Für viele Hunde ist der Spaziergang das Highlight des Tages. Der Hund zieht Richtung Hundewiese, schnüffelt interessiert die neuesten Nachrichten, tobt mit seinen Hundefreunden, verbellt den Erzfeind, buddelt nach Mäusen… Der Hund hat seinen Spaß, aber welche Rolle spielt sein Besitzer dabei? Dauerbespaßung des Hundes muss natürlich nicht sein. Aber mit etwas Fantasie und Spaß an der Beschäftigung mit dem Vierbeiner, lassen sich zwischendurch immer mal wieder kleine Spiele und Übungen einbauen.
Die Beschäftigung mit dem Hund hat verschiedene positive Wirkungen. Bei jagdlich interessierten Hunden kann eine sinnvolle Ersatzbeschäftigung mit dabei helfen, dass der Hund bei Wild kontrollierbarer wird. Er kann seinen Trieb so anderweitig ausleben, im Zusammenspiel mit seinem Besitzer.
Hunde, die an allem Interesse zeigen draußen, nur nicht an Herrchen oder Frauchen, lernen, dass es sich lohnt, auf ihren Besitzer zu achten. Sie merken, dass nicht nur das Spiel mit anderen Hunde oder das buddeln nach Mäusen Spaß macht, sondern auch Spiel und Zusammenarbeit mit ihrem Menschen.
Dazu kommt, dass Kopfarbeit auf Spaziergängen wesentlich besser auslastet, als reines laufen. 30 Minuten konzentriertes Arbeiten macht die meisten Hunde müder, als 2 Stunden reiner Spaziergang.
Und nicht zuletzt fördert die gemeinsame Beschäftigung auch die Kommunikation und die Bindung zwischen Hund und Halter.
Bevor es zu den verschiedenen Themengebieten zur Beschäftigung mit dem Hund geht, hier ein paar allgemeine Tipps, um die Grundaufmerksamkeit des Hundes zu erhöhen und die Spaziergänge interessanter zu gestalten:
- Öfter mal neue Wege gehen, ist für Hund und Mensch spannend. Bei immer der gleichen Runde kennt man schnell jeden Stein, jeden Busch, der Hund auch jeden Geruch. Kein Wunder, wenn der Spaziergang so eher lustlos absolviert wird. In neuer Umgebung sind die meisten Hunde deutlich aktiver, schnüffeln und bewegen sich mehr. Auch bietet jede Umgebung eigene Auslastungsmöglichkeiten. Z.B. neue Elemente für Wald- und Wiesen-Agility oder neue Untergründe und Ablenkungen für Suchspiele.
- Vor dem Ableinen Aufmerksamkeit sichern. Mit dem Lösen der Leine soll der Hund nicht sofort losdüsen, sondern sich erst noch einen Moment auf seinen Besitzer konzentrieren. Leine ab darf nicht als „tu, was du willst“ beim Hund ankommen. Mögliche Übungen sind z.B. Sitz in Verbindung mit Blickkontakt oder dem Hund ein Warte-Kommando geben und selbst schon ein Stück den Weg vor gehen, bis er freudig gerufen wird oder aber ein Stück ohne Leine Fuß laufen lassen. Vor allem in abwechslungsreicher Umgebung oder beim Treffen von Hundefreunden, machen diese Konzentrations- und Selbstbeherrschungsübungen viel Sinn.
- Je mehr Spaß der Mensch hat, umso mehr Spaß hat auch der Hund. Ein halbherziger Spielvorschlag hilft niemandem. Eine entspannte Stimmung und echte Begeisterung beim Menschen, reißen den Hund dagegen mit.
- Der Hund sollte auf seinen Menschen achten, nicht umgekehrt. Schnüffelt der Hund sich fest, entfernt man sich zügig, ohne den Hund zu rufen. Läuft der Hund zu weit vor, versteckt man sich und wartet, bis der Hund einen gefunden hat. Bei sehr unsicheren Hunden baut man diese Übung allerdings sehr behutsam auf und zeigt sich im Zweifelsfall rechtzeitig. Taucht ein Spaziergänger, Jogger oder ein anderer Hund auf, wo der eigene Hund gerne hin möchte, aber nicht hin darf, entfernt man sich zügig in die entgegengesetzte Richtung und macht sich dabei interessant. Dies hat deutlich bessere Erfolgschancen, als ein Versuch, den Hund einzufangen. Bewegt sich der Mensch in die Richtung, in die der Hund sowieso will, gibt es für den Hund keinen Grund mehr, nicht zum Objekt der Begierde zu stürmen. Je nach Hund, unterstützt eine Schleppleine die „richtige“ Entscheidung des Hundes.
- Es muss sich für den Hund lohnen, zum Besitzer zu kommen. Wenn nur gerufen wird, um den Hund von etwas Interessantem weg zu bekommen oder um anzuleinen, wird der Hund keinen großen Drang verspüren, sich seinem Besitzer zu nähern. Passiert dagegen immer mal wieder etwas Tolles bei seinem Menschen, wird der Hund deutlich freudiger kommen, durchaus auch ohne dass ein Ruf nötig ist.
- Kommunikation muss sich lohnen. Dreht der Hund sich zu seinem Menschen um, muss ein Feedback kommen. Ein Lob (ein „Fein, weiter“ reicht schon) oder eine Einladung zu einem kurzen kraulen, eine Richtungsangabe oder auch mal ein Spiel. Jeder Blick des Hundes ist eine Kontaktaufnahme. Kommt da nichts zurück vom Menschen, wird der Hund das Verhalten irgendwann einstellen, es lohnt sich nicht für ihn.
- Die Umwelt wird gemeinsam erkundet. Hört der Hund etwas (bleibt still stehen und lauscht), wird der Hund für seine Aufmerksamkeit gelobt. Bemerkt der Mensch etwas, z.B. einen Bach, einen Frosch (sofern der Hund ihn nicht frisst) oder eine Böschung, an der nach Mäusen gebuddelt werden darf, macht er wiederum den Hund aufmerksam. Reagiert der Hund ängstlich oder fasziniert auf etwas, erkundet man dies gemeinsam. Der Mensch geht hier souverän voran.
- Für Hunde gehört es zu den natürlichsten Dingen der Welt, sich ihr Futter zu erarbeiten. Sie erschnüffeln es, stöbern es auf, hetzen es und überlegen sich Strategien, wie sie es erreichen können.
So kann man den Hund auslasten und interessanter für ihn werden, wenn man draußen sein Jagdpartner wird und sich gemeinsam mit ihm einen Teil oder die komplette Tagesration erarbeitet. Ob man den Focus dabei mehr auf das Apportieren oder auf reine Nasenarbeit legt und wie eng die Zusammenarbeit mit dem Hund dabei werden kann, hängt vom einzelnen Hund ab.
Im Folgenden werden verschiedene Möglichkeiten zur Auslastung und Zusammenarbeit vorgestellt auf dem Hundespaziergang:
Apportierspiele, der Futterbeutel und die Arbeit mit dem Dummy
Gewässer
Nicht nur im Sommer stehen Gewässer bei vielen Hunden hoch im Kurs. Vor allem, wenn man auf dem Spaziergang mit Trockenfutter arbeitet, ist neben der Abkühlung dabei auch das Trinken sehr wichtig.
Für den Garten eignen sich z.B. Sandmuschen für Kinder, als Hundeplatschbecken. Für manche Hunde gibt es auch nichts schöneres, als das Wasser eines Rasensprengers zu jagen.
In Seen bieten sich Apportierübungen an. In Flüssen ist das mit Vorsicht zu genießen, da teils starke Strömungen auftreten können. Der Sprung in ein unbekanntes Gewässer kann ebenfalls schlimm enden, wenn dicht unter der Oberfläche spitze Stöcke oder Steine lauern.
Vor allem bei Hunden mit Gelenkerkrankungen, ist der Apport im Wasser eine sehr gute Alternative zu Spielen an Land. Die Gelenke werden entlastet und Muskeln aufgebaut.
Nach dem Baden hilft Bewegung in der Sonne oder trocken rubbeln, um Erkältungen zu vermeiden.
Schwimmmuffel können vielleicht überzeugt werden, wenn Frauchen oder Herrchen im Sommer mit ins Wasser gehen. Auch andere schwimmbegeisterte Hunde leisten Überzeugungsarbeit. Den Hund ins Wasser zu zwingen, geht allerdings in den meisten Fällen nach hinten los und erschüttert außerdem das Vertrauen vom Hund in seinen Halter. Aber auch viele Schwimm-Muffel haben Spaß, Trockenfutter aus flachen Gewässern zu fischen oder durch Bäche zu toben.