen robusten Materialien. Wichtig ist nur, dass das Dummy keine spitzen Kanten aufweist, um Verletzungen vorzubeugen. Außerdem sollte die Attrappe kein Gegenstand sein, den der Hund nur als Spielzeug kennt. Denn das Tier muss zwischen Spiel und Übung unterscheiden lernen. Für weniger apportierbegeisterte Hunde bieten sich zudem Futterdummies an, um sie von den Vorzügen des Apportiersports zu überzeugen.
Ausstattungstechnisch ist ansonsten für Dummy-Trainingseinheiten nicht viel zu beachten: Neben einigen Attrappen in verschiedenen Größen, leicht transportabel in einer entsprechenden Transportbox verstaut, wird noch eine Pfeife, Sichthilfen und eine etwa ein bis zweiter Meter lange dünne Leine ohne Handschlaufe benötigt. Idealerweise kommt beim Dummy-Training eine Retriever-Leine zum Zuge, wie sie ursprünglich für das Jagdtraining entwickelt worden ist. Denn der Vorteil einer solch speziellen Leine ist, dass sie sich rasch in der Tasche verstauen lässt und außerdem sehr flexibel ist. Wie beim Agility-Sport auch, wo schnelles Befreien des Hundes geboten ist, kann die schnell an- und ablegbare Leine auch beim Dummy- Training äußerst effektiv sein. Sie bietet einen Schutz des Tieres vor Verletzungen, wenn etwa herkömmliche Hundeleinen an Sträuchern, Baumwurzeln und anderen Hindernissen hängenbleiben.
Daneben wird eine Pfeife, ergänzend zu Stimme und Handzeichen des Hundeführers eingesetzt, um den Hund zielgerichtet in den Bereich zu lotsen, in den das Dummy gefallen ist. Es ist das Areal, in dem das Tier auf Kommando suchen muss. Es braucht einiges an Zeit und Übung, um den Hund auf das Pfeif-Signal hin zu konditionieren. Es leitet jeweils einen Stopp- und Suchvorgang ein. Dabei kann eine zwischen den beiden Aktionen differenzierende Trillerpfeife mit zwei unterschiedlichen Trillertönen verwendet werden. Ergänzend werden Handsignale dabei solange benutzt, bis sich das Tier an die beiden unterschiedlichen Töne gewöhnt, und auch gelernt hat, je nach Ton die eine oder andere Handlung auszuführen – etwa auf das Kommando als Rückruf oder als Sitzen zu reagieren.
Je nach Übungsintensität, Zeitaufwand und Lernbereitschaft können auch drei oder mehr Handlungen je nach Pfeifton – Triller, kurzer Doppelpfiff, einfacher kurzer Pfiff, einfacher langer Pfiff – einstudiert werden.
Sichthilfen dienen dazu, zur besseren Orientierung des Hundehalters im Rahmen des Einweisens die gewünschte Laufrichtung zu markieren. Beim Einweisen weiß nur der Halter, wo sich das Dummy befindet. Spezielle Markierstäbe signalisieren die Stelle, die der Hund „blind“ nur nach akustischen und/oder optischen Anweisungen finden soll. Dabei wird das Tier anhand von verschiedenen Pfeif-Signalen oder Handzeichen gezielt zum Fundort hingeleitet. Im fortgeschrittenen Lernstadium werden die Dummys an mehreren Sichthilfen ausgelegt, die vom Hund nacheinander angelaufen werden sollen. Die Unterstützung wird später allmählich wieder abgebaut.
Das gezielte Schicken an einen bestimmten Platz beinhaltet dabei das Beherrschen der Teilschritte Voraus (Loslaufen mit Sichthilfe und Belohnung vor Ort), Stopp (auf Distanz), Weiter geradeaus und Links/rechts.
Wichtig ist, dass das Dummy immer mit einem Lautsignal verbunden ausgeworfen wird. Es soll den Schuss des Jägers nachahmen. Aufgabe des Hundes ist es, sich die Landestelle des Dummys konzentriert zu merken und auf das Signal in möglichst gerader Linie direkt hinzulaufen, um es zu apportieren. Dabei läuft das Tier so lange weiter, bis es entweder Witterung vom Dummy aufgenommen hat, oder ihm zwischenzeitlich ein anderes Signal gegeben wird.
Im Rahmen gesteigerten Gedächtnistrainings können nach Beherrschen der Grundübungen entweder mehrere Dummies ausgeworfen, oder zwischenzeitlich andere Anweisungen erteilt werden, bevor es zur eigentlichen Dummy-Suche geht.
Fazit: Dummy-Training ist komplex und erfordert einerseits viel Geduld vom Hundehalter. Andererseits muss der Hund Spaß am Apportieren und Lernen haben, um ausreichend Konzentration mitzubringen. Der umfassende Sport kann jedem dafür geeigneten, an der Jagd interessierten Hund echte Auslastung bei vergleichsweise geringem ausstattungstechnischem Aufwand – Dummy, Pfeife, Retriever-Leine, Sichthilfe – bieten. Verbesserte Kontrolle im Freilauf und über Distanzen hinweg und gesteigertes gegenseitiges Vertrauen sind überaus lohnenswerte Ziele für Halter und Hund.