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Pferdekauf: was ist zu beachten?

4. Juli 2012 in Pferdehaltung

 

Pferde sind teuer, sowohl in der Anschaffung, als auch in der Haltung. Zudem knüpft man in der Regel bestimmte Erwartungen an das Pferd, was Umgang, Rittigkeit und sportliche Leistungen angeht. Um Enttäuschungen und Fehlkäufe zu vermeiden, ist beim Kauf des Pferdes einiges zu hinterfragen und zu bedenken:

 

Pferdekauf ist auch Vertrauenssache. Empfehlungen zu vertrauenswürdigen Verkäufern kann man z.B. in Reitschulen einholen oder beim Hufschmied. Diese haben oft einen guten Überblick, wer ehrlich Pferde verkauft und sie gut hält und ausbildet.

 

Wie wurde das Pferd bisher gehalten? Wie und wie oft wird es bewegt? In welchem Reitstil wurde es bisher geritten? Welche Ausbildung hat es? Wurde es auf Turnieren eingesetzt?

 

Wie verhält sich das Pferd Menschen gegenüber? Ist es verladefromm? Lässt es sich problemlos am Halfter (!) führen und die Hufe kontrollieren? Lässt es sich am ganzen Körper abstreichen? Das sollte beim ersten Kennenlernen des Pferdes nach Möglichkeit überprüft werden.

 

Ist das Pferd geländesicher? Wie verhält es sich im Straßenverkehr? Wie ist allgemein der Charakter des Tieres, worauf ist im Umgang zu achten?

 

Eine grundsätzlich interessante Frage ist auch, warum das Pferd verkauft wird.

 

Sind Vorerkrankungen oder Allergien bekannt? Zur gesundheitlichen Beurteilung sollte zudem immer eine Ankaufuntersuchung stattfinden. Diese sollte besonders umfangreich ausfallen, wenn man Turnierambitionen hat, ein Zuchtpferd möchte oder ein teures „Rassepferd“ erwirbt. Eine gute Ankaufuntersuchung, die viele Unwägbarkeiten abdeckt, kostet allerdings mindestens 350€.

Im Rahmen der Ankaufuntersuchung wird in der Regel eine Blutuntersuchung gemacht, wenn gewünscht auch Röntgenbilder und/oder Ultraschall. Daneben wird das Pferd umfangreich körperlich begutachtet, unter anderem auch der Fitnesszustand. Wie reagiert der Pferdekörper nach mehreren Minuten im Galopp? Wie sind Herz- und Atemfrequenz? Ist der Hustenreflex in Ordnung?

Von Seiten des Verkäufers gilt allerdings eine Gewährleistung, er muss für gewisse „Mängel“ des Pferdes haften. Mängel sind z.B. Krankheiten und körperliche Einschränkungen, die eine normale oder vertraglich vereinbarte Nutzung des Pferdes beeinträchtigen. Der Verkäufer tut entsprechend gut daran, sich an der Ankaufuntersuchung finanziell zu beteiligen, schafft sie ihm doch Rechtssicherheit, dass das Pferd beim Verkauf gesund war. Bekannte „Mängel“ sollten unbedingt im Kaufvertrag vermerkt sein, damit der Verkäufer für diese nicht haften muss. Im Zweifelsfall muss geklärt werden, inwiefern der Mangel bereits beim Verkauf bestand oder später auftrat.

 

Allgemein sollte man nicht alleine zum kennen lernen des Pferdes fahren, sondern jemanden mitnehmen, der sich gut mit Pferden auskennt. Das macht auch dann Sinn, wenn man selbst viel Ahnung von Pferden hat, da zwei Menschen immer mehr auffällt, als einem.

 

siehe auch: Kosten und Aufwand der Pferdehaltung

Welches Pferd passt zu mir?

4. Juli 2012 in Pferdehaltung

 

Für viele Menschen ist ein eigenes Pferd ein großer Traum. Wenn Unterbringung, Zeitaufwand und Kosten geklärt sind, steht die nächste wichtige Frage an: welches Pferd passt zu mir?

 

Ein junges, nicht ausgebildetes Pferd ist in der Regel am günstigsten zu erstehen und manch einer mag davon träumen, seinem Pferd alles selbst beizubringen. Diese Aufgabe sollte man allerdings nicht unterschätzen. Es erfordert viel Zeit, Geduld, Pferdewissen und Einfühlungsvermögen, um aus dem Pferd auch „nur“ einen angenehmen Freizeitbegleiter zu machen. Strebt man Turnierteilnahmen an, kommt man um eine gemeinsame Ausbildung (Mensch und Pferd) unter fachkundiger Leitung kaum herum.

 

Das Pferd muss natürlich zur eigenen Größe und zum Gewicht passen. Ob das Pferd einen tragen kann, hängt dabei nicht nur von der Pferdegröße ab. Massigere Pferde mit eher kurzem Rücken kommen meist besser mit viel Gewicht klar, als feingliedrige. Aber auch abgesehen davon, sollte die Größe des Reiters zum Pferd passen, da man nur dann Hilfen gut setzen kann.

 

Mit am wichtigsten bei der Wahl des Pferdes ist sicherlich, dass das Pferd zu den eigenen Ambitionen, aber auch zum eigenen Können passt. Hat man Wettkampfabsichten? Bevorzugt man eine bestimmt Reitweise? Ist das Pferd dafür geeignet oder bereits in Grundzügen danach ausgebildet worden?

 

Welches Wesen stellt man sich vor? Soll das Pferd z.B. gutmütig und leichtführig sein oder temperamentvoll und sensibel oder sehr robust, mit eigenen Kopf?

 

 

Man kann Pferde/Ponys bezüglich ihren Ansprüchen und dem Wesen grob in einen Nord- und einen Süd-Typ einteilen:

 

Nord-Typ: Hierzu zählen vor allem die Ponys, aber auch Kaltblüter. Der Nord-Typ gilt als bedächtig, nervenstärk und weniger zu kopfloser Flucht neigend. Das liegt daran, dass sich dieser Pferdetyp in kühlem Klima und rauem Gelände entwickelte, wo unbedachte Flucht leicht zu Stürzen führt, vor allem aber zu viel Energieverschwendung wäre. Entsprechend sind Nord-Typen meist sehr trittsicher und kommen gut mit kalten Temperaturen klar. So eignen sie sich gut für Robusthaltung, bzw. Offenstallhaltung. Sie sind gute Futterverwerter, sehr kräftig und durchaus ausdauernd. Nord-Typen sind vor allem für Pferdeanfänger in der Regel empfehlenswerter, aber auch allgemein für reine Freizeitreiter. Sie haben ein sehr umgängliches, robustes Wesen, sind zuverlässig, trittsicher und wenig schreckhaft im Gelände, stellen in der Haltung geringere Ansprüche und verzeihen eher Fehler.

Nord-Typen sind in der Regel über Futter sehr gut zu erziehen, da sie sehr verfressen sind. Da die Tiere allerdings dazu neigen, erst zu denken und dann zu handeln, gelten sie schon mal als etwas stur.

 

Süd-Typ: Süd-Typen sind temperamentvoller, sensibler und haben eine höhere Individualdistanz. Als Tiere, die sich in weiten Steppen entwickelt haben, sind sehr schnell, sowohl auf kurze, als auch auf lange Distanzen. Sie neigen allerdings dazu, bei möglicher Gefahr sehr kopflos ihr Heil in der Flucht zu suchen.
Süd-Typen kommen mit Hitze und Trockenheit gut klar, aber auch mit trockener Kälte. Einzig bei feucht-kaltem Wetter sind sie anfälliger, als der Nord-Typ, und brauchen entsprechend eine gut isolierte und vor allem trockene Rückzugsmöglichkeit.
Ein Problem in der Haltung kann es sein, dass Südpferde-Typen einen sehr großen Bewegungsdrang haben und bei zu wenig Bewegung dazu tendieren, nervös zu werden. Die Bewegung dient bei ihnen auch dem Stressabbau. So sollte der Umstand, dass sie in typisch deutscher nasskalter Witterung gerne mal öfter in den Stall geholt werden nicht bedeuten, dass die tägliche (!) Bewegung darunter leidet.
Süd-Typen erfordern im Umgang einige Erfahrung des Menschen, Ruhe und Einfühlungsvermögen. Die Umweltgewöhnung ist meist aufwändiger als bei Nord-Typen und auch die Haltungs- und Bewegungsansprüche sind größer. Schlechte Behandlung verunsichert sensible Pferde sehr viel schneller und nachhaltiger, so dass sie schnell „schwierig“ werden, Verhaltensprobleme entwickeln, nervös werden oder jede Mitarbeit einstellen.
Man sagt Südpferde-Typen, vor allem Vollblütern, nach, schneller zu lernen, was aber vor allem bedeutet, dass man als Mensch sehr gut mit dem Timing sein muss. Denn natürlich lernen sie auch Unerwünschtes schneller. Auf der anderen Seite lassen sie sich über interessantes Training und eine positive Grundstimmung im Training auch ohne weitere Belohnung recht gut zur Mitarbeit motivieren.

 

siehe auch: Rassezucht und Pferdetypen

 

Was man sich auch bereits im Vorfeld des Pferdekaufs überlegen sollte: was passiert, wenn das Pferd nach kurzer Zeit aus irgendeinem Grund nicht mehr reitbar ist? Dies ist durchaus eine Gewissensentscheidung. Man kauft sich ein Pferd zu einem bestimmten Zweck, in der Regel zumindest, um schöne Ausritte mit ihm zu erleben. Die Haltung ist sehr teuer, zumeist mehrere 100€ monatlich. Was also, wenn das Pferd nicht mehr wie gewünscht „funktioniert“? Behält man es trotzdem? Oder schiebt man es ab, wie ein defektes Spielzeug? Sucht man ihm zumindest noch einen bestmöglichen Platz als Beistellpferd? Kommt es zum Schlachter? Man darf dabei auch nicht vergessen, Pferde sind hochsoziale und sensible Tiere. Und das Pferd hat sich nicht ausgesucht, bei seinem Menschen einzuziehen.

Das Pferd als Fluchttier

4. Juli 2012 in Pferdehaltung, Verhalten

 

Südpferde-Typen haben in der Regel eine größere Fluchtdistanz als Nordpferde-Typen ( Pferdetypen ), aber für alle Pferde gilt, dass Flucht die erste Option bei Gefahr ist. Voraussetzung für Fluchttiere ist das frühe Wahrnehmen von potentieller Gefahr und die schnelle Reaktion darauf. So müssen Pferde behutsam an z.B. Straßenverkehr, Hunde, laute Geräusche u.s.w. gewöhnt werden, damit sie diese eben nicht mehr als potentielle Gefahr ansehen.

 

Bei Pferden sind die Augen seitlich am Kopf angesetzt, was typisch für Fluchttiere ist. So können sie einen sehr weiten Bereich überblicken, ohne den Kopf bewegen zu müssen. Auf plötzliche schemenhafte Bewegungen von der Seite reagieren sie instinktiv mit Flucht. Dies ist durch Umweltsicherheitstraining und viel Vertrauen in den Reiter zu verbessern, aber nicht umsonst tragen Kutschpferde Scheuklappen. Diese Grundreaktion ist in jedem Pferd verankert.

 

Pferde haben annähernd Rundumsicht, aber eben nicht ganz. Nähert man sich gerade von hinten dem Pferd, wird es einen nicht wahrnehmen können, was schmerzhafte Folgen haben kann, wenn es dann in Panik zutritt. So muss man es bei Annäherung von hinten früh genug freundlich ansprechen.
Vor allem bei breitem Kopf und sehr seitlich angesetzten Augen, ergibt sich auch direkt vor dem Pferd ein toter Winkel. Dies kann dazu führen, dass solche Pferde öfter mal erschrecken, wenn „plötzlich“ etwas vor ihnen auftaucht und auch das Einschätzen von Hindernissen wird schwieriger.

