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Sozialverhalten von Frettchen

10. Dezember 2012 in typisch Frettchen

 

Sozialverhalten

 

Frettchen beim Fressen

Max Moreau/flickr futterneidisch sind Frettchen meist nicht

Frettchen sind keine „Rudeltiere, womit sie auch nicht zwingend Artgenossen brauchen. Wohl aber sind Frettchen sehr gesellig und mit anderen Frettchen kann wunderbar gespielt und getobt werden, Körperkontakt und natürliche Kommunikation finden statt. Vor allem, wenn man nicht sehr viel Zeit für sein Frettchen hat, sollten daher mindestens 2 Tiere gehalten werden. Dabei ist es wie mit Hunden und Katzen: es gibt Sympathien und Antipatien, einige lieben sich, andere ignorieren sich, manche reagieren aggressiv aufeinander. Teils gibt es geschlechtliche Vorlieben, vor allem bei unkastrierten Rüden. Zur Zusammenführung eignet sich neutraler Boden, z.B. ein Spaziergang. In jedem Fall muss viel Platz mit Rückzugsmöglichkeiten vorhanden sein. Kleinere Rangeleien beim Kennenlernen sind normal, beißt ein Tier jedoch ernsthaft zu, müssen die Tiere wieder getrennt werden. Es kann helfen, in dem Fall eine langsame Gewöhnung vorzunehmen.

 

Da ihre wilden Urahnen nicht im Rudel leben, zeigen Frettchen einiges an typischem Rudelverhalten nicht: sie jagen nicht gemeinsam, sie zeigen kaum Futterneid, sie helfen sich nicht bei der Aufzucht und der Jungtiere und haben keine strikte Rangordnung. Da Frettchen aber sehr wohl in der Lage sind, sozial zu interagieren, gehen einige ihrer Verhaltensweisen durchaus Richtung „Rudelleben“: sie spielen miteinander, sie kommunizieren und lernen, wie ihr Gegenüber auf ihre Signale reagiert.

 

 

Kommunikation

 

Frettchen sind eher leise Tiere, die vor allem über Körpersprache kommunizieren. Einige typische Laute gibt es aber: ein Laut der Freude oder der freudigen Erregung ist ein hohes „gackern“, das auch bei der Begrüßung gezeigt wird. Dunklere, ähnlich klingende Laute werden als „Mitteilung“ genutzt: das Frettchen möchte etwas von seinem Gegenüber. Manche Frettchen sind dabei recht redselig und der Mensch kann verstehen lernen, was genau das Frettchen mit dem jeweiligen Laut erreichen will.

Daneben können Frettchen brummen und fauchen, wenn ihnen etwas nicht passt und ein schrilles Schreien oder Quietschen von sich geben, wenn sie Angst haben. In seltenen Fällen „bellen“ Frettchen, ein Drohschrei, um den Gegner einzuschüchtern. Fauchen und Bellen zeigen manche jüngeren Frettchen auch im Spiel.

 

 

und einige typische Verhaltensweisen:

 

hüpfen: Wenn Frettchen aus dem Käfig dürfen, hüpfen und springen sie wild durch die Gegend, lassen aufgestaute Energie ab und gehen dann häufig zu einer Spielaufforderung über.

 

Rückwärts laufen mit steil aufgerichtetem Schwanz und aufgerissenem Maul: Spielaufforderung

 

Platt ausgestreckt auf dem Boden liegen: das Gegenteil einer „Angriffsstellung“, oft als kurzes Beschwichtigen oder Pause im Spiel genutzt. Teils auch ausgebaut zu: das Frettchen bittet seinen Menschen um etwas.

 

Wenn Frettchen ein Gegenüber nicht mögen oder ihnen etwas sehr suspekt ist, stellen sie das Fell am Körper auf. Bewegt sich das Frettchen dabei langsam vorwärts, ist es angriffsbereit.

 

Schwanzwedeln (mehr ein hin und her zucken) bedeutet Erregung/Aufregung

 

Sich gegenseitig putzen ist eine Geste der sozialen Interaktion und drückt Zugehörigkeit aus.

 

Ähnlich Hunden, beschnüffeln Frettchen sich zur Begrüßung am After, um Informationen über den Gegenüber zu erhalten. Daneben beschnüffeln sich Frettchen auch an den Ohren.

 

Seepferdchen, Muränen, Flundern und Co

19. Oktober 2012 in das Leben im Korallenriff

 

Stichlingsartige

 

Unter den Stichlingsartigen gibt es viele Arten, die in der Körperform sehr von der typischen Fisch-Form abweichen. Hierzu gehören z.B. die Seenadeln, die Seepferdchen, die Geisterpfeifenfische oder die Flötenfische. Sie alle besitzen keine Schuppen, sondern spezielle Knochenplatten. Die meisten Arten haben einen sehr lang gezogenen Körper, mit kleinen Flossen und langem vorstülpbarem Maul.

 

 

Seepferdchen

 

Seepferdchen

Seepferdchen

Seepferdchen leben in gemäßigten Meeren, aber auch im warmen Wasser. Sie bevorzugen Seegras-Standorte, da sie sich mit ihren gebogenen Schwänzen an den Gräsern festhalten können und so gut getarnt sind. An Riffen sieht man sie nur selten, auch weil ihnen die Strömung hier in der Regel zu stark ist.

 

Seepferdchen fressen vor allem kleine Krebse, Garnelen und Fischlarven. Natürliche Feinde haben sie kaum, sind aber durch Überfischung vom Aussterben bedroht. Sie werden als zweifelhafte Medizin benutzt, als Souvenir verkauft und für Aquarien-Halter abgesammelt. Im Aquarium sind Seepferdchen allerdings nur schwer zu halten; falls sie den Transport überleben, sterben sie größtenteils kurze Zeit später im Aquarium.

 

Seepferdchen pflanzen sich fort, indem das Weibchen Eier in der Brusttasche des Männchens ablegt. Dort werden die Eier befruchtet und die Jungen entwickeln sich und schlüpfen schließlich noch in der Brusttasche. Kurz nach dem Schlüpfen werden die kleinen Seepferdchen ins Meer entlassen und das Männchen kann neue Eier aufnehmen.

Der Paarungstanz der Seepferdchen, sowie der tägliche „Tanz“ zur Erneuerung einer Partnerschaft, ist ein sehr schön anzuschauendes Ritual.

 

 

Flötenfische

 

eine Gruppe Flötenfische im Riff

Flötenfische leben am Riff und auch im offenen Meer. Durch ihren schlanken, silbrigen Körper sind sie gut getarnt, vor allem, da sie gerne dicht unter der Wasseroberfläche schwimmen. Im Riff unterwegs, können sie begrenzt auch ihre Farbe anpassen. Daneben schwimmen sie gerne im Windschatten von großen friedlichen Fischen oder tun so, als wären sie Treibholz. So können sie sich unbemerkt ihrer Beute nähern: kleinen Fischen und Krustentieren. Ihr extrem langes, schlankes Maul ermöglicht ihnen dabei auch in sehr schmalen Ritzen nach Nahrung zu suchen.

 

Der Flötenfisch kann bis zu 1,60m lang werden und ist meist in kleinen Gruppen unterwegs.

 

Flötenfische schweben gerne dicht unter der Wasseroberfläche

 

Plattfischartige: Flunder

 

Flundern gehören zur Ordnung der Plattfischartigen. Diese Ordnung ist sehr artenreich mit Vertretern weltweit in allen Meeren. Fast alle sind platte Bodenbewohner.

 

die Flunder ist im Sand gut getarnt

Im Larvenstadium haben Plattfische noch eine symmetrische Form. Im Laufe ihrer weiteren Entwicklung verschieben sich dann Schädel- und Kieferknochen, so dass sie sich letztlich vollständig auf einer Körperhälfte befinden. Manchmal landet das Gesicht auf der linken, manchmal auf der rechten Seite. Zum einen ist das Art-abhängig, aber es gibt auch Arten mit zufälliger Verteilung.

 

Flundern liegen meist farblich gut getarnt halb im Boden eingegraben und lauern dort auf Beute. Sie ernähren sich vor allem von Wirbellosen, die größeren Arten auch von kleinen Fischen.

 

Flundern besitzen keine Schwimmblase, sind aber in der Lage, sich über ihren Flossensaum schwimmend vorwärts bewegen.

 

 

Streifenkorallenwels

 

Korallenwelse leben als Jungtiere im Schwarm, als erwachsene Tiere auch einzeln. Sie durchstöbern den Boden nach Kleintieren und besitzen 4 Barteln, um Beute zu ertasten. Korallenwelse besitzen Giftstachel, die rein der Verteidigung dienen, aber auch Menschen schmerzhafte Verletzungen zufügen können.

 

Streifen-Korallenwelse

 

 

Aalartige

 

Die Ordnung der Aalartigen Fische umfasst etwa 900 Arten, die größtenteils im Meer leben. Sie alle haben einen Schlangen-ähnlichen Körperbau mit weicher, saumartiger Rückenflosse. Sie besitzen weder eine Bauchflosse, noch eine Schwimmblase, auch Kiemendeckel und einige Schädelknochen sind zurück gebildet.

 

 

Muränen

 

Graue Muränen schwimmen häufig auch frei

Muränen sind räuberische Allesfresser, die vor allem in tropischen Riffen Zuhause sind, aber auch z.B. im Mittelmeer vorkommen. Je nach Art erreichen sie eine Größe von 20cm bis fast 4 Metern.

 

Sie sind typische Aalartige, mit Schlangenförmigem Körper, schuppenloser Haut und teils mehreren Reihen spitzer Zähne. Sie haben nur kleine Kiemenöffnungen und pumpen durch Öffnen und Schließen des Mauls das Wasser hindurch. Dies wird häufig von Tauchern als Drohgeste missverstanden. Fühlt sich die Muräne bedroht, bleibt das Maul aber weit geöffnet.

 

Die meisten Muränen-Arten sind nachtaktiv. Tagsüber bleiben sie in ihren Höhlen, manchmal schaut der Kopf heraus, so dass sie ihre Umgebung im Blick behalten können. Nachts unternehmen sie Raubzüge durch ihr Revier. Dabei sind sie nicht auf kleinere Beute beschränkt, sondern reißen durchaus auch Stücke aus größeren Beutetieren und fressen sogar Aas. Dabei verlassen sie sich in erster Linie auf ihren ausgezeichneten Geruchssinn, um z.B. schlafende Beute-Fische zu entdecken. Ihre Sehkraft ist dagegen nur wenig ausgeprägt.

Menschen greifen sie nur an, wenn sie provoziert werden.

 

Geistermuränen wechseln im Laufe ihres Lebens die Farbe und ihr Geschlecht. Die erwachsenen Männchen sind blau mit gelb, wandeln sich aber mit einer Größe von etwa 95cm automatisch zum gelbgrünen Weibchen um.

 

links: noch männliche Geistermuräne; rechts: die Rußkopfmuräne wird bis zu 1,5m lang

 

Röhrenaale

 

Röhrenaale leben in Wohnhöhlen im Boden von warmen Flachwassergebieten. Sobald sie eine potentielle Gefahr wahrnehmen, verschwinden sie vollständig in ihren Höhlen, die gerade breit genug sind, dass der Aal hinein passt. Ist es sicher, schaut der vordere Teil des Körpers aus dem Boden und wiegt sich in der Strömung mit.

 

Röhrenaale

Vollständig verlassen Röhrenaale die Wohnhöhle vermutlich nie, wobei es vereinzelt Berichte gibt, dass die Männchen kurzzeitig zur Paarung den Kontakt zu ihrer Wohnhöhle verlieren können. Röhrenaale sind allerdings in der Lage, die Position ihrer Wohnhöhle mittels ihres Grab-Schwanzes zu verändern, so dass ein vollständiges Verlassen der Höhle zur Paarung nicht nötig ist. Die Paarung wird durch Drohgebärden benachbarter Männchen eingeleitet. Dann werden die Weibchen von den Männchen umschlängelt, bis sie bereit zur Paarung sind.

 

Röhrenaale leben meist in riesigen Kolonien zusammen, wobei der Abstand zwischen ausgewachsenen Tieren etwa einen halben Meter beträgt. Sie ernähren sich von Zooplankton, das sie aus dem Wasser filtern.

 

 

Ringel-Schlangenaal

 

Ringel-Schlangenaal

Schlangenaale gibt es weltweit in allen Meeren. Allerdings sieht man sie eher selten, da sie in der Regel nachtaktiv sind und sehr versteckt leben. Häufig buddeln sie sich tagsüber im Sand ein.

 

Sie imitieren in ihrem Äußeren die giftigen Seeschlangen, sind aber durch ihren Rückenflossensaum, das Fehlen von Schuppen und das Vorhandensein von Kiemenöffnungen von diesen zu unterscheiden.

 

 

 

Soldaten- und Husarenfische

 

Soldaten- und Husarenfische gehören zu der Ordnung der Schleimkopfartigen. Sie sind nach Schleimkanälen am Kopf benannt, über die sie Strömungsreize wahrnehmen können.

 

Großdorn-Husar

Soldaten und Husaren sind in der Regel Nachtraubfische. Als Anpassung daran haben sie große, sehr lichtempfindliche Augen und sind meist rot. Die Farbe Rot wird vom Wasser rasch heraus gefiltert und macht die Fische nachts quasi unsichtbar. Sie ernähren sich von Krebslarven, Zooplankton, kleineren Fischen, Krebsen und Würmern.

 

Husarenfische sind meist etwas größer, als Soldaten, haben häufig weiße Streifen und verfügen über einen Gift-Dorn am Kiemendeckel. Beide Unterfamilien können unterschiedliche Laute von sich geben, die der Kommunikation untereinander dienen.

 

 

Hornhechte

 

Hornhechte gehören zur Ordnung der Hornhechtartigen. Es sind sehr schmale, langgezogene Fische, die äußerlich an einen Pfeil erinnern. Sie sind silbrig und halten sich meist dicht unter der Wasseroberfläche auf, wodurch sie sehr gut getarnt sind. Dort schweben sie langsam vorwärts, bis ein kleiner Beutefisch nahe genug ist. Daraufhin werden sie zu blitzschnellen Jägern.

 

Hornhechte werden bis 1,20m lang und sind für Menschen nicht gefährlich.

 

Wenn Hornhechte von Raubfischen verfolgt werden, springen sie über der Wasseroberfläche mit kräftigen Schwanzschlägen vorwärts.

 

Hornhecht mit Putzerfisch

 

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Kugelfische, Igelfische und Drückerfische

19. Oktober 2012 in das Leben im Korallenriff

 

Es gibt über 400 verschiedene Arten in der Ordnung der Kugelfischartigen. Hierzu gehören z.B. Drückerfische, Kofferfische, Lederjacken und die Kugelfische selbst. Der Körper ist gedrungen, teils rautenförmig, teils eckig. Die Größen variieren stark, von den teils winzigen Feilenfischen bis zum über 2 Tonnen schweren Mondfisch. Das Maul ist meist klein und auf die Ernährung mit Wirbellosen oder Plankton ausgelegt.

 

 

Drückerfische

 

Orange gestreifter Drückerfisch

Drückerfische haben einen langgezogenen, rautenförmigen Körper, mit großem Kopf und stark bezahntem Maul. Sie schwimmen in erster Linie durch ondulierende Bewegungen von After- und Rückenflosse, was sie in die Lage versetzt, auch in Schieflage und selbst waagerecht liegend zu schwimmen. Die Schwanzflosse stellt im Notfall einen „Turboantrieb“.

 

Ihre besondere Verteidigungsstrategie besteht darin, sich über spezielle Dorne, die sich oben und teils auch unten am Körper befinden, fest zwischen Korallen zu verankern. So können Fressfeinde sie nicht zwischen den Korallen hervorziehen und aufessen.

Die Drückerfische selbst leben von Krebsen, Seeigeln, Seesternen, Würmern und anderen kleinen Tieren oder Algen. Sie sind in der Lage einen starken Wasserstrahl mit dem Maul erzeugen, um z.B. Seeigel umzupusten, und sie so von der weichen Unterseite her aufzufressen. Ebenso können sie über den Wasserstrahl andere Tiere im Sandboden frei legen. Daneben haben Drückerfische bei langstacheligen Seeigeln noch eine besondere Strategie entwickelt: der Drückerfisch packt einen Stachel, hebt den Seeigel daran hoch und lässt ihn in etwa ein Meter Höhe wieder los. Während der Seeigel zurück zum Boden schwebt, greift der Drückerfisch ihn von der weichen Unterseite her an.

 

der Riesendrückerfisch ist mit Vorsicht zu genießen

Meist leben Drückerfische als Einzelgänger, die sehr aggressiv über ihr Revier wachen. Einige Riesendrückerfische greifen dabei sogar Menschen an, vor allem, wenn sie gerade ein Gelege haben.

 

Oft befinden sich in einem großen Revier eines Männchens verschiedene kleinere von Weibchen. Die Weibchen bauen mittels ihres Wasserstrahls größere Sandkuhlen, in die sie ihre Eier legen und gut beschützen. Bei einigen Arten hilft auch das Männchen mit. Teilweise kann man die männlichen Drückerfische beobachten, wie sie über den Eiern einen „Kopfstand“ machen, um ihnen Sauerstoff zuzupusten. Potentielle Feinde, auch Taucher, werden nun schon auf mehrere Meter Entfernung angegriffen, gerammt oder gebissen. Das ist äußert schmerzhaft für Menschen, zumal das Gebiss stark genug ist, selbst Muschelschalen zu knacken. Wenn die Fischlarven der Drückerfische geschlüpft sind, steigen sie sofort auf zur Wasseroberfläche und lassen sich zur weiteren Entwicklung ins offene Meer treiben.
Die Eltern sind nun wieder deutlich friedlicher.

 

links: Blauer Drückerfisch; rechts: Picasso Drückerfisch (und ein Falterfisch)

Kugelfische

 

Kugelfische sind in der Lage, bei Gefahr ihren Magensack mit Wasser vollzupumpen, wodurch sie kugelrund werden. Dadurch sehen sie zum einen eindrucksvoller aus, zum anderen pusten sie sich auch noch im Maul oder Magen ihrer Fressfeinde auf, was deren Tod bedeuten. Zusätzlich sind Kugelfische bei Verzehr giftig. Natürliche Feinde haben sie entsprechend kaum.

 

Weissfleck-Kugelfisch mit Arabischem Doktorfisch

Keinesfalls sollte man einen Kugelfisch zum aufblasen reizen. Es ist großer Stress für das Tier, schluckt es dabei Luft, ist die Aktion oft tödlich.

 

Kugelfische besitzen ein sehr kräftiges Maul und ernähren sich vor allem von Schnecken, Muscheln und Krebsen. Einige Arten zermalmen auch Korallen und fressen deren Polypen.

 

Kugelfische sind langsame Schwimmer, aber ähnlich einem Hubschrauber, sehr manövrierfähig.

 

2 Kugelfische

links: Schwarzfleck-Kugelfisch mit Putzerfisch in den Kiemen; rechts: Maskenkugelfisch

 

Kofferfische

 

Kofferfische sind tatsächlich in etwa Kofferförmig mit einem Panzer aus Knochenplatten. Wie die Kugelfische sind sie langsame, aber sehr manövrierfähige Fische. Sie ernähren sich von kleinen Wirbellosen und Algen, die sie unter anderem mittels eines Wasserstrahls aus dem Boden frei strudeln können.

 

Kofferfische trifft man meist einzeln am Riff. Tatsächlich teilen sich aber in der Regel ein Männchen und mehrere Weibchen im losen Zusammenhalt ein Revier.

 

Kofferfische sind häufig sehr farbenfroh

 

Kofferfische werden gerne noch winzig klein an Aquarienhalter verkauft. Ein großes Problem dabei ist, dass Kofferfische bei Stress eine giftige Substanz ans Wasser abgeben, die auf dem engen Raum im Aquarium alle Fische, einschließlich sie selbst, abtötet.

 

 

Igelfische

 

Igelfisch

Igelfische sehen ähnlich aus wie Kugelfische, mit denen sie eng verwandt sind. Igelfische sind allerdings meist etwas länglicher mit stumpfem Kopf, riesigen Augen und Stacheln am ganzen Körper, denen sie ihren Namen verdanken. Wie die Kugelfische, können sich Igelfische bei Gefahr aufpusten.

 

Die Ernährung ist ähnlich wie bei Drückerfischen und Kofferfischen, wobei sie hartschalige Nahrung den Stachelhäutern vorziehen.

 

Menschen gegenüber sind Igelfische meist sehr scheu und zurückhaltend.

 

 

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Panzerwangen: Feuerfische, Drachenkopf und Co

19. Oktober 2012 in das Leben im Korallenriff

 

Es gibt etwa 1500 Arten von Panzerwangen, zu denen z.B. die Steinfische, die Schaukelfische und die Feuerfische gehören. Die bekannteste Panzerwange dürfte aber der Rotbarsch sein.

 

Panzerwangen leben in allen Meeren, in Kalt- und in Warmwasser und sogar in der Tiefsee. Im Süßwasser gibt es ebenfalls einige Arten. Die meisten Panzerwangen können Gifte produzieren. Zusätzlich ist der Körper häufig durch Panzerplatten und Stacheln geschützt.

 

 

Feuerfische

 

Feuerfische sind nachtaktiv

Feuerfische sind nachtaktiv

Feuerfische fallen durch ihre imposante, fächerförmige Flossenform auf. Als nachtaktive Jäger sind sie durch ihre rote Grundfarbe mit helleren Querstreifen gut getarnt. Sie besitzen lange Giftstacheln an der Rückenflosse, die aber rein der Verteidigung dienen. Auch aufdringlichen Tauchern können sie so gefährlich werden. Das Gift ist für Menschen zwar nicht tödlich, aber sehr schmerzhaft.

 

Die meisten Arten der Feuerfische erreichen eine Größe von maximal 40cm. Oft leben sie in Höhlen am Riff oder auch in Wracks. Sie ernähren sich in erster Linie von kleinen Fischen, sind allerdings nur sehr langsame Schwimmer. So treiben Feuerfische ihre Beute mit den Fächerflossen in die Enge und saugen sie dann durch aufreißen ihres großen Mauls ein.

 

Die meisten Feuerfische sind Einzelgänger, die aufmerksam über ihre Reviergrenzen wachsen. Zur Paarungszeit können männliche Rotfeuerfische allgemein recht angriffslustig werden. Brutpflege findet bei Feuerfischen jedoch nicht statt.

 

links: Antennenfeuerfisch; rechts: Rotfeuerfisch

 

echter Steinfisch

 

Der echte Steinfisch ist der giftigste Fisch überhaupt. Das Gift wird von Stacheln der Rückenflosse abgegeben und kann selbst Menschen töten. Es wird nur zur Verteidigung eingesetzt, was dem Menschen aber nicht hilft, wenn er versehentlich auf den Steinfisch drauf tritt. Steinfische imitieren nahezu perfekt algenbewachsene Steine und sind so kaum auszumachen. Sie besitzen keine Schwimmblase und sind tatsächlich kaum in der Lage, zu schwimmen. Es sind reine Lauerjäger, die absolut regungslos auf Felsen oder auf dem Riff liegen und vorbei schwimmende Beute durch Öffnen des riesigen Mauls einsaugen.

 

Auf Grund ihrer extremen Giftigkeit haben sie keine natürlichen Feinde.

 

links: echter Steinfisch; rechts: Skorpionsfisch (falscher Steinfisch)

 

Drachenkopf und Skorpionsfisch

 

Einige Drachenkopfarten sehen dem Steinfisch zum verwechseln ähnlich, andere dagegen erinnern tatsächlich stark an einen Drachen. Erstere werden auch Skorpionsfische genannt. Wie nah die Verwandtschaft zu den echten Steinfischen ