Spiel- und Übungsvorschläge
9. Oktober 2012 in Apportierspiele
Apportierspiele bieten vielfältige Beschäftigungsmöglichkeiten. Je nach eigenen Vorlieben und Interessen des Hundes können Such-, Denk-, Hetz- oder Gehorsamsübungen im Vordergrund stehen. Allgemeine Übungen zur Impulskontrolle findet und Möglichkeiten zum Aufbau des Apportierens findet man hier.
Ich werde im Text einheitlich von “Dummy” reden, aber ob man einen Dummy, einen Futterbeutel oder das Lieblingsspielzeug des Hundes verwendet, bleibt natürlich jedem selbst überlassen.
Gehorsamsübungen rund das Apportieren
Dreiecksübung: Dies ist eine recht einfache Übung zum Einstieg. Man wirft oder legt das Dummy einige Meter vom Hund entfernt aus. Die Distanz sollte zu Anfang nicht zu groß sein und das Dummy sollte für den Hund zu sehen sein. Dann stellt man sich selbst so hin, dass Hund, Dummy und man selbst ein Dreieck bilden. Nun ruft man den Hund zu sich, von dort wird er weiter zum Dummy geschickt.
Grundgehorsam: Man wirft das Dummy, dann lässt man den Hund ein Stück Fuß laufen oder ein anderes Kommando ausführen. Zur Belohnung darf er dann das Dummy holen.
Man kann das Dummy auch werfen, während der Hund Fuß läuft. Der Hund muss dennoch weiter Fuß laufen, bis er das Kommando zum Suchen bekommt. Als Abwandlung kann man den Hund aus dem Fuß-Kommando heraus Platz machen lassen, selber weiter gehen. Dann entweder den Hund erst zu sich rufen und dann zum Dummy schicken oder direkt aus der Platz-Position zum Dummy.
Daneben kann man Hürden mit einbauen oder alternativ im Wald umgestürzte Bäume oder dicke Äste. Der Hund sitzt oder liegt, das Dummy wird neben ihn gelegt. Nun wird der Hund erst ohne Dummy über die Hürde zu seinem Menschen gerufen, bevor er das Dummy holen darf.
gemeinsames jagen
Man wirft das Dummy und nähert sich gemeinsam mit dem Hund. Viel Körperspannung, schleichender Gang, aufgeregtes Flüstern etc. macht es für den Hund noch spannender. Der Hund sollte bestenfalls freilaufen, aber zuverlässig neben seinem Menschen bleiben. Ist man nur noch maximal 10 Meter entfernt, wird die Beute eingekreist. Wenn der Hund dies beherrscht, kann man ihn z.B. zu einem Baum neben dem Dummy schicken, während man selbst auf der anderen Seite Position bezieht. Man kann sich nun selbst an das Dummy heran pirschen, der Hund muss warten. Oder man fordert den Hund auf, sich dem Dummy zu nähern, schickt ihn auf halbem Weg aber wieder ins Platz. Irgendwann bekommt der Hund dann die Freigabe, sich auf das Dummy zu stürzen und es zu bringen.
Reizangel: die Reizangel stellt eine besondere Herausforderung für Hunde mit starkem Hetztrieb dar. Das Dummy wird hierfür an einem Seil befestigt und dieses wiederum an einem Stab oder Besenstiel. Der Hund muss nun ruhig warten, während man das Dummy schnell um ihn herum bewegt. Erst auf Kommando darf er sich drauf stürzen.
Fallstellen merken und einschätzen
Gedächtnisleistung: am Anfang des Spaziergangs wird das Dummy etwas versteckt neben den Weg gelegt, der Hund darf zusehen. Wenn der Spaziergang dann vorbei ist und man wieder an dieser Stelle vorbei kommt, wird der Hund suchen geschickt. Als Steigerung versteckt man auf dem Hinweg an verschiedenen Stellen Dummies, die der Hund der Reihe nach auf dem Rückweg suchen darf.
Fallstellen einschätzen lernen: Zu Anfang übt man in übersichtlichem Gelände, z.B. auf einer niedrigen Wiese. Läuft der Hund dort sicher zum Dummy, kann man die Anforderungen langsam steigern. Z.B. indem man höheres Gras wählt oder das Dummy hinter ein Gebüsch, in den Wald oder über einen Bach wirft. Noch schwieriger wird es für den Hund, wenn er nur einen Teil der Flugbahn sieht, z.B. weil ein Hügel dazwischen liegt. Mit der Zeit lernt er aber auch in solchen Situationen, die Fallstelle sehr genau einzuschätzen. In unwegsamem Gelände kann der Hund gezwungen sein, Umwege zu laufen. So muss er sich nach Umlaufen des Hindernisses neu orientieren.