 

Foto: longhorndave/flickr, aufmerksam beim Grasen

Ähnlich verhält es sich mit potentiell gefährlichen Geräuschen oder Gerüchen. Da Pferde leisere und auch höhere Töne wahrnehmen, als der Mensch, ist dem Pferdehalter nicht unbedingt immer klar, wovor das Pferd gerade zurück schreckt. Zudem sind die Geräusche, die ein Mensch als normal empfindet und „überhört“, für Pferde durchaus wichtig. Ein Schleifen eines Seils über den Boden könnte eine Schlange sein, das Knacken von Ästchen ein Säbelzahntiger. Wenn das Pferd ein potentiell gefährliches Geräusch wahrnimmt, richtet es Ohren und Kopf darauf aus und versucht es genauer zu bestimmen. Im Zweifelsfall wird es flüchten, wobei sich die Ohren nach hinten, weiter in Richtung des Geräusches drehen. Dabei orientieren sich Pferde auch an ihren Gruppenmitgliedern. Startet ein Pferd durch, werden ihm die anderen ziemlich sicher folgen, auch wenn sie selbst die „Gefahr“ noch nicht bemerkt haben. Dabei unterscheiden Pferde aber durchaus, ob ein ranghohes, erfahrenes Tier die Flucht einleitet oder z.B. ein ungestümer Jährling. So hilft es einem unsicheren jungen Pferd sehr, wenn bei ersten Ausritten (oder Spazieren führen zur Umweltgewöhnung) ein sehr souveränes, älteres Tier dabei ist, an dem sich orientiert werden kann und das Sicherheit vermittelt. Ebenso kann ein Pferd lernen, seinem Menschen die Führung und Einschätzung von möglichen Gefahren anzuvertrauen. Das Pferd durch Strafe und Gewalt durch die Situation zu zwingen, ist weniger zu empfehlen. Es kann nicht Ziel sein, dass das Pferd mehr Angst vor seinem Menschen hat, als vor dem potentiellen Säbelzahntiger. Souveränität und Ruhe sind die Zauberworte und selbstbewusst seinen Weg gehen.

 

Sehr schreckhaften Tieren kann man immer mal wieder neue Gegenstände mitbringen, die sie dann in Ruhe in ihrem eigenen Tempo im Paddock oder auf der Weide, also in sicherer, vertrauter Umgebung, untersuchen können. Auch die vertraute Herde vermittelt Sicherheit, in der Gemeinschaft lassen sich neue Erfahrungen leichter machen.

 

Pferde haben ein sehr großes Sicherheitsbedürfnis. Sicherheit wird geschaffen durch Berechenbarkeit, Gewöhnung an Umweltreize, abwechslungsreiche Haltung mit vielen Möglichkeiten, Erfahrungen zu sammeln und auch die Möglichkeit, sich frei bewegen und sozial interagieren zu können. Pferde wollen sich dabei mit ihrer Umwelt auseinandersetzen, sind neugierig und wollen lernen. Das macht evolutionsbiologisch durchaus Sinn, jede unnötige Flucht verbraucht ohne Not wichtige Energiereserven. Deshalb nähern sich Pferde häufig nach einer kurzen Flucht wieder dem Auslöser, um diesen besser einschätzen zu lernen. Die Reaktion zwischen Flucht und Erkundung hängt allerdings auch von den Lichtverhältnissen ab: im Dunkeln oder in der Dämmerung sind Pferde sehr viel vorsichtiger, als bei Tageslicht. Auch die Vertrautheit der Umgebung spielt eine Rolle, weshalb man Pferde am besten dort mit Neuem konfrontiert, wo sie sich wohl fühlen. So sind Pferde, die ja ursprünglich aus der relativ abwechslungsarmen Steppe stammen, auch gut an das Leben mit dem Menschen in der Stadt zu gewöhnen. Wichtig ist eine langsame Gewöhnung und dem Pferd die Chance zu geben, in seinem Tempo Erfahrungen zu sammeln.

Das Pferd als Lauftier

4. Juli 2012 in Pferdehaltung, Verhalten

 

Beim normalen Grasen bewegen sich Pferde etwa 12-15 Stunden am Tag und legen dabei rund 30km im Schritt zurück. Ein Pferd den ganzen Tag in einer engen Box zu halten und nur zum Reiten rauszuholen ist daher keinesfalls artgerecht. Zudem trägt die gleichmäßige Bewegung über den Tag verteilt zur Gymnastizierung bei, fördert die Durchblutung und regt den Stoffwechsel an. Längeres Stillstehen dagegen rostet ein und verspannt die Muskulatur des Pferdes, die darauf nicht ausgelegt ist. Der soziale Kontakt zu Artgenossen auf der Weide, auch einfach „nur“ das beieinander stehen ohne störende Gitterstäbe, senkt zudem den Stress und sorgt für Wohlbefinden. Pferde, die sich dauerhaft zu wenig beschäftigen können und Langeweile haben, entwickeln z.T. schwere Verhaltensstörungen, wie Dauerscharren, Koppen (Luftverschlucken) oder Weben.

 

Pferde sind vor allem sehr Spurtstark, die Ausdauer bei höherem Tempo ist dagegen zum einen Typabhängig, zum anderen abhängig vom Trainingszustand. Auf Spurtstrecken sind bei einigen Rassen Geschwindigkeiten bis 70km/h möglich. Auf einem Distanzritt von 30 Kilometern schafft ein normal trainiertes, gesundes Tier eine Durchschnittsgeschwindigkeit von etwa 12km/h im Ausdauertrab.

 

Feste Reviere haben Pferde in der Natur nicht. Sie passen sich dem Nahrungsangebot an und wandern weiter, wenn die Nahrung aufgebraucht ist, die Gegend zu unsicher wird oder die Wasserquelle versiegt. Dennoch haben Pferde momentane Reviere, die in der Natur auch gegen andere Pferdeherden verteidigt werden.

 

Foto: Ali Taylor/sxc.hu, Dartmoor Ponys

Pferde sind weltweit verbreitet, in vielen verschiedenen Klimaregionen, in karger Steppenlandschaft, feucht-warmem Klima, im Gebirge und in eisigen Tundren. Das zeigt, wie gut sich Pferde auf verschiedene klimatische Bedingungen einstellen können und wie sehr sie auch zur Thermoregulation fähig sind. So können sie, im Gegensatz zu z.B. Hund und Katze, am ganzen Körper Schweiß absondern, um sich zu kühlen. Im Winter dagegen bekommen sie nicht nur ein Winterfell: wenn Pferde frieren, wird die Durchblutung der Muskeln angeregt und dort Stoffwechselenergie in Wärme umgesetzt. Das Pferd kann sich also aktiv von Innen wärmen, was allerdings den Futterbedarf steigert. Die Durchblutung insgesamt hängt natürlich auch von der Bewegung ab. So sind vor allem die Beine bei Boxenpferden im Stall sehr viel kälter, als bei Artgenossen auf der Weide.

Natürlich hängt die Fähigkeit, sich auf widriges Wetter einzustellen, auch vom Pferdetyp ab, vor allem aber von der Haltungsform: auch ein Vollblüter kann im Winter problemlos ein paar Stunden auf die Weide, wenn er das ganze Jahr über die Möglichkeit hat, das Wetter und Klima draußen wahrzunehmen. Mit überwiegender Boxenhaltung, beheiztem Stall und allgemeiner „Verzärtelung“ schadet man in der Regel dem Pferd mehr, als das es nutzt. Das Immunsystem wird leichter geschwächt, die Thermoregulation funktioniert immer weniger und die gesamte Witterungsempfindlichkeit steigt.

Mensch und Pferd: der Mensch als “Herdenführer”

4. Juli 2012 in Pferdehaltung

 

Grundlage zur Zusammenarbeit mit dem Pferd ist, dass es seinem Menschen vertraut, ihn ernst nimmt, und ihm auch die Führung zutraut und somit im Zweifelsfall gerne überlässt. Pferde wollen eine klare Rangordnung, sie sorgt für Sicherheit, Berechenbarkeit und die klare Regelung von Zuständigkeiten. Zudem wissen Pferde eine kompetente Führung sehr zu schätzen, vor allem auch jemanden zu haben, der Gefahren einschätzen kann und immer weiß, welche Reaktion gerade gut und angemessen ist. So hat „Herdenführung“ nicht nur etwas mit Durchsetzungsfähigkeit zu tun, sondern vor allem auch mit Souveränität, Berechenbarkeit und Selbstsicherheit. Wer dem Pferd gegenüber entsprechend auftritt, hat schon halb gewonnen.

Viele Probleme mit dem Pferd sind allerdings weniger eine Frage der Rangordnung, sondern entstehen aus fehlerhafter Kommunikation (da ist vor allem zu nennen: Unberechenbarkeit des Halters, Nachgiebigkeit im falschen Moment, Druck im falschen Moment), daneben aus falscher Haltung (zu wenig freie Bewegung/Sozialkontakte, zu wenig Grundlagenarbeit/Bodenarbeit) und zu wenig Gewöhnung an Umweltreize.

 

Zudem sollte bei Problemen immer auch der gesundheitliche Aspekt mit bedacht werden. Zahnprobleme, Verspannungen oder ein unpassender Sattel können so einige „Widersetzlichkeiten“ erklären.

 

Pferde sind daneben in erster Linie Opportunisten, sie tun das, was sie als positiv für sich ansehen, und vermeiden das, was sie als negativ empfinden. Pferde tun nichts, um ihren Menschen zu ärgern, sie verhalten sich immer in ihren Augen angemessen und sind vor allem ehrlich. Möchte man das Verhalten des Pferdes ändern, muss man die Sichtweise, die Empfindungen des Pferdes in der jeweiligen Situation ändern. Das klappt über großes Vertrauen des Pferdes in seinen Menschen oder darüber, das Pferd selbst Erfahrungen in entsprechender Richtung sammeln zu lassen (das ist positiv für dich, das nicht, bzw.: das ist nicht gefährlich).

 

Pferde reagieren beim Menschen prinzipiell auf Körpersprache und Stimmungen. Einzelne Laute lernen sie zuzuordnen, aber die Sprachmelodie ist immer wichtiger. Einiges verstehen Pferde instinktiv, z.B. Raumbeanspruchung durch entsprechende Körpersignale des Menschen. Vieles muss allerdings recht aufwändig konditioniert werden. Wichtig hierfür sind feste Rituale, Konsequenz, Lob und Strafe im exakt richtigen Moment und vor allem auch entsprechende Stimmungsübertragung. Ruhige Souveränität und geduldige Konsequenz helfen immer mehr, als aufbrausende „Gewalt“, um „Stärke“ zu demonstrieren. Letzteres führt eher dazu, dass Pferde abstumpfen, also immer mehr körperliche Einwirkung nötig wird, oder aber, dass die Pferde die Mitarbeit immer mehr einstellen, weil Zusammenarbeit mit dem Menschen für sie grundsätzlich negativ belegt ist. Zur Erinnerung: Pferden zeigen ein Verhalten häufiger, dass sich lohnt bzw. angenehm für sie ist und unterlassen, was sie mit unangenehmem verbinden.

 

Führungsanspruch kann daneben auch dadurch bekräftigt werden, dass man tatsächlich „führt“. Also durch Engstellen immer als erstes geht, vor dem lösen des Stricks auf der Koppel Aufmerksamkeit einfordert und keine Rempeleien des Pferdes duldet. Auf eine körperliche Auseinandersetzung mit einem Pferd, ein Kräftemessen, sollte man sich allerdings nicht einlassen. Das Pferd ist stärker.

Lob und Strafe

 

Foto: jramspott/flickr, Auseinandersetzung mit Umweltreizen

Damit das Pferd gerne mitarbeitet, muss Vertrauen zum Menschen da sein, eine verständliche Kommunikation und ein generell positives Empfinden von Zusammenarbeit. Dennoch wird man dem Pferd auch vermitteln müssen, was man nicht möchte. Dies kann man unter anderem dadurch erreichen, dass man das Pferd selbst die Erfahrung machen lässt, was sich lohnt und was nicht, bzw. welches Verhalten zielführend ist. Das Pferd zeigt eine Handlung, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Nun muss man ihm vermitteln, durch welches Verhalten es zum Ziel kommt und mit welchem nicht. Wehrt es sich z.B. gegen eine Bewegungseinschränkung, bekommt es sofort mehr Raum, sobald es sich freiwillig zurück nimmt. Die falsche Lernerfahrung wäre es dagegen, ihm für das Aufbegehren mehr Raum zu geben. Oder falls das Pferd vor einer Plastiktüte scheut, lässt man es die Erfahrung machen, dass die Tüte ihm nichts tut und besteht auf den Weg. Ganz falsch wäre es, die Tüte wegzuräumen, so lernt es nur: scheuen führt zum gewünschten Ziel und die Tüte ist wirklich gefährlich.

 

Daneben gibt es auch direkte Strafe und Lob, z.B. ein Leckerlie, wenn das Pferd auf seinen Namen hört oder ein kurzer Ruck am Halfter, wenn das Pferd beim Führen nicht stehen bleibt, sobald sein Mensch dies tut. Ganz wichtig zu bedenken ist, dass man Pferden nicht erklären kann, wofür sie gelobt oder gestraft werden. Sie beziehen beides auf das, was gerade zeitgleich passiert oder was sie zeitgleich tun. Strafe über längere Dauer oder im Nachhinein bewirkt nur einen erheblichen Vertrauensverlust des Pferdes in seinen Halter, bzw. eine völlig falsche Verknüpfung.

Das Pferd als Herdentier

4. Juli 2012 in Verhalten

Pferde leben in einem festen Sozialgefüge. Damit das funktioniert, braucht es wie in jeder sozialen Gruppe Regeln. Die Mitglieder müssen sich einschätzen können, es gibt feste Befugnisse, Aufgaben und darüber auch eine Rangordnung. Das sichert, dass es wenige Auseinandersetzungen in der Herde gibt, was nur unnötig Energie kostet. Eine einmal bestehende Rangordnung wird kaum wieder angefochten, es sei denn, die Ranghohen leisten sich, z.B. durch Krankheit oder Alter, dauerhaft größere Schwächen. Die Leittiere führen kompetent und souverän und werden darüber respektiert.

 

Meist stehen der Herde eine erfahrene Stute vor sowie ein so genannter Leithengst. Dazu kommen jüngere/rangniedere Stuten und Fohlen. Hengste wandern mit der Geschlechtsreife ab, bzw. werden vom Leithengst vertrieben. Stuten dagegen bleiben häufig bei ihrer Herde. Die jungen Hengste bilden zu Anfang gerne zusammen eine Kleingruppe. Dies gibt ihnen mehr Schutz vor Raubtieren und lässt sie in spielerischen Kämpfen für den Ernstfall üben: einen Leithengst zum Duell zu stellen und ihm so seine Herde abzunehmen. In einigen Fällen wandern auch junge Stuten mit einem neuen Hengst ab.

 

 

Oft gibt es eine klare Arbeitsteilung zwischen Leithengst und Leitstute. Die Leitstute führt, bestimmt die Richtung und was wann gemacht wird. Der Leithengst schützt bei Gefahr die Herde und sorgt vor allem dafür, dass kein anderer Hengst seine Position einnimmt. So übernimmt auch bei einer Flucht meist die Leitstute die Führung, während der Hengst die Nachhut bildet, die anderen Pferde antreibt und aufpasst, dass niemand verloren geht. Er ist auch derjenige, der sich im Notfall dem Kampf mit einem Angreifer stellen muss.
Pferdegruppe

 

Pferde als soziale Herdentiere, sollte man entsprechend keinesfalls alleine halten. Einem Pferd nicht täglich (!) freien Kontakt zu Artgenossen zu ermöglichen ist als Tierquälerei anzusehen. Dabei ist es aber auch wichtig, ob die Pferde sich mögen und verstehen. Im Prinzip ist es ähnlich wie beim Menschen: auch der möchte am liebsten in einer funktionierenden Sozialstruktur mit vertrauten anderen Menschen und genügend Sozialkontakten und Abwechslung leben. Andere Tiere, z.B. Esel, sind kein angemessener Ersatz für einen Artgenossen (genau so wenig, wie ein Schimpanse dies für einen Menschen wäre).

Pferde haben genau wie Menschen eine eigene Individualdistanz. Sie halten einen bestimmten Abstand zu Herdenmitgliedern und vor allem zu Fremden ein, der ihr „Wohlfühlabstand“ ist. Ebenso wie bei Menschen, dürfen Freunde diese Individualdistanz allerdings unterschreiten, z.B. zur Begrüßung oder zur sozialen Körperpflege. Auch Menschen unterschreiten die Individualdistanz bei Pferden, wobei die Pferde selbst da häufig wenig Mitspracherecht haben. Bei vertrauten Menschen genießen Pferde diese Nähe allerdings durchaus.

Kosten und Zeitaufwand der Pferdehaltung

27. Juni 2012 in Pferdehaltung

 

 

Pferdehaltung gehört zu den sehr zeitaufwändigen und vor allem auch teuren Hobbies, wenngleich der Aufwand sehr unterschiedlich ausfallen kann. Abhängig sind die monatlichen Kosten vor allem von der Art der Haltung und davon, wie gesund das Pferd ist. Dieser Artikel soll helfen, vor der Entscheidung für ein Pferd Kosten und Zeitaufwand besser einschätzen zu können.

 

 

 

Die Kosten im Überblick:

 

Pferdehaltung in einem Reitstall mit Vollpension: 150-400€ monatlich. Der Preis hängt dabei zum einen von der Lage des Reitstalls ab, auf dem Land zahlt man meist weniger, als im städtischen Raum. Daneben von den enthaltenen Leistungen: Sind Weiden vorhanden und ein Winter-Paddock? Wie groß sind die Boxen? Was für Arbeiten werden übernommen? Gibt es eine Reithalle oder einen Platz mit Flutlicht? Handelt es sich um einen Turnierstall mit entsprechend guten Trainern und guter Ausstattung? Welches Futter wird gegeben? Wie viel individuelle Betreuung bekommt das Pferd?

 

Pferdehaltung im Offenstall, ohne Zusatzangebote: 80-150€ pro Monat, je nachdem, wie viel an Arbeit selbst geleistet wird und was an Fütterung im Preis enthalten ist.

 

Wenn man sein Pferd in Eigenregie „am Haus“ halten möchte, können bei vorhandenem Weideland natürlich Kosten eingespart werden. Zu bedenken ist aber, dass in dem Fall mindestens 2 eigene Pferde gehalten werden müssen, da Pferde keinesfalls für Einzelhaltung geeignet sind. Auch der Hufschmied und der Tierarzt sind oft etwas teurer, wenn man sich die Anfahrtspauschale nicht mit anderen Pferdebesitzern teilen kann. Ebenso muss man in der Regel für die Mistentsorgung zahlen und kann Futter, Heu und Stroh nur in geringeren Mengen kaufen, was es durchaus ebenfalls teurer machen kann.

 

Heu, Stroh und Zusatzfutter: etwa 50-150€ im Monat, abhängig von der Jahreszeit, bzw. davon, ob das Pferd zusätzlich Weidegang hat. Die Preise für Heu variieren, je nachdem, ob große Rundballen oder kleine Ballen Heu gekauft werden. Das Problem mit großen Rundballen ist, dass sie kaum in einen normal großen Anhänger passen und auch entsprechend große und vor allem absolut trockene Lagermöglichkeiten vorhanden sein müssen. Für einen kleinen Ballen Heu bezahlt man regionsabhängig meist zwischen 1,00€ und 2,50€. Im Sommer rechnet man dabei je Pferd mit zusätzlichem Weidegang etwa 0,5 – 1 kleinen Ballen pro Tag, im Winter, bzw. ohne Weidegang, etwa 1,5 – 2 Ballen + Kraftfutter und/oder weiteres Zusatzfutter. Selbstverständlich hängt dies auch von der Pferdegröße, den Arbeitsleistungen und der Futterverwertung ab.

 

Tierarzt: Auch wenn das Pferd absolut gesund ist, fallen Kosten an. Für eine Wurmkur zahlt man etwa 15€, für die jährlichen Impfungen um 40€. Oftmals ist auch eine regelmäßige Zahnpflege nötig, für die um 80€ eingeplant werden sollte.

 

OP-Versicherung: ab 12€ pro Monat (unbedingt darauf achten, was abgedeckt ist!). Eine Krankenversicherung kostet in der Regel mindestens 40€ im Monat und rentiert sich entsprechend nur bei Pferden, die häufig krank sind. Auch hier unbedingt darauf achten, was genau abgedeckt ist und was nicht. Eine OP-Versicherung ist für jeden empfehlenswert, der nicht im Notfall eine größere Summe auf einmal aufbringen kann. So kann z.B. eine schwere Kolik durchaus bis zu 3000€ kosten.

 

Hufschmied: Ein Hufschmied sollte sowohl bei Hufeisenträgern, als auch bei Barhufern etwa alle 6-8 Wochen kommen. Bei Barhufern zahlt man dabei etwa 25-40€, bei Hufeisenträgern mindestens 50€.

 

Haftpflicht: etwa 100-160€ im Jahr, je nach Versicherung und Abdeckung

 

Grundausstattung: Sattel, Trense, Gebiss, Halfter, Decken, Gamaschen, Putzzeug etc. je nach Qualität des Materials etwa 800-3000€

 

Reitunterricht: Falls das Pferd in einem Reitstall untergebracht ist, ist für die reine Hallenbenutzung ohne Unterricht häufig ein kleiner Unkostenbeitrag von etwa 5€ pro Nutzung zu leisten. Für Reitunterricht in der Gruppe zahlt man meist etwa 10-20€ pro Unterrichtseinheit, für Spezial- oder Einzelunterricht mindestens 15-30€.

 

Anhänger: ein Pferde-Hänger kostet ab etwa 5000€. Man braucht ihn z.B. für Tierarztbesuche, Turnier-Teilnahmen, Distanzritte, Urlaubsfahrten oder den Transport zu einer neuen Unterkunft/Weide. Eine grundsätzliche Frage dabei ist, ob die eigene Führerscheinklasse für einen Anhänger mit entsprechend großem zulässigen Gesamtgewicht ausreicht.

 

Kleinere Ausgaben: mal einer neuer Führstrick, eine neue Reithose, ein Fliegenabwehrspray, Leckerlies oder Turniermeldegeld. Im Durchschnitt kann man hier auch noch mal etwa 50€ pro Monat einplanen.

 

 

Kaufpreis

 

Das Pferd selbst kostet bei der Anschaffung natürlich auch: für ein gesundes, reitbares Pony ohne spezielle Ausbildung oder Abstammung zahlt man ab etwa 1000€. Für ein ausgebildetes, turnierfähiges Pferd zahlt man ab etwa 2500€, mit besonders guter Abstammung und/oder Ausbildung: ab 5000€.

Grobe Preisangaben für einzelne Rassen:

 

Nordtyp: Shetlandpony: ab etwa 700€, deutsches Reitpony: um 3000€, Haflinger: um 2000€, Islandpony: ab 3000€, Connemara und Fjordpferd: um 2500€

 

Südtyp: Araber: um 4500€, Deutsches Warmblut und Westernpferde: um 5000€, Andalusier: ab 6000€

 

Bei entsprechender Abstammung und/oder Ausbildung auch deutlich mehr.

 

Dazu kommt der Transport ins neue Heim, der auch einiges kostet, wenn man das Pferd nicht selbst abholen kann oder möchte. Wichtig: wenn das Pferd auf dem Transport ins neue Heim verunglückt, bleibt der Schaden bei demjenigen, dem das Pferd zu diesem Zeitpunkt gehört!

 

 

Zeitaufwand

 

Der eigene Zeitaufwand hängt sehr stark von der Art der Haltung ab und auch davon, wie viel an Arbeit man übertragen kann (finanziell) oder übertragen will. Wenn man das Pferd in erster Linie selbst versorgen möchte, sollte man bei Stall- oder Boxenhaltung etwa 2,5-3 Stunden pro Tag rechnen, zur Versorgung, Ausbildung und vor allem Bewegung des Pferdes. Bei Offenstallhaltung oder Weidehaltung fällt der Zeitaufwand insofern geringer aus, dass das Pferd einen guten Teil der benötigten Bewegung bereits selbsttätig erhält. Dennoch sollten für Stall- und Weidearbeiten, Fütterung und Pflege sowie Ausbildung und gezielte Bewegung, etwa 1-2 Stunden am Tag eingeplant werden können. Dabei sollte mindestens 2x am Tag (in der Regel morgens und abends) nach den Tieren gesehen werden.

Zu bedenken ist, dass im Winter eher ein höherer Zeitaufwand nötig ist, es aber morgens und abends dunkel ist.

Pflege der Pferde

27. Juni 2012 in Pferdehaltung

Geputzt werden müssen Pferde vor allem vor dem Reiten, da der Sattel auf Schmutzpartikeln scheuern und drücken kann. Daneben wirkt striegeln im Fellwechsel unterstützend und ist allgemein eine willkommene Massage für das Pferd.

 

Die meisten Pferde genießen Körperpflege auch als angenehmen Sozialkontakt. Die Beziehung zum Menschen wird so intensiviert, Pferd und Mensch werden vertrauter miteinander. Außerdem fallen beim regelmäßigen putzen kleinere Verletzungen schneller auf.

 

Zum Putzen und Pflegen wird das Pferd am Halfter mit Strick angebunden. Die Anbindevorrichtung muss dabei absolut stabil sein, auch dann noch, wenn das Pferd steigt und daran zieht. Ebenso ist es sehr wichtig, das Anbindeseil mit einem Panikhaken zu versehen, der im Notfall blitzschnell gelöst werden kann. Den Panikhaken sollte man dabei allerdings nicht zu früh lösen, sondern das Pferd durchaus die Erfahrung machen lassen, dass bocken nicht zur Befreiung führt, sondern diszipliniertes Stehen angesagt ist. Man übt dies beim jungen Pferd mit kurzen Anbindezeiten, die so positiv wie möglich gestaltet werden. Wichtig zum üben ist vor allem auch eine möglichst ruhige, ablenkungsfreie Umgebung. Keinesfalls sollte sich das Pferd bei ersten Anbindeübungen erschrecken oder zu lange angebunden bleiben.

 

Groben Schmutz entfernt man mit einem Gummi- oder Plastikstriegel, anschließend geht man mit einer Bürste (Kardätsche) über das Fell. Für Mähne und Schweif braucht man einen speziellen Mähnenkamm. Empfindliche Körperpartien dürfen nur mit weicher Bürste gereinigt werden. Nüstern und Genitalien reinigt man nach Bedarf mit einem feuchten Schwamm. Vor und nach dem Reiten müssen zusätzlich die Hufe gereinigt und der Beschlag überprüft werden.

 

Wichtig ist im Sommer außerdem ein Fliegen- und Bremsen-Schutz. Neben textilem Schutzbehang helfen Abwehrsprays.

 

Hufpflege durch einen Hufschmied sollte etwa alle 6-8 Wochen stattfinden, bei Barhufern alle 4-6 Wochen. Es kann empfehlenswert sein, den Huf zusätzlich regelmäßig mit Huffett einzureiben.

 

Wichtig ist auch eine regelmäßige Zahnpflege, vor allem, wenn das Pferd langsam älter wird. Zu empfehlenswerten Schutzimpfungen kann der Tierarzt Auskunft geben. Häufig wird zumindest gegen Tetanus und Tollwut geimpft, dazu ist auch die Influenza- (Grippe-)Impfung recht empfehlenswert. Eine Entwurmung sollte mindestens 3x im Jahr stattfinden.

Die Ernährung des Pferdes

27. Juni 2012 in Pferdehaltung

 

Pferde sind reine Pflanzenfresser, die sich in der Natur vor allem von Gräsern und Kräutern ernähren. Daneben fressen sie auch Laub, Blumen, Wurzeln und Sträucher, Obst, Beeren und Samen.

 

Pferde sind dabei, wie fast alle Pflanzenfresser, Dauerfresser. Sie haben einen kleinen Magen und ein sehr störanfälliges Verdauungssystem, das auf die ständige Aufnahme von Futter ausgelegt ist. In der Natur verbringen Pferde rund 12 Stunden am Tag mit fressen. Das Futter auf 1-2 große Mahlzeiten am Tag zu verteilen, ist daher zum einen ungesund, zum anderen auch nicht artgerecht. Zu lange Fresspausen bedeuten Stress für das Pferd und führen unter anderem zu Koliken. Holz wird angenagt und es kann zu schwerwiegenden Verhaltensauffälligkeiten wie Dauerscharren, Koppen (Luftverschlucken) oder Weben als Alternativbeschäftigung kommen. Das liegt daran, dass das Zerkauen der Nahrung unter natürlichen Bedingungen ebenfalls mehrere Stunden pro Tag in Anspruch nimmt, und so für Beschäftigung und Wohlbefinden sorgt. Daneben trägt es entscheidet zum Sättigungsgefühl bei und sorgt für ein angemessenes Abnutzen der Zähne. Es kann daher keine Alternative sein, das Pferd in erster Linie mit Kraftfutter zu ernähren; zumindest Heu (oder aber Weidegang) ist zwingend nötig.

 

Das Heu sollte bestenfalls von Kräuterwiesen stammen, weniger von Gras/Klee-Wiesen. Der 1. Schnitt (Frühsommer) ist dabei empfehlenswerter, als Heu aus dem Spätsommer.

 

 

Fütterung im Winter (bzw. ohne Weidegang)

 

Bei qualitativ hochwertigem, sauberem Stroh im Stall, reichen 3 Fütterungen pro Tag. In dem Fall sollte das Futter vor allem aus Heu bestehen, das die Pferde sich über den Tag einteilen können. Ohne frisches Stroh sollte mindestens 5x gefüttert werden, mit möglichst kurzer Nachtpause. 8 Stunden Pause nachts sind schon fast zu lang, da ohne Nahrung schnell die Dickdarmbakterien absterben, was zu schwerwiegenden Verdauungsproblemen führen kann.

 

 

geeignetes Zusatzfutter:

 

Neben Heu kann Heulage verfüttert werden, allerdings keinesfalls Nasssilage. Auch Hafer- und Gerste-Zubereitungen sind geeignet. Getreide kauft man dabei am besten im ganzen Korn und quetscht oder kocht es selbst. Mais, bzw. Maissilage, ist zur Gewichtszunahme gut als Ergänzung geeignet, sollte aber nicht als einziges Futter gegeben werden. Es besteht fast nur aus Kohlenhydraten und ist stellt damit keinesfalls eine ausgewogene Futterquelle für Pferde dar.

 

Karotten und Rüben sind gute VitaminA-Spender im Winter, und auch Zuckerrüben und Äpfel werden von Pferden als leckere Zwischenmahlzeit gerne gefressen.

 

Pferde mögen daneben als Abwechslung gerne frische Zweige von z.B. Birke, Haselnuss oder Obstbäumen. Einige Bäume sind giftig für Pferde, weshalb man nichts füttern sollte, von dem man nicht sicher weiß, dass es ungiftig ist.

Giftige Pflanzen für Pferde sind unter anderem: Eibe, Goldregen, Maiglöckchen, Buchsbaum, Fingerhut, Gefleckter Schierling, Rhododendron, Narzissen, Kirschlorbeer, Kartoffelgrün, Efeu, Liguster, Tollkirsche und Seidelbast.

 

Kraftfutter ist als Ergänzung besonders bei stärkerer Beanspruchung nötig, daneben auch im Winter, vor allem bei schlechten Futterverwertern. Wenn Kraftfutter gegeben wird, sollte dies am besten auf mindestens 2 Portionen am Tag aufgeteilt werden. Kraftfutter sollte nach getaner Arbeit gegeben werden, nicht unmittelbar vor der Arbeit. Zu Viel Kraftfutter kann daneben auch zu Überdrehtheit beim Pferd führen. Bei sehr nervösen oder aufgeregten Pferden kann eine Futterumstellung durchaus Wunder bewirken. Futterumstellungen sollten allerdings immer langsam vorgenommen werden, indem man das bisherige Futter in kleinen Schritten reduziert und das neue entsprechend erhöht. Sonst kann es zu schweren Verdauungsproblemen kommen. Dies gilt insbesondere auch für die Umstellung von Stallhaltung (Heufütterung) auf Weidehaltung (Frischfutter) im Frühjahr.

 

Ein Salzleckstein ist grundsätzlich empfehlenswert. Mineralien oder Vitamine müssen bei ausgewogener Fütterung mit qualitativ hochwertigem Futter (gute Weide, gutes Heu, gutes Zusatzfutter) nicht unbedingt gegeben werden.

 

Pferde trinken nur wenige Male am Tag, dann allerdings größere Mengen. Dennoch sollten sie immer frisches Wasser zu Verfügung haben, um selbst entscheiden zu können, wann sie Wasser brauchen. Abhängig von der Fütterung (trocken oder frisch), von der Arbeitsleistung und der Witterung, brauchen Pferde mindestens 30 Liter Wasser am Tag.

 

 

Futtermenge

 

Man kann Pferde in gute und schlechte Futterverwerter einteilen. Gute Futterverwerter setzen schneller Gewicht an, während schlechte Futterverwerter deutlich mehr Nahrung brauchen, um ihr Gewicht zu halten. Zu den guten Futterverwertern gehören vor allem die Ponys. Diese sind in der Regel gleichzeitig Robustpferde und werden entsprechend gerne Tag und Nacht auf der Weide gehalten. Wenn die Wiese „fett“ ist und die Tiere zu wenig bewegt werden, setzen sie dabei allerdings leicht Übergewicht an und neigen zu Hufrehe. In dem Fall macht es Sinn, den Weidegang zu begrenzen und die Tiere einen Teil des Tages in einem Paddock zu halten. Eine Alternative dazu ist das Tragen eines „Maulkorbes“. Dieser ermöglicht weiter die Aufnahme von Gras, jedoch braucht das Pferd länger zur Aufnahme der gleichen Grasmenge. Ebenso schützt der Maulkorb vor der Aufnahme von Äpfeln, falls man die Pferde im Herbst auf einer Obstwiese hat. Zu bedenken ist, dass mit einem Maulkorb das Bedienen einer automatischen Selbsttränke stark erschwert ist, so dass eine alternative Wasserquelle zur Verfügung stehen muss.

 

Schlechte Futterverwerter oder stark beanspruchte Pferde brauchen dagegen zusätzlich zum Weidegang häufig noch Kraftfutter.

 

Für Pferde rechnet man etwa 1,5kg Heu pro 100kg Körpergewicht und Tag oder 5-6kg Gras pro 100kg Körpergewicht. Bei Leistungspferden ergänzt durch entsprechende Beifütterung.

 

Pferde haben dann ein gutes Gewicht, wenn man die Rippen gut fühlen, aber nicht sehen kann. Eine Diät sollte immer mit dem Tierarzt abgesprochen werden und aus angepasstem Futter (nicht zu wenig Futter!) und ergänzender Bewegung bestehen.

Ansprüche der Pferde an Stall und Weide

27. Juni 2012 in Pferdehaltung

 

der Stall

 

Selbst sehr robuste Ponyrassen sollten bei schlechtem Winterwetter zumindest einen zugfreien, trockenen Unterstand zur Verfügung haben. Empfindlichere Rassen brauchen das ganze Jahr über einen entsprechenden Stall als Rückzugsmöglichkeit. Manche Pferde sollten im Winter tatsächlich nur durchdacht rauskommen.

 

die Stallausstattung:

 

Eine Box sollte für Großpferde mindestens 3×4 Meter pro Pferd betragen. Das Pferd muss sich problemlos umdrehen und auch einige Schritte laufen und sich wälzen können. Die Decke muss so hoch sein, dass das Pferd nicht anstößt, wenn es auf die Hinterbeine steigt. Für Pferde ist es zudem angenehmer, wenn die Boxen-Wände so niedrig sind, dass sie darüber schauen können. Im Zweifelsfall kann im oberen Bereich ein Gitter angebracht werden.

 

Viele Pferde reagieren empfindlich auf Staub, auch Heu-Staub, oder schlecht gelüftete Ställe. Der Stall braucht entsprechend ausreichend frische Luft, aber trotzdem keine Zugluft. Nach innen kippende Fenster verursachen meist weniger Zugluft, als nach außen kippende Fenster. In dem Sinne ist auch eine große Öffnung oft besser, als viele kleine.

 

Pferde brauchen Frischwasser immer zur freien Verfügung. Am besten ist eine automatische Tränke, da ein Trog schnell verschmutzt und Eimer gerne umgeworfen werfen. Im Winter muss man darauf achten, dass das Wasser, bzw. die Leitungen, nicht einfrieren.
Ein Pferd braucht etwa 30-50 Liter pro Tag, je nach Größe, Anstrengung, Fütterung (frisch oder trocken) und Außentemperaturen. Die Tränke sollte nicht direkt neben dem Fresstrog stehen, da Pferde vor allem Kraftfutter gerne mit viel Wasser herunter spülen. Dadurch gelangt der Futterbrei vom Magen in den Dünndarm, wodurch Koliken ausgelöst werden können.

 

Die Heuraufe und die Wassertränke sollten sich wegen der Verletzungsgefahr in Stallecken befinden, nicht mittig an der Wand. Kabel, Lichtschalter und Schlösser sollten in jedem Fall außen am Stall angebracht sein, damit das Pferd nicht daran kommt. Der Stall sollte bestenfalls allerdings sowohl einen Wasser- als auch einen Stromanschluss aufweisen. Ein leicht abschüssiger Boden im Stall ist sinnvoll, da die Feuchtigkeit (Urin z.B.) so nicht im kompletten Stall steht, sondern in eine Ecke abfließt.

 

Heu und Einstreu sollten möglichst auch bei Regenwetter trocken in den Stall gelangen. So ist eine Lagerung möglichst dicht am Stall empfehlenswert. In jedem Fall muss die Lagerung selbst absolut trocken sein. Es erleichtert die Arbeit enorm, wenn auch der Misthaufen nicht zu weit vom Stall entfernt ist. Sattel, Decken, Medikamente etc. brauchen ebenfalls einen absolut trockenen Lagerort.

 

 

Einstreu

 

Mit am besten als Einstreu geeignet ist Stroh. Darunter kann eine Stallmatte gelegt werden, was die Strohmenge etwas reduziert. Auf Rindenmulch reagieren einige Pferde mit Hautallergien, da es häufig recht stark Pestizid-belastet ist. Außerdem ist es eher schwer sauber zu halten. Holzspäne sind eine Alternative, wenn diese möglichst hochwertig und staubfrei sind. Man kann Holzspäne und Stroh auch gut kombinieren. Etwas teurer, aber ebenfalls gut geeignet ist das sehr saugstarke und nahezu staubfreie Hanfeinstreu.

 

Auch beim Stroh selbst sollte auf einiges geachtet werden: Besonders wichtig ist, dass es möglichst wenig staubt, da viele Pferde empfindlich darauf reagieren. Ebenfalls wichtig ist, dass die Halme nicht zu kurz sind, da sie dann unter Umständen zu hektisch gefressen werden würden. Da Pferde das Stroh eben auch fressen, muss es natürlich frisch und schimmelfrei sein. Am ehesten ist dies im Zweifelsfall an einer goldgelben Farbe und frischem Geruch zu erkennen. Weizenstroh wird allgemein als am geeignetsten angesehen, da es eine gute Saugkraft hat und von Pferden gerne gefressen wird. Zudem ist es in der Regel am günstigsten.

 

Die Strohschicht muss ausreichend dick sein, damit das Pferd sich wohl fühlt. Man rechnet etwa 25cm als Grundlage und darauf eine Schicht frisches Stroh, das bestenfalls mehrmals täglich gewechselt wird. Nackter Boden, Beton oder gar Gitterboden mag weniger Arbeitsaufwand bedeuten, ist im Sinne der Pferde aber abzulehnen. Harter Boden eignet sich nicht zum ruhen, er belastet Gelenke und Hufe und einige Pferde urinieren nur ausgesprochen ungern darauf, da der Urin so an die Beine spritzt.

 

 

der Paddock

 

Ein Paddock sollte das Minimum sein, falls man dem Pferd keine Weide bieten möchte oder kann. Daneben eignet er sich auch als Winterauslauf, zum longieren und für andere Bodenarbeit oder um Pferde kurzzeitig separieren zu können. Pro Pferd rechnet man dabei etwa 100-200qm, Minimum je Pferd sind 50m². Ein Paddock ist grundsätzlich vegetationslos und hat meist Sand oder Sägespäne als Unterlage. Rasen wird dagegen sehr schnell zu einem Matschfeld.

Wenn das Wasser nach starken Regenfällen schlecht abfließt, kann eine künstliche Trennschicht mit Drainage zwischen oberem Bodenbelag und Untergrund hilfreich sein. Bei Sand kann es zudem sinnvoll sein, Kanthölzer als Umrandung zu legen, die ein Wegtragen des Sandes aus dem Auslauf verhindern. Reiner Sandbelag ist oft sehr staubig, tiefgründig und kühlt im Winter stark aus. Eine Mischung aus Sägespänen und Sand ist eine mögliche Alternative.

 

Gut ist es, wenn der Paddock dem Pferd viele Sinneseindrücke ermöglicht, es also viel zu gucken und zu erleben gibt. Das hilft gegen Langeweile und fördert die positive Auseinandersetzung mit Umweltreizen und damit das Selbstbewusstsein, die Neugier und die Umweltsicherheit. Zudem ist es sinnvoll, den Paddock durch mobile Zaunelemente unterteilen zu können, um z.B. separate Ruhebereiche und Arbeitsbereiche zu schaffen. So kann man unter anderem mit einem Pferd arbeiten, ohne die anderen Pferde ganz in den Stall bringen zu müssen oder ein Pferd nach dem Arbeiten ohne direkten Kontakt mit den anderen Pferden zur Ruhe kommen lassen. Eine abgetrennte „Schleuse“ ermöglicht daneben einfacheres separieren eines Pferdes, wenn es zum Ausritt oder zur Arbeit heraus geholt wird.

 

 

Weide

 

Besonders geeignet für Pferde ist eine vielfältige, nicht zu feuchte Wiese, mit vielen verschiedenen Gräsern und Kräutern. Eine Gras-Klee-Mischung, wie sie für Rinder bevorzugt wird, ist für Pferde weniger geeignet.

 

Ebenfalls unerwünscht für die Pferdeweide sind: Sauerampfer, Disteln, Weißklee, Brennnesseln und Hahnenfußgewächse. Wirklich giftige Pflanzen sind unter anderem: Eibe, Goldregen, Maiglöckchen, Buchsbaum, Fingerhut, Gefleckter Schierling, Efeu, Liguster, Tollkirsche, Rhododendron, Narzissen, Kirschlorbeer, Kartoffelgrün und Seidelbast.

 

Ganz wichtig ist die Weidepflege. Dies bedeutet zum einen das Ausmerzen von unerwünschten oder gar giftigen Pflanzen, zum anderen das möglichst tägliche Absammeln von Pferdeäpfeln. Pferdeäpfel überdüngen den Boden, was die falschen Pflanzen im Wachstum begünstigt. Zudem entwickeln sich dort Würmer, die die Pferde beim grasen wieder aufnehmen.

 

Eine regelmäßige Düngung der Weide ist ratsam. Hierzu kann guter Kompost genommen werden oder eine speziell abgestimmte Düngermischung aus dem Fachhandel. Diese lässt man sich nach erfolgter Bodenanalyse zusammen stellen.

 

 

 

Man rechnet bei kombinierter Stall-Weidehaltung, mit leistungs- und witterungsabhängiger Zusatzfütterung, etwa 1,5 Hektar für 2 Tiere. Es ist in jedem Fall zu bevorzugen, die Weide alle paar Wochen zu wechseln. Bei einer sehr großen Fläche kann entsprechend parzelliert werden. Dies hat den Vorteil, dass weniger Weideland am Tag auf der Suche nach Pferdeäpfeln abgegangen werden muss. Zudem zertreten die Pferde weniger auf der Suche nach den besten Happen, sondern fressen gleichmäßiger ab. Bei sehr kleinen Koppeln rechnet man nur wenige Tage Beweidung und anschließend 3 Wochen Erholung für die Wiese. Bei größeren Flächen erhöht sich die Beweidungsdauer entsprechend. Die Wiese sollte jedenfalls nicht so kurz abgefressen werden, dass die Grasnarbe zerstört wird. Außerdem werden zu kleine Weiden bei Regen schnell zu einem Matschfeld.

 

Es ist vorgeschrieben, Weidetieren einen Unterstand zu bieten, der vor Sonne und anderen Witterungseinflüssen schützt. Bei sehr robusten Weidetieren kann dies u.U. auch eine entsprechende Baumgruppe sein. Die meisten Pferde werden bei ganztägiger Außenhaltung allerdings einen stabilen Zug- und Feuchtigkeitsfreien Offenstall brauchen.

 

Die Höhe der Umzäunung der Weide hängt von der Größe des Pferdes ab. Man rechnet etwa 20% unter der Widerristhöhe, bei sehr lebhaften Pferden auch die volle Widerristhöhe. Sinnvoll ist ein Holzzaun mit zusätzlich Stromführenden Litzen. Bei Pferden braucht es dabei vergleichsweise wenig Schlagkraft und 1-2 Litzen sind normalerweise ausreichend. Für einige Pferde braucht man auch überhaupt keinen Strom, zumindest falls der Zaun hoch ist und die Weide ausreichend Platz und Futter bietet. Stacheldraht ist mittlerweile für die Pferdehaltung gerichtlich verboten worden.

Private Pferdehaltung oder Pensionsstall?

27. Juni 2012 in Pferdehaltung

 

die Vor- und Nachteile eines Pensionsstalls

 

Viele Pensionsställe sind eher unflexibel. So muss man unter Umständen lange suchen, bis man einen findet, in dem Pferd und Reiter sich wohlfühlen.

 

Die Unterstellung kostet in der Regel mehrere Hundert Euro im Monat. Dabei gibt es große Unterschiede, was dem Pferd geboten wird, wie Haltung und Fütterung genau aussehen, wie viel an Arbeitsleistung der Pferdebesitzer beitragen muss und was an Infrastruktur (z.B. Reithalle) geboten wird. Entsprechend unterschiedlich fällt auch der Einstellpreis aus.

 

Man hat viel Kontakt zu anderen Reitern, kann sich helfen und austauschen

 

Hufschmied und Tierarzt (zum Impfen z.B.) können gemeinschaftlich bestellt werden, was den Preis reduziert. Ebenso kann Futter in größeren Mengen bestellt werden.

 

Es ist ein Misthaufen (bzw. eine Möglichkeit der Mistentsorgung) gegeben und große, trockene Lagermöglichkeiten für Heu, Stroh und Zusatzfutter.

 

Hänger und größere Arbeitsgeräte können geteilt, bzw. geliehen werden.

 

Man kann Arbeit rund ums Pferd abgeben, oft auch zeitlich begrenzt, wenn man im Urlaub oder krank ist oder beruflich gerade viel Stress hat. Ebenso ist es bei einigen Pensionsställen gegen einen entsprechenden Aufpreis möglich, unter der Woche alle Arbeit am Pferd abzugeben und nur am Wochenende bzw. wenn Zeit da ist, zum Pferd kommen.

 

Reitställe haben oft Flutlicht/eine Halle dabei, was im Dunkeln oder im Winter von Vorteil ist.

 

 

die Vor- und Nachteile der privaten Haltung am Haus

 

Man kann sehr individuell auf die Bedürfnisse der Pferde eingehen, ist nicht an Vorgaben und Stallvorschriften gebunden.

 

Man muss mindestens 2 eigene Pferde halten.

 

Man hat die Pferde immer im Blick, kann auch nachts schnell eingreifen, wenn etwas nicht in Ordnung ist.

 

Der Zeitaufwand für Fütterung, morgendliches Misten und Vorbereiten zum Ausritt ist geringer, da die Anfahrt zum Pferd entfällt.

 

Man braucht natürlich einen Stall für die Pferde. Der Stallbau auf Grünland muss dabei behördlich genehmigt werden, was man unbedingt rechtzeitig abklären sollte.

 

Man muss eine Urlaubsbetreuung, Hilfe beim Verladen etc. aufwändiger organisieren.

 

Es ist viel Selbstdisziplin und Zeit nötig. So ist man z.B. auch für die Zäune/Weideinstandhaltung verantwortlich, rechtzeitiges Bestellen von Heu und Stroh oder des Hufschmieds. Täglich müssen die Pferde selbst versorgt werden, auch bei Krankheit oder beruflichem Stress.

 

man braucht eine eigene Grundausstattung:

 

- bestenfalls: Stall mit Paddock oder Reitplatz und mindestens eine Weide in ausreichender Größe

 

- Platz zur Mistlagerung und eine Möglichkeit zur Entsorgung

 

- eine absolut trockene Lagermöglichkeit für Stroh und Heu. Wie und woher werden Stroh und Heu angeliefert?

- Schubkarre, Mistgabel, Schaufeln, Eimer, Besen etc.
- bestenfalls einen eigenen Hänger, zumindest aber die Möglichkeit, einen zu leihen
- eine Stallapotheke und Grundkenntnisse in Pferdegesundheit

 

 

Alternative: die Haltergemeinschaft

 

Hierbei schließen sich mehrere Pferdehalter zusammen, um ihre Pferde gemeinsam zu halten und zu versorgen. Kosten können so gedrückt werden und die Arbeit kann aufgeteilt werden. Es ist sinnvoll, wichtige Eckpunkte sowie die Arbeitsverteilung schriftlich festzuhalten. Dennoch bietet diese Lösung ein hohes Maß an Individualität, aber natürlich auch viel mehr Arbeit, als das Einstellen in einem Pensionsstall.

Haltungsmöglichkeiten von Pferden

27. Juni 2012 in Pferdehaltung

 

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, sein Pferd zu halten, je nach zu Verfügung stehender Zeit, vorhandenem Geld und persönlichen Vorlieben. Eine grundsätzliche Frage ist, ob die räumlichen und zeitlichen Voraussetzungen gegeben sind, sein Pferd privat „am Haus“ zu halten, oder ob man es in einem Pensionsstall einmietet (siehe auch: Vor- und Nachteile). Unabhängig davon, unterscheidet man zwischen Boxenhaltung, Offenstallhaltung und Robusthaltung:

 

Boxenhaltung: Boxenhaltung sollte nach Möglichkeit immer mit Auslauf auf der Weide und im Winter Auslauf im Paddock kombiniert werden. Bei der Boxenhaltung hat man das Pferd am besten unter Kontrolle, kann auf seinen Tagesablauf, das aufgenommene Futter und die gezielte Bewegung am meisten Einfluss nehmen. Wenn dies für das Pferd artgerecht gestaltet werden soll, ist das allerdings mit viel Arbeit und auch Pferdewissen verbunden. Zu nennen sind hier vor allem das Bewegungsbedürfnis und ausreichend Sozialkontakte, aber auch die richtige Fütterung für das Pferd als “Dauerfresser”.

 

Gemeinschafts-Stallhaltung: In entsprechend großen Boxen oder Ställen, können mehrere Pferde gemeinsam gehalten werden. Dies ist jedoch nicht ganz unproblematisch, da die Pferde in der Regel zu wenig Platz haben, ihre Individualdistanzen einzuhalten, was zu Stress und Auseinandersetzungen führt. Diese Haltungsform sollte ebenfalls so oft wie möglich mit Freilauf auf der Weide verbunden sein und nur mit harmonischen, eingespielten Pferdegruppen stattfinden. Je weniger Platz ist, umso wichtiger werden getrennte Bereiche im Stall: Rückzugsorte, Futterstellen, Liegebereiche, Sandflächen zum Wälzen etc.

 

Offenstallhaltung: Es handelt sich hierbei um einen großen Gemeinschaftsstall für alle Pferde, der freien Zugang zu einem Paddock oder einer Weide bietet. In einer halbwegs harmonischen Pferdegruppe ist diese Haltungsform für viele Pferde nahezu optimal. Sie können frei wählen, ob sie im geschützten Stall oder im Freien sein möchten, sie haben freien Kontakt zu Artgenossen, aber auch genug Raum, sich zurückzuziehen und ausreichend große Flächen, sich zu bewegen. Die Pferde sollten dabei zueinander passen, auch bezüglich der individuellen Futterverwertung.

 

„Naturnahe“ Laufstallhaltung: es handelt sich um eine spezielle Variante des Offenstalls, bzw. Gemeinschaftsstallhaltung mit Paddock, bei der sich das Pferd bewegen muss, um seine Bedürfnisse zu befriedigen. So möchte man möglichst naturnahe Bedingungen herstellen und vor allem dafür sorgen will, dass sich das Pferd ausreichend bewegt. Hier gibt es Bereiche zum fressen, Bereiche zum trinken, Kratzstellen, Wälzmöglichkeiten, breite Flächen für Sozialkontakte etc. Diese Haltungsform ist vor allem bei begrenzten Platzverhältnissen aus Pferdesicht sehr empfehlenswert und artgerecht.

 

Fjordpferde in Robusthaltung

Robusthaltung: Bei dieser Haltungsform werden die Tiere in artgerechten Kleingruppen ganzjährig im Freien gehalten. Wichtig ist auch hierbei ein Unterstand, der allerdings vor allem im Sommer auch aus Bäumen bestehen kann. Im Winter hängt es von der Robustheit der Tiere ab, inwiefern dann ein etwas stabilerer Unterstand benötigt wird. Bei dieser Haltungsform müssen die Weiden sehr groß sein; am besten mehrere Weiden, die im Wechsel benutzt werden. Je nach Größe der Pferde rechnet man hierbei pro Pferd 1-1,5 Hektar Weideland.

 

Pferde: Kommunikation und Körpersprache

27. Juni 2012 in Verhalten

 

Anders als der Mensch, kommunizieren Pferde größtenteils über Körpersprache, weniger über Lautsprache. Zu beachten ist z.B. die Ohrstellung, die Körperspannung und der Gesichtsausdruck. An Lauten gibt es vor allem das Wiehern und das Schnauben.

 

Ein kurzes Wiehern zur Begrüßung ist genau das: das Pferd erkennt eine Bezugsperson und begrüßt freundlich. Langgezogenes, lautes Wiehern dient oft dem Rufen von außer Sicht geratenen Gruppenmitgliedern. Das Antwortwiehern erleichtert die gegenseitige Ortung, so dass die Tiere sich schnell wieder finden. Ein spezielles, tiefes, sehr langgezogenes Wiehern nutzt der Hengst zur Brautwerbung. Ein schriller „Aufschrei“ drückt Abwehr und Unmut aus. Bei Schmerzen ist es eher seufzen und stöhnen, was zu hören ist.

 

Beim Schnauben gibt es auf der einen Seite das lautere „Prrrr“ bei dem die Nüstern mitvibrieren, zum anderen ein leiseres, ohne vibrierende Nüstern. Ersteres drückt vor allem Aufregung/Erregung/Unsicherheit aus. Das muss nicht negativ sein, kann aber. Das Entdecken einer möglichen Gefahrenquelle kann ebenso Auslöser sein, wie neugieriges Interesse an etwas Unbekanntem. Leises Schnauben dagegen deutet eher auf Wohlbefinden und Zufriedenheit hin.

 

Spricht der Mensch zu seinem Pferd, reagiert dieses in erster Linie auf die gesamte Körpersprache und die Grundstimmung. Wichtiger als das Wort selbst, ist daher der Tonfall und wie ruhig oder aufgeregt oder wütend gesprochen wird. Wenn das Pferd nicht wie gewünscht reagiert, sollte man den Fehler erst einmal bei sich selbst suchen: was vermittelt die eigene Körpersprache gerade dem Pferd? Was die Stimmlage? Häufig kommuniziert man dem Pferd unbewusst etwas völlig anderes, als das, was man ihm eigentlich mitteilen will. Ein erfahrener Beobachter kann Tipps geben, wenn es im Zusammenspiel von Mensch und Pferd immer wieder Missverständnisse gibt.

Die Entwicklung des Pferdes vom Fohlen bis zum Senior

27. Juni 2012 in Körper und Sinne, Pferdehaltung

 

Die Trächtigkeit beträgt bei Pferden gut 11 Monate. Auf den genauen Zeitpunkt der Geburt hat die Stute dabei durchaus Einfluss und sucht sich in der Regel eine ruhige Nacht aus. Auch im Stall lebende Stuten warten gerne, bis sie völlig ungestört sind, also auch keine Menschen mehr in der Nähe sind. Die Geburt selbst dauert oft nur Minuten. Während der Geburt wäre die Stute in freier Wildbahn besonders leichte Beute und der Blutgeruch lockt Fressfeinde an. Deshalb muss alles so schnell wie möglich gehen. Das Fohlen kann bereits kurz nach der Geburt stehen und seine Mutter bei einer möglichen Feindsichtung auf der Flucht begleiten.

Direkt nach der Geburt gibt es intensiven Kontakt zwischen Stute und Fohlen. Die Stute nimmt den Geruch des Fohlens auf und wiehert leise, damit das Fohlen ihre Stimme kennen lernt. Man sollte es der Stute auch nach Möglichkeit selbst überlassen, ihr Fohlen zu säubern. Die Prägung ist fest: die Tiere werden sich nun an Stimme und Geruch immer erkennen. Es ist kaum möglich, einer Stute ein Waisenfohlen unterzuschieben, selbst wenn sie ihr eigenes verloren hat. Auch deshalb ist es so wichtig, die Stute zu Anfang in Ruhe mit ihrem Fohlen die Bindung aufbauen zu lassen: nimmt sie ihr Fohlen durch Störungen nicht an, bleibt die Aufzuchtarbeit alleine beim Menschen. Mit etwa 6 Wochen nimmt das Fohlen zwar schon feste Nahrung zu sich, es wird aber insgesamt 4-6 Monate gesäugt.

 

Die sehr enge Bindung zwischen Mutter und Fohlen bleibt das ganze erste Lebensjahr bestehen. Erst, wenn die Stute erneut ein Fohlen zur Welt bringen könnte, also nach etwa einem Jahr, überlässt sie es der Selbstständigkeit.

Im ersten Lebensjahr beherrschen Fohlen eine spezielle Unterwerfungsgeste, das „Maulen“. Sie kauen dabei mit langem Hals und weit aufgemachtem Maul Luft. Dies garantiert ihnen fast schon Narrenfreiheit bei den älteren Herdenmitgliedern, wenn sich die Fohlen im richtigen Moment zurück nehmen und beschwichtigen.

Das erste Lebensjahr ist von der Natur so gedacht, dass Fohlen Sozialverhalten lernen, die Integration in die Gruppe leisten, zu erkennen lernen, was mögliche Gefahren sind und worauf sie alles achten müssen in ihrer Umwelt. Man sollte daher das erste Lebensjahr gut nutzen, um das Fohlen positiv an den Menschen und an Umweltreize zu gewöhnen, und durchaus auch schon erste Führ-, Hufpflege und Verladeübungen mit ihm machen. Je mehr Mensch und Fohlen miteinander agieren, umso vertrauter werden dem Fohlen die menschliche Kommunikation und auch allgemein die Zusammenarbeit mit dem Menschen.

 

Mit knapp einem Jahr ist das Fohlen dann voll in die Gruppe integriert und verbringt jetzt seine Zeit vor allem mit den 1-2 Jährigen „Geschwistern“. Die erwachsenen Tiere sind nun auch weniger nachsichtig und weisen deutlich zurecht, wenn ein Jungspund zu aufmüpfig wird. Die Jungpferde verbringen viel Zeit mit gemeinsamem Spiel, durch das sie Sozialverhalten, Fluchtverhalten und im Falle junger Hengste auch den Kampf trainieren.

 

Stuten erreichen die Geschlechtsreife zwischen 12 und 20 Monaten, Hengste etwas früher. Zur Zucht eingesetzt werden Pferde ab etwa 3 Jahren. Wirklich körperlich und geistig ausgereift sind Pferde aber erst mit etwa 5-7 Jahren. Die letzten Wachstumsfugen schließen sich mit 2-2,5 Jahren, vorher sollte das Pferd nicht eingeritten werden. Mit 6-12 Jahren steht das Pferd in der Blüte seiner Jahre, es ist nun voll leistungsfähig.

 

Wirklich alt ist ein Pferd ab etwa 20 Jahren. Die Gelenke zeigen nun mehr oder weniger deutliche Verschleißerscheinungen, die Durchblutung wird schlechter, die Zähne sind stark abgenutzt und auch das Verdauungssystem ist weniger funktionsfähig. Das Pferd braucht nun besondere Aufmerksamkeit und Pflege, kann dadurch allerdings noch 10 oder mehr gute Jahre haben.

 

Ponys sind allgemein eher spätreif, Großpferde eher frühreif. Ponys werden dafür durchaus bis zu 40 Jahre alt, Großpferde um 25 Jahre.

Körperbau und Sinnesleistungen von Pferden

27. Juni 2012 in Körper und Sinne

 

Der Körperbau und die Sinnesleistungen sind darauf abgestimmt, was das Pferd ursprünglich war und eigentlich auch immer noch ist: ein ausdauerndes Fluchttier, ein Grasfresser und ein Herdentier.

 

 

Körperbau

 

Kopf: Der Kopf ist beim Pferd sehr langgezogen, was vor Augenverletzungen beim Grasen schützt und außerdem ein beobachten der Umgebung während des Fressens ermöglicht. Dazu tragen auch die seitlich angesetzten Augen und die großen Ohren bei (siehe unten: Gehörsinn). Zudem ist dadurch viel Platz für das große, verzweigte Riechsystem. Die großen Nüstern erlauben viel Luftzufuhr, um auch auf einer längeren Flucht den Körper mit genug Sauerstoff zu versorgen.

 

Hals: Der Hals ist relativ lang, in erster Linie, um im Stehen Grasen zu können. Dazu kommt, dass ein längerer Hals auch erlaubt, Busch- und Grasland der Steppe besser zu überblicken und an höher gelegene Futterquellen zu gelangen.

Der Hals spielt daneben eine wichtige Rolle für die Balance. So ermöglicht ein hoch angesetzter Hals z.B. eine bessere Schwerpunktverlagerung auf die Hinterhand.

 

Rumpf: Der tiefe Brustkorb bietet viel Raum für die große Lunge. Bei einem trainierten Pferd kann das Lungenvolumen bis zu 20Liter betragen. Der Rumpf muss auch deshalb so breit und kräftig sein, damit die Verdauungsorgane darin Platz finden. Pflanzen zu verdauen ist für jeden Darm Schwerstarbeit, so dass der Darm bei Pflanzenfressern sehr viel länger ist, als bei Fleischfressern.

 

Beine: Die Beine sind verhältnismäßig lang, was raumgreifende Bewegungen ermöglicht, die nicht nur für Schnelligkeit, sondern auch für Ausdauer sorgen. Die sehr muskulöse Hinterhand ermöglicht große Schubkraft und Sprungstärke. Hier spielt insbesondere auch die Ausprägung der Kruppe mit rein. Die Hauptlast (mind. 60% des Körpergewichts) liegt allerdings auf den Vorderbeinen.
Pferde sind Einhufer, da dies sowohl auf harten als auch auf weichen Böden die schnellste Fortbewegung ermöglicht.

 

 

Sinnesleistungen

 

Sehsinn: Bei Pferden sind die Augen seitlich am Kopf angesetzt, was typisch für Fluchttiere ist. So können sie einen sehr weiten Bereich überblicken, tatsächlich haben sie annähernd Rundumsicht, ohne den Kopf bewegen zu müssen. Dies bedeutet aber auch, dass die Sehbereiche der Augen kaum überlappen, was zu schlechtem räumlichen Sehen führt. Auf plötzliche schemenhafte Bewegungen von der Seite reagieren Pferde instinktiv mit Flucht.

Pferde sehen in der Dämmerung deutlich besser, als der Mensch. Das liegt zum einen daran, dass der Anteil der Stäbchen sehr hoch ist, zum anderen daran, dass Pferde ein Tapetum Lucidum besitzen und das Pferdeauge auch einfach sehr groß ist. Stäbchen sind die lichtempfindlichen Zellen in der Netzhaut, die für das Sehen in der Dämmerung zuständig sind. Sie reagieren bereits auf sehr schwache Lichtreize, ermöglichen aber nur schwarz-weiß Sehen. Dazu kommen bei vielen Tieren noch die Zapfen, die viel weniger Lichtempfindlich sind, also nur am Tag funktionieren, aber dafür Farbensehen ermöglichen. Auch Pferde haben Zapfen, können Farben aber nicht in dem Umfang wahrnehmen, wie der Mensch. Das Tapetum Lucidum ist eine reflektierende Schicht hinter der Netzhaut, die das Licht noch einmal zurück wirft zu den Fotorezeptoren in der Netzhaut. Der Mensch besitzt kein Tapetum Lucidum, aber z.B. Hunde, Katzen und eben auch Pferde. Zu erkennen ist das Tapetum Lucidum im Dunkeln, wenn die Augen von einer stärkeren Lichtquelle angestrahlt werden. Die Augen „leuchten“ dann. Das gute Nachtsehen wird weniger zur Feindsichtung genutzt, das übernehmen vor allem in der Dunkelheit Nase und Ohren, sondern damit auf der Flucht Hindernisse, Stöcke und Abgründe rechtzeitig erkannt werden können.

 

Kopf und Ohren richten sich auf das Geräusch aus

Hörsinn: Pferde haben ein gutes Hörvermögen, wodurch sie auch sehr leise Geräusche gut wahrnehmen und orten können. Das ist beim Fluchttier Pferd wieder ganz auf schnelles Bemerken von potentiellen Feinden ausgelegt. Die Ohren sind dabei extrem beweglich, sogar unabhängig voneinander.

Da Pferde leisere und auch höhere Töne wahrnehmen, als der Mensch, ist dem Pferdehalter nicht unbedingt immer klar, wovor das Pferd gerade zurück schreckt. Zudem sind einige Geräusche, die ein Mensch als normal empfindet und „überhört“, für Pferde durchaus wichtig. Das Schleifen eines Seils über den Boden könnte eine Schlange sein, das Knacken von Ästchen ein “Säbelzahntiger”. Mit der Zeit lernen Pferde, welche Geräusche tatsächlich Gefahr bedeuten und welche harmlos sind.

 

flehmendes Pferd

Geruchssinn: Die Nüstern der Pferde sind nicht nur äußerlich groß, sie bestehen im Inneren aus einem stark gewundenen System aus Riechzellen, das ein sehr feines Analysieren von Gerüchen ermöglicht. Wo der Mensch nur ein vages Geruchsgemisch wahrnimmt, aus dem höchstens extrem intensive Düfte heraus stechen, kann das Pferd Gerüche quasi in seine Bestandteile zerlegen und auch sehr viel besser orten, als der Mensch. Auch dies ist unter anderem wieder auf den Umstand zurückzuführen, dass Pferde Beutetiere für Raubtiere sind. Sie müssen den entsprechenden Geruch nicht nur sehr früh wahrnehmen, sondern auch recht exakt bestimmen können, aus welcher Richtung der Geruch kommt und wie weit das Raubtier noch entfernt ist.

Daneben hilft der gute Geruchssinn auch dabei, Wasserquellen zu finden, Geschlecht und Paarungsbereitschaft des Gegenüber einzuschätzen oder einfach einen Freund zu erkennen.
Pferde besitzen zusätzlich noch das so genannte Jacobsonsche Organ, das am Gaumen sitzt. Um dieses zu benutzen, stülpt das Pferd die Oberlippe vor, was die Nüstern verschließt, und atmet stark ein. Der Vorgang wird als “Flehmen” bezeichnet. Dabei drückt das Pferd die angefeuchtete Atemluft gegen das Jacobsonsche Organ, in dem eine besondere chemische Analyse der Duftmoleküle stattfindet. Genutzt wird es vor allem zur genauen Einschätzung von Paarungsbereitschaft oder Status eines anderen Pferdes, aber auch bei für sie ganz neuen Gerüchen.

 

Tastsinn: Berührungen und Luftbewegungen kann das Pferd fast am ganzen Körper spüren. Das eigentliche „Tasten“ findet aber über spezielle Tasthaare statt, die sich z.B. am Maul befinden. Diese Vibrissen sind nötig, da Pferde nicht sehen, was sich direkt vor ihrem Maul befindet. So stellen sie u.a. über die Tasthaare fest, ob sich beim Grasen Hindernisse wie z.B. Steine vor ihnen befinden und ob sich das Grasen an dieser Stelle überhaupt noch lohnt.

 

Geschmackssinn: Pferde als Pflanzenfresser haben einen sehr feinen Geschmackssinn, der sie in die Lage versetzt, giftige von ungiftigen Pflanzen zu unterscheiden. Das funktioniert allerdings nicht perfekt, weshalb man sich als Mensch nicht darauf verlassen sollte.

Anders als vorwiegende Fleischfresser wie der Hund z.B., können Pferde Salz schmecken. Das ist nötig, da Pflanzen salzarm sind und Pferde so darauf achten müssen, genug Salz aufzunehmen. Auch süß, sauer und bitter (= potentiell giftig) können sie geschmacklich unterscheiden.

Pferderassen: Zucht und Geschichte

20. Juni 2012 in Pferdetypen und Rassezucht

 

Bei Pferden gibt es sehr viel weniger reinrassige Zucht, als z.B. bei Hunden oder Katzen. Stattdessen wird danach verpaart, wer welche Eigenschaften vererbt und damit besonders gut für eine bestimmte Aufgabe geeignet ist. So werden auch viele bestehende Rassen immer wieder durch gezieltes Einkreuzen entsprechender „Vererber“ verbessert.

Die meisten heutigen Pferderassen entwickelten sich tatsächlich durch gezielte Zucht, also vom Menschen geplante Verpaarungen, mit einem bestimmten Zuchtziel. Zu nennen sind da vor allem Arbeitseigenschaften, Wesen, Gänge, manchmal auch ein imposantes Äußeres und vor allem in jüngerer Vergangenheit Erfolge im Pferdesport. Daneben gibt es aber auch ein paar „natürliche“ Pferderassen, ursprünglich lokale Schläge, die so lange ohne Einfluss durch andere Schläge/Rassen blieben, dass sich ein sehr einheitlicher Typ ohne spezielle Zuchtauslese durch den Menschen entwickelte. Dazu gehören z.B. Araber, Berber und einige isoliert lebende Nordponys, wie z.B. der Isländer.

 

Heute sind die Pferderassen auch über das Äußere definiert, wobei dies bei Pferden eng an die Leistung gekoppelt ist und damit einen anderen Hintergrund hat, als bei z.B. Hunden oder Katzen.

 

Die Rassezugehörigkeit, bzw. Reinrassigkeit, ist definiert über das Stutbuch, das Auskunft über den Stammbaum eines Pferdes gibt. Die Stutbücher der meisten Pferderassen sind allerdings kaum 100 Jahre alt. Man unterscheidet offene und geschlossene Stutbücher. In geschlossenen können nur Pferde registriert werden, bei denen bereits beide Elternteile im Stutbuch registriert sind. In offenen reicht es, wenn ein Elternteil im Stutbuch registriert ist. Das wird vor allem bei Sport-Warmblutrassen gemacht, die so schneller an neue Sportanforderungen angepasst werden können. Solche Rassen sind im Typ natürlich uneinheitlicher und ohne genau definiertes Zuchtziel in punkto Optik und Wesen.

 

Neben den Rassen gibt es auch Pferdetypen, die rein nach Verwendung eingeteilt werden. So ist es in Großbritannien z.B. üblich, Jagdpferde allgemein als Hunter zu bezeichnen, unabhängig von deren Abstammung oder Äußeren.

 

Besonderen Einfluss auf alle heutigen Warmblutrassen, und auch einige Ponys und Kaltblüter, nahmen der Araber und das Spanische Pferd, das wiederum stark vom Berber beeinflusst ist. Der Spanier ist dabei vor allem Vorläufer der amerikanischen Rassen, war aber im späten Mittelalter auch in ganz Europa weit verbreitet und wurde entsprechend in lokale Schläge eingekreuzt. Später wurde dann mit Arabern „veredelt“.

 

 

Man unterteilt die heutigen Pferde in Kalt-, Warm- und Vollblüter, sowie in Pferde und Ponys. Diese Einteilung ist keine wissenschaftlich exakte, sondern ordnet nach Äußerem, Abstammung und Wesen:

 

Vollblut

 

Der Begriff “Vollblut” ist vor allem Ausdruck langer Reinzucht. In erster Linie sind mit Vollblut die Vollblutaraber gemeint und einige direkt auf diese Araber zurückgehende Rassen, wie der Anglo-Araber und das englische Vollblut. Einige zählen auch den Berber dazu, dessen Rassegeschichte ähnlich alt wie die der Araber ist. Vollblüter haben einen leichten, sehnigen Körperbau, viel Temperament und einen schnellen, raumgreifenden Galopp. Sie gelten als sensibel, sehr ausdauernd und arbeitsbereit. Vollblüter haben ein quadratisches Format, was bedeutet, dass sie nicht länger als hoch sind, wie es bei Warmblütern der Fall ist. Man bezeichnet das Äußere als „edel“ und nimmt dies somit als Standard für den Begriff „edel“. Redet man bei einer anderen Rasse z.B. von einem edlen Kopf, meint dies, dass der Kopf Vollblut-ähnlich ist. Bei der Einkreuzung von Vollblütern spricht man entsprechend von „Veredeln“.

 

 

Warmblut

 

Württemberger

Das Warmblut entspricht dem optimalen Reitpferdetyp, der auch für die meisten Pferdesportarten die besten Anlagen mitbringt. Warmblüter haben einen nicht zu breiten, trotzdem sehr tragfähigen Rücken, der eine gute Sattellage ermöglicht, einen meist ausgeprägter Widerrist und eine schräge Schulter. Die Hinterhand ist muskulös, die Bewegungen sind raumgreifend, ohne zu viel Knieaktion. Die Größe liegt in etwa zwischen 150 und 170cm. Die meisten Warmblüter sind von Vollblütern beeinflusst, haben ein mittleres Temperament und gute Arbeitseigenschaften.

 

 

Kaltblut

 

Kaltblüter sind sehr kräftige, eher große Arbeitspferde. Sie sind zwar nicht schnell, aber ungemein stark, robust und auch ausdauernd. Legendär ist ihre enorm große Nervenstärke und Ruhe. Der muskulöse Körper ist breit und „tonnig“, mit kurzem, sehr kräftigen Rücken, eher kurzem Hals und starker Hinterhand. Die Brust ist breit, was auch eine breite Beinstellung nach sich zieht. Die Schulter ist eher steil, was kurze Aktionen mit hoher Knieaktion bedingt, optimal für Zugarbeit. Die meisten Kaltblüter wiegen über 800kg und der größte, das Shire Horse, kann über 2 Meter groß werden.
Ursprünglich wurden Kaltblüter zur Arbeit in der Land- und Waldwirtschaft gezüchtet und eingesetzt, daneben auch zum Ziehen schwerer Kutschen und als eindrucksvolle, nervenstarke Kriegspferde.

 

 

Pony

 

In Deutschland gilt als Pony, was ein Stockmaß von weniger als 148cm hat. Diese Einteilung ist allerdings recht willkürlich, da z.B. einige Vollblutaraber so auch unter „Pony“ fallen würden. Tatsächlich hat man beim Gedanken an ein Pony ein recht genaues Bild im Kopf, das sich durchaus von dem eines Pferdes unterscheidet: Ponys haben einen kompakten, stämmigen Körperbau, wobei der Rücken länger als die Widerristhöhe ist. Die Beine sind meist verhältnismäßig kurz, der Brustumfang dagegen sehr groß. Der Widerrist ist meist wenig ausgeprägt, der Hals eher kurz und sehr kräftig. Der Kopf ist ebenfalls kurz und kräftig mit breiter Stirn und kleinen Ohren. Schweif und Mähne sind sehr dicht. Die Hufe sind klein und hart, so dass oftmals kein Hufeisen benötigt wird.

Ponys sind in der Regel extrem trittsicher, zäh und robust und gute Futterverwerter. Legendär ist ihr ausgeprägter eigener Kopf, sie sind selbstsicher, nervenstark und wissen genau, was sie wollen.

Die Geschichte der Pferde

20. Juni 2012 in Pferde, Pferdetypen und Rassezucht

 

Pferde werden vom Menschen schon seit etwa 5-6 Tausend Jahren als Haustiere gehalten. Für die Menschheit war die Zähmung des Pferdes ein großer Fortschritt, da das Pferd für die Weiterentwicklung der Völker eine immense Rolle spielte. Es war ausschlaggebend für erfolgreiche Armeen, wichtiger Helfer in der Landwirtschaft und machte lange Reisen und schnelle Jagden erst möglich. Auch das Transportwesen, der Güterverkehr, die schnelle Verbreitung von Nachrichten und das Beherrschen großer Reiche hingen vom Pferd ab. Erst mit dem Aufkommen von Verbrennungsmotoren und der Entwicklung von entsprechenden Landwirtschaftsmaschinen, Transportmitteln und Waffen änderte sich dies. Heute sind Pferde in erster Linie Sport- und Freizeitpartner, mit entsprechend geänderten Zuchtansprüchen. Vor allem die schweren, genügsamen Arbeitstiere verschwinden zunehmend, zugunsten wendiger, schneller Sporttypen.

 

Die Geschichte des Wildpferdes ist natürlich schon bedeutend älter. Bereits vor rund 50 Mio Jahren gab es erste Pferde-Vorläufer, die allerdings in Waldgebieten lebten und nur etwa 20cm groß waren. Sie liefen noch auf Pfoten mit mehreren Zehen und ernährten sich vorwiegend von Laub. Im Laufe der nächsten 40 Mio. Jahre wurden die Pferdevorgänger langsam größer, der Kopf länger und es fand ein Übergang zum Zehenspitzengänger statt. Durch den Rückgang der großen Waldgebiete und dem Aufkommen der weiten Steppen, entwickelten sich diese Pflanzenfresser langsam vom Laub- zum Grasfresser.

 

 

Der vermutlich erste Einhufer kam vor gut 10 Millionen Jahren vor: Pliohippus. Pliohippus war dem heutigen Pferd optisch schon recht ähnlich, etwa 120cm groß, und bewohnte die weiten Graslandschaften Nordamerikas. Erst vor etwa 1,5 Mio Jahren erreichte der Vorgänger aller heutigen Pferde Eurasien. Es handelte sich bereits um die Gattung „Equus“, die einzige bis heute überlende Gattung der frühen Pferde.

 

Interessanterweise entwickelte sich das Pferd im Laufe der Geschichte hauptsächlich auf dem amerikanischen Kontinent, starb dort dann aber vor etwa 10.000 Jahren aus. Alle heute in Nord- und Südamerika lebenden Pferde kamen erst später mit europäischen Entdeckern und Eroberern wieder auf den Kontinent. Das gilt auch für Zebras und Esel. Das Zebra entwickelte sich in Südafrika aus den eingewanderten Equiden, der Esel in Nordafrika. In den kalten nördlichen Regionen Europas und Asiens dagegen kamen langsam die Vorläufer des modernen Pferdes auf: das Przewalskipferd in Asien, der Tarpan im Bereich des heutigen Osteuropa und Westrußland, das Tundrenpferd in Nordostsibirien und das Waldpferd im heutigen Nordeuropa. Heute existiert als einzige echte Wildpferderasse nur noch das Przewalskipferd .

 

Wie genau sich aus diesen Wildpferden die heutigen Hauspferdetypen entwickelten, ist umstritten. Man geht allerdings mehrheitlich davon aus, dass die Domestikation nicht an einem Ort stattfand, sondern parallel durch verschiedene Völker und mit verschiedenen Wildpferdetypen. So könnte das nordeuropäische Waldpferd der Vorfahre der heutigen Kaltblüter sein, während der Tarpan ein möglicher Vorläufer der leichten Südpferde sein könnte.

 

Je nach Literatur, findet eine Einteilung in 2 oder in 4 frühe Pferdetypen statt, die zwar nicht wissenschaftlich exakt sind, aber ein Erklärungsmodell für das Wesen und das Äußere der heutigen Pferde liefern. Von zwei Pferdetypen ausgehend, unterteilt man in ein schwereres, sehr robustes „Nordpony“ und ein leichtes, schnelles „Südpony“, mit Unterschieden in z.B. Fluchtdistanz, Witterungsempfindlichkeit und Futterverwertung. Die 4 Pferdetypen unterteilen noch etwas genauer, wobei Typ1 und Typ 2 zum oben genannten „Nordpony“ zusammen gefasst werden können und Typ 3 und Typ 4 zum „Südpony“.

 

 

Die 4 Pferdetypen stellen sich wie folgt dar:

 

Typ 1: Nordpony

 

Das Nordpony soll in Nordwesteuropa gelebt haben, mit einem Stockmaß von etwa 120cm, geradem Kopf mit großen Nüstern zur Lufterwärmung und mit insgesamt robust-kräftiger Statur. Angepasst war es an feuchtkaltes Klima und karge Nahrung, sowie raue, felsige Landschaft. Daraus ergab sich eine hohe Robustheit, Nervenstärke (jede Flucht kostet Energie oder kann auf steinigem, hügeligen Boden zu schweren Verletzungen führen) und eine sehr gute Futterverwertung. Als Anpassung an knappe Nahrung und ausgeprägte Jahreszeiten, neigte der Pferdetyp nicht zu festen Revieren und war sehr wanderfreudig. Enges Zusammenleben unter widrigen Bedingungen sorgte für einen sehr aggressionslosen Pferdetyp mit geringer Individualdistanz. Das heutige Exmoor-Pony z.B. würde diesem Typ entsprechen.

 

 

Typ 2 Tundrenpony

 

Das Tundrenpony entspricht in etwa dem Przewalskipferd und lebte im heutigen Südrußland und Kasachstan, bis Iran und Westchina. Es war angepasst an große Kälte und knappe Nahrung. Das Tundrenpony soll größer und massiger gewesen sein, als das Nordpony und käme als Vorgänger des heutigen Kaltblutes in Frage. Vom Wesen her soll es ebenfalls sehr nervenstark, eher ruhig und aggressionslos gewesen sein.

 

 

Typ 3 Ramskopfpferd

 

Das Ramskopfpferd entwickelte sich im warmen Steppenklima Zentralasiens, war robust-athletisch und sehr schnell und wendig. Der heutige Achal-Tekkiner oder das Sorraia-Pferd entsprechen diesem Pferdetyp. Das Futterangebot und das Klima waren gut, was mit recht hohem Revierverhalten einherging, aber auch mit nur recht losem Herdenverband. Feinde waren in der ebenen Graslandschaft leicht zu entdecken und eine Flucht meist die beste Option. So ist die Flucht-, aber auch die Individualdistanz beim Ramskopfpferd groß. Das Fell ist fein, der Rumpf mehr auf optimale Atmung, weniger auf optimale Verdauung ausgelegt. Pferde diesen Typs sind sehr bewegungsfreudig und teils mit recht stürmischem Temperament gesegnet.

 

 

Typ 4 Steppenpferd

 

Das kleinere Südpferd soll sich in Südasien, dem Orient und Ägypten entwickelt haben, wo es sich mit zunehmend trocken-heißem Klima auseinander setzen musste. So ist es wanderfreudiger als das Ramskopfpferd, mit weniger Revierverhalten und damit weniger Aggressionen. Die steile Schulter und gerade Kruppe ermöglichten ausdauernden Galopp, so dass dieser Pferdetyp heute noch besonders gut für Distanzrennen geeignet ist. Trotz des eher zierlichen Äußeren ist der Pferdetyp sehr robust und kommt gut mit jahreszeitlich unterschiedlichem Futterangebot und Dürre zurecht. Allein feuchtes Klima bekommt ihm weniger. Der heutige Araber entspricht diesem Pferdetyp.