Das „Fuß“-Kommando wird hier nur der Vollständigkeit halber angesprochen. Beim „Fuß“-Kommando steht die Frage am Anfang, was man sich selbst unter „Fuß“ vorstellt. Soll es ein “Hundeplatz”-Fuß sein, der Hund dabei am Bein „kleben“ und seinen Besitzer die ganze Zeit anhimmeln? Soll der Hund eine korrekte Grundposition einnehmen können? Oder soll der Hund auf das Kommando hin locker, aber absolut zuverlässig neben seinem Besitzer her laufen? Oder ist gemeint, dass der Hund an kurzer Leine läuft, ohne zu ziehen?
Ein korrektes, prüfungsrelevantes „Fuß“ aufzubauen ist langwierig, die Methoden, es beizubringen, vielfältig und hier würde es den Rahmen sprengen. Bei einem Welpen steht sicherlich die Leinenführigkeit an erster Stelle, daneben kann man erste Vorübungen für ein aufmerksames Laufen auf Bein-Höhe machen.
Oft ist das Problem des an der Leine Ziehens hausgemacht. Der Welpe zieht irgendwohin, Mensch denkt sich “prima, er will zum Grünstreifen, hoffentlich macht er da auch und nicht wieder in die Wohnung” oder Welpe zieht irgendwohin und Mensch denkt sich “wie süß, der hat Interesse an xy/will seinen Hundefreund begrüßen” oder Hund zieht zwar, aber Mensch hat es eilig, also lässt er mal Fünfe gerade sein und es durchgehen. Hund verknüpft in jedem Fall: Zug = ich komme da an, wo ich hin will. Tatsächlich könnte man dem Hund in einigen Fällen auch genauso gut eine Leckerlie fürs Ziehen geben.
Ein Welpe zieht dabei nicht, weil er stur ist oder austesten will. Er sieht einfach herzlich wenig Sinn darin, neben seinem Besitzer herzudackeln, wenn die Welt so aufregend ist, er spielen und alles erkunden will. Und für einen Welpen, der gerade einmal ein paar Wochen auf der Welt ist, ist ungefähr alles spannend. Dazu kommt, dass das Grundtempo eines Hundes höher ist, als das eines Menschen. Der Hund trabt, wenn er sich ausdauernd und gleichmäßig vorwärts bewegen möchte, der Mensch dagegen geht. Ein Hund hat außerdem ein Ziel, einen Grund, sich vorwärts zu bewegen. Er geht nicht bummeln oder genießt die schöne Natur. Ein Hund erkundet, wacht, markiert oder wartet auf Aufgaben. Eine Leine ist für Hunde erst mal eine nicht nachvollziehbare Einschränkung.
Sinnvolle Maßnahmen zum Aufbau der Leinenführigkeit sind, sich nie (!) in die Richtung zu bewegen, in die der Hund gerade zieht und dem Hund eine Anleitung und Feedback zu geben, welches Verhalten erwünscht ist und welches unerwünscht.
Bevor man mit dem Leinenführigkeitstraining beginnt, sollte der Welpe bereits in der Wohnung oder im Garten an Halsband/Geschirr und Leine gewöhnt werden. Die Leine selbst sollte bei einem Welpen möglichst leicht und etwa 1-1,5 Meter lang sein. Eine Flexi-Leine eignet sich zum Aufbau der Leinenführigkeit nicht, je länger die Leine, umso weiter entfernt sich der Welpe auch gedanklich vom Halter.
Um die Halswirbelsäule nicht zu schädigen, sollte ein Leinenruck bei einem Welpen vermieden werden. Alternativen sind stehen bleiben, wann immer der Welpe zieht (= der Hund hat keinen Erfolg mit dem Ziehen) oder Richtungswechsel, kurz bevor die Leine straff wird. Dazu eine Anleitung und Lob für das richtige Verhalten. Man schnalzt, klopft sich aufs Bein oder spricht den Welpen freundlich an, wenn die Aufmerksamkeit des Welpen abdriftet.