Schwierig wird es für den Hund, wenn man nach dem Werfen des Dummies erst noch ein Stück weiter geht oder andere Übungen mit ihm macht, bevor er suchen darf. Eine Übung in der Richtung ist z.B., das Dummy auf eine Wiese zu werfen, die Wiese zu einem Viertel oder halb zu umrunden und den Hund dann von der neuen Seite aus suchen zu schicken. Läuft der Hund erst zurück zum Ausgangspunkt? Hat er auch von der neuen Wiesenseite aus eine gute Einschätzung, wo das Dummy gelandet ist?
schwieriges Gelände
Das Dummy zu holen, kann auch Körpergefühl und Suchleistung fördern:
Denkaufgaben
Einige Hunde bevorzugen geistige Herausforderungen statt körperlicher. Bei diesen Denkspielen weiß der Hund zwar, wo sich das Dummy befindet, gelangt aber dennoch nicht ohne weiteres heran. Er muss sich nun Strategien überlegen:
Man kann das Dummy z.B. über ein Geländer werfen, über einen Zaun oder eine Mauer. Der Hund muss einen Weg am Hindernis vorbei finden und sich dahinter neu orientieren. Viele Hunde probieren auch erst am Zaun herum, bis sie auf die Idee kommen, nach einer Lücke zu suchen.Helfen sollte man als Mensch möglichst wenig, wenn man das Problemlösungsverhalten des Hundes fördern möchte. Viele Hunde werden sonst schnell passiv und warten nur auf die Hilfe ihres Menschen.
Ein etwas kniffligeres Denkspiel ist folgendes: Das Dummy wird an eine Leine gebunden und so erhöht gelegt, dass der Hund zwar an die Leine, nicht aber an das Dummy kommt. Viele Hunde brauchen eine ganze Weile, bis sie herausfinden, dass sie an der Leine ziehen müssen, um an das Dummy kommen.
Eine andere Aufgabe mit Leine: das Dummy wird unter einem Karton oder unter der Couch versteckt. Der Hund kommt wieder nur über Zug an der Leine zum Ziel:
„blind“ suchen
Dies meint, dass der Hund auch dann sucht, wenn er nicht mitbekommen hat, dass überhaupt ein Dummy geworfen wurde. Diese Übungen eignen sich nicht, wenn man die Dummy-Arbeit gerade erst angefangen hat. Der Hund muss schon Vertrauen aufgebaut haben, dass sich immer ein Dummy dort befindet, wo sein Mensch ihn hinschickt. Auch muss der Hund dafür schon ausdauernd suchen können.
Damit der Hund lernt, Richtungsangaben des Menschen mehr zu vertrauen, kann man z.B. folgende Übung machen: Man legt ein Dummy aus, ohne dass der Hund zusieht. Dann holt man den Hund dazu, lässt ihn absitzen und legt ein zweites Dummy relativ nahe hinter das erste ab, so dass sich Hund und die beiden Dummies in einer Linie befinden. Dann geht man zurück zum Hund und schickt ihn ein Dummy holen. Der Hund weiß nur von einem Dummy und wird das erste bringen, das er findet. Anschließend schickt man den Hund erneut in die Richtung los. Falls er sehr zögerlich ist, kann man ihn bei den ersten Versuch begleiten.
Man kann auch so anfangen, dass man mehrere Dummies in ein Suchgebiet wirft und den Hund nacheinander die Dummies in beliebiger Reihenfolge apportieren lässt. So lernt der Hund, dass dem Suchen nicht unmittelbar ein Wurf voraus gehen muss. Im nächsten Schritt legt man einige Dummies aus, ohne dass der Hund zusieht. Dann holt man den Hund dazu und wirft ein weiteres Dummy in das Suchgebiet. Es reicht völlig, wenn der Hund nach dem ersten Dummy noch ein weiteres holt. Je kleiner und übersichtlicher das Suchgebiet, umso besser. Der Hund sollte immer Erfolg haben bei seiner Suche. Klappt das, kann man den Hund in einem ihm gut bekannten, kleinen Suchgebiet erstmals ganz ohne vorhergehenden Wurf suchen lassen. Wenn der Hund ausdauernd sucht, auch ohne den Wurf gesehen zu haben, kann man das Suchgebiet langsam vergrößern.
Eine ganz andere Möglichkeit, den Hund blind suchen zu lassen, ist das Dummy einzugraben, z.B. unter einem Laubhaufen oder im Sand. Das erste Mal sucht man gemeinsam mit dem Hund, beim nächsten mal kann man ihn schon eine solche Suchaufgabe eigenständig lösen lassen.
mehrere Dummies suchen lassen und Einweisen
Beim Einsatz mehrerer Dummies besteht zum einen die Möglichkeit, die Dummies in einer vorgegebenen Reihenfolge apportieren lassen, zum anderen wird auch das Merken der Fallstellen für den Hund so anspruchsvoller. Der Hund soll dabei immer ein Dummy nach dem anderen holen, nicht von Dummy zu Dummy springen und “tauschen”. Je nach Hund muss man das langsam aufbauen. Der Hund sitzt neben einem, während man ein Dummy nach rechts, eins nach links wirft. Die Distanz sollte gering sein und der Hund muss beide Dummies sehen können. Um dem Hund anzuzeigen, welches der Dummies er holen soll, richtet man seinen eigenen Körper ganz in Richtung dieses Dummies aus. Der Hund sitzt dabei gerade neben einem und hat so die gleiche Blickrichtung. Über eine Arm- und Fußbewegung Richtung des Dummies und das gleichzeitige Such-Kommando, wird der Hund los geschickt. Klappt das, kann man die Dummies im 90 Grad Winkel zueinander auslegen. Der Hund wird nacheinander vom Menschen aus geschickt. Eine lange Leine kann im Zweifelsfall verhindern, dass der Hund vom ersten Dummy direkt zum zweiten stürmt. Die Kür ist, dass das zweite Dummy über den Kopf des Hundes hinweg geworfen wird, während der Hund das erste zu seinem Menschen bringt. Auch davon darf sich der Hund nicht beirren lassen.
Falls der Hund das korrekte Einweisen (voran, rechts, links in gerader Linie, auch auf Distanz) lernen soll, muss diese Übung allerdings noch wesentlich kleinschrittiger und durchdachter aufgebaut werden. Der hier beschriebene Aufbau ist für das Zuweisen eines groben Suchbereiches oder für das Zuweisen eines bestimmten Dummies von mehreren gedacht.
Wenn die Grundzüge des Zuweisens klappen, kann man nun z.B. ein Dummy links ab vom Weg werfen, ein Dummy rechts ab vom Weg. Dann lässt man den Hund in vorgegebener Reihenfolge die Dummies suchen. Wenn das gegebene Suchgebiet räumlich eng begrenzt ist, kann man das zweite Dummy auch in die andere Richtung werfen, während der Hund das erste Dummy sucht. Der Hund bekommt von dem Wurf nichts mit. Nachdem das erste Dummy gebracht wurde, wird der Hund „blind“ das Zweite suchen geschickt (siehe auch oben: „blind suchen“).
Je mehr Dummies man wirft, umso größer ist die Merkleistung des Hundes bezüglich der Fallstellen. Wenn man ein Dummy in eine höhere Wiese wirft und den Hund anschließend direkt suchen schickt, wird er mit etwas Erfahrung auf direktem Weg zum Dummy laufen, obwohl er das Dummy in dem hohen Gras nicht sieht. Wirft man zwei Dummies, wird dies schon deutlich anspruchsvoller.
Durch grobes Einweisen, wie oben beschrieben, kann man den Hund mindestens 4 Dummies, geworfen in die 4 Himmelsrichtungen, in vorgegebener Reihenfolge holen lassen. Der Hund beobachtet die 4 Würfe, und wird dann nacheinander suchen geschickt. Weicht er von der vorgegebenen Suchrichtung zu einem anderen Dummy ab, wird er gerufen und neu eingewiesen. Zu Anfang sind kurze Distanzen zum Dummy und ein nicht zu unübersichtliches Gelände hilfreich. Die Anforderungen kann man dann langsam steigern.
Statt vom Menschen aus, kann der Hund auch auf Distanz eingewiesen werden. Der Hund sitzt oder liegt, während man ein (!) Dummy entweder ein paar Meter rechts oder ein paar Meter links von ihm auslegt. Dann stellt man sich in wenigen Metern Entfernung frontal vor den Hund. Man hebt den Arm in Richtung des zu suchenden Dummies, dreht auch Kopf und Körper leicht in diese Richtung. Gleichzeitig kommt das Such-Kommando. Wenn man das einige Male über mehrere Tage hinweg geübt hat, kann man 2 Dummies auslegen: einen rechts vom Hund, einen links. Der Hund sollte zu diesem Zeitpunkt die Körperbewegung des Menschen schon verinnerlicht haben und sich automatisch in die richtige Richtung orientieren. Auch hier hilft eine lange Leine, falls der Hund doch die falsche Richtung wählt. Die Leine ist alleine zu dem Zweck da, dass der Hund keinen Erfolg mit der falschen Wahl hat, auf keinen Fall wird der Hund in die richtige Richtung gezogen.
Auch das Vorwärts/Rückwärts schicken kann ähnlich aufgebaut werden, so dass man schließlich in allen 4 Himmelsrichtungen vom Hund Dummies auslegen kann und den Hund gezielt aus der Distanz einen davon holen lassen kann. Wenn das bei kurzen Distanzen zum Dummy auf Sicht funktioniert, können die Dummies weiter entfernt oder mit der Zeit auch versteckt ausgelegt werden.
Falls der Hund sich zu einem „Target“, das heißt einem vorgegebenen Zielgegenstand, schicken lässt, kann man auch diesen einbauen. Der Hund wird erst zum Target geschickt, dann von dort aus zum Dummy. Auf Spaziergängen bietet sich als Target z.B. die Leine an.