Das aufmerksame Laufen an der Leine ist für Welpen sehr anstrengend, da es viel Konzentration und Selbstbeherrschung kostet. Es hilft, abwechslungsreich zu laufen, mit Tempo-Wechseln und Richtungsänderungen. Wenn die Leine locker ist: loben!! Wenn der Welpe darüber hinaus sehr aufmerksam neben seinem Besitzer läuft: besonders tolle Belohnung! So kann man auch schon einen Grundstein für das Fuß-Kommando legen. Falls der Welpe bockt oder in die Leine beißt, bringt es am meisten, sich kommentarlos abzuwenden. Der Welpe merkt so schnell, dass dieses Verhalten ihm weder Aufmerksamkeit noch irgendeinen anderen Vorteil bringt. Sobald die Leine straff wird, bewegt man sich keinen Millimeter mehr in die Richtung, in der Hund gerade zieht. Bei einem Welpen erfolgt erneut das Aufmerksamkeitssignal und ein baldiges Ende der Übung, bevor die Konzentration des Welpen endgültig aufgebraucht ist.
Je nach Wohnlage ist es kaum möglich umzusetzen, sich nie in die Richtung zu bewegen, in die der Welpe gerade am ziehen ist. Ein Hund ist allerdings in der Lage zu begreifen, dass er ziehen darf, wenn er ein Geschirr trägt, nicht aber, wenn er ein Halsband trägt. So kann man das lockere Laufen an kurzer Leine dann üben, wenn man die nötige Zeit und den passenden Ort dazu hat.
Dass ein Welpe seine Umwelt erkunden möchte ist natürlich normal und das sollte man ihm auch nicht völlig nehmen. So kann man für Spaziergänge auch eine längere Leine nehmen (3-5 Meter) und den Welpen den Radius nutzen lassen. Zwischendurch das Aufmerksamkeitssignal üben oder angekündigte Richtungswechsel. Wichtig ist aber auch hier, dass die Leine nicht straff wird, bzw. dass man dem ziehen an der Leine nie nachgibt.
Bei einigen Welpen hat man zu Anfang das umgekehrte Problem: der Hund weigert sich, spazieren zu gehen. In freier Wildbahn ist es ein lebensrettender Instinkt für Hunde-/Wolfswelpen, sich nicht allzu weit von der schützenden Höhle zu entfernen. So erklärt man sich, dass viele Welpen nicht gerne vom sicheren Grundstück weggehen. Dieses Verhalten ändert sich von selbst, wenn der Hund älter wird. „Trösten“ wird ein Hund allerdings als Bestätigung seiner Ängste sehen. Am besten ist es, man trägt ihn das erste Stück oder fährt mit dem Auto, so dass der Spaziergang in unbekannter Umgebung startet. Spaziergänge in einer größeren Gruppe können dem Welpen ebenfalls Sicherheit vermitteln.
Bei einem älteren Hund können Richtungswechsel helfen, die Aufmerksamkeit an der Leine zu erhöhen. Man nimmt hierzu eine 1,5-2 Meter lange Leine, die man am äußersten Ende festhält. Sobald der Hund ¾ der Leine ausgeschöpft hat, ändert man abrupt die Richtung, so dass der Hund in die Leine läuft, falls er nicht rechtzeitig reagiert. Auch dies übt man zuerst auf einer Wiese, so dass für den Hund nie vorhersehbar ist, welche Richtung man als nächstes einschlägt. Auch hierbei das Lob nicht vergessen, wenn der Hund aufmerksam an lockerer Leine läuft.
Bei Hunden, die allgemein sehr ansprechbar sind und halbwegs aufmerksam laufen, kann man ein Signal geben, kurz bevor die Leine straff wird. Missachtet der Hund das Signal, läuft man ein paar Schritte rückwärts, bis man die Aufmerksamkeit des Hundes wieder hat. Mit der Zeit begreift der Hund die Verhaltenskette: Leine wird straff -> das Signal kommt -> es geht erst weiter, wenn die Aufmerksamkeit beim Besitzer liegt. Das Signal wird so unnötig und der Hund beginnt, sich selbst zu korrigieren, wenn das Ende der Leine erreicht ist.
Eine weitere Alternative ist die so genannte „be a tree“ – Methode: man spielt Baum. Sobald der Hund anfängt zu ziehen, bleibt man stehen und beachtet den Hund nicht. Der Hund kann zerren, fiepen, bellen, egal. Erst wenn der Hund sich irgendwann von selbst Richtung Hundeführer orientiert, geht es weiter.
Welche Methode man auch wählt, der Erfolg steht und fällt mit der eigenen Konsequenz.
Schwierig wird das Laufen an der lockeren Leine für den Junghund, wenn ein Artgenosse auftaucht. Die meisten jungen Hunde freuen sich und würden am liebsten sofort hin stürmen. Ein paar Tricks helfen, mehr Ruhe rein zu bringen. So kann man z.B. Kontakte an der Leine grundsätzlich untersagen. Unter anderem, da die Kommunikation der Hunde an der Leine eingeschränkt ist und wenig Platz zum ausweichen bleibt, reagieren viele Hunde an der Leine gereizter, als ohne Leine. Um seinem Welpen unangenehme Erfahrungen zu ersparen, ist es auch unter diesem Aspekt sinnvoll, Leinenkontakte zu meiden. Wenn es nie (!) zu Leinenkontakten kommt, wird der Junghund es irgendwann aufgeben, zu jedem Hund hinzuzerren.
Gerade bei befreundeten Hunden lässt sich dies aber selten so konsequent durchsetzen. So ist es hilfreich, mit dem Hund zu üben, dass er erst nach Erlaubnis Kontakt haben darf. Zu diesem Zweck kann man sich mit einem befreundeten Hundehalter (für den Anfang vorzugsweise mit einem ruhigen Hund) verabreden. Man bewegt sich hierbei immer nur dann auf den anderen Hund zu, wenn die Leine locker ist, wobei die gleichen Maßnahmen angewendet werden, die man auch sonst zum Leinentraining nutzt. Am Anfang ist die Aufgabe schon schwer genug, wenn der Trainingspartner-Hund nur ruhig da sitzt. Die Anforderungen kann man dann langsam steigern. Kurz bevor man den anderen Hund erreicht, fordert man vom eigenen Hund Blickkontakt oder ein Kommando wie z.B. „Sitz“ ein, dann bekommt er die Erlaubnis, den anderen Hund zu begrüßen. Auch wenn man vorhat, den eigenen Hund zum Spiel mit anderen Hunden abzuleinen, ist es hilfreich, wenn der Hund gelernt hat, auf die Freigabe zu warten. Auch dies ist lediglich eine Frage der eigenen Konsequenz.
Soll der Hund an der Leine zu einem bestimmten anderen Hund keinen Kontakt haben, ist es hilfreich, frühzeitig seinen Hund anzusprechen und z.B. Blickkontakt zu fordern. Auch das Laufen eines Bogens nimmt Spannung aus der Begegnung und signalisiert sowohl dem eigenen, als auch dem fremden Hund, dass es nicht zu Kontakt kommen wird. Es hilft ebenfalls sehr, sich selbst interessant zu machen, durch Stimme, Körpersprache und abwechslungsreiche Leinenübungen.
Absolut kontraproduktiv ist es dagegen, die Leine kurz zu nehmen, sobald ein anderer Hund in Sicht kommt. Für den Hund wird es dadurch automatisch unangenehmer und schafft eine negative Verknüpfung mit dem entgegen kommenden Hund: der Zug am Hals, dazu die eingeschränkte Bewegungsfreiheit, die ein Gefühl des Ausgeliefertseins hervorrufen kann. Außerdem stemmt sich der Hund automatisch gegen den Zug. Dadurch nimmt er allerdings eine vorwärts gerichtete, angespannte Körperhaltung ein, die wiederum beim entgegen kommenden Hund Unbehagen auslösen kann, mit entsprechenden Reaktionen. Mit etwas Pech ist man auf dem besten Weg zu einem Leinenpöbler. Auch Frust darüber, nicht zum Artgenossen hinzukommen, kann letztlich mit ein Auslöser für Leinenaggression sein. Um es überhaupt nicht erst soweit kommen zu lassen, trainiert man am besten von Welpenbeinen an, entspannt zu bleiben und sich auf den Halter zu konzentrieren, wenn ein anderer Hund in Sicht kommt.
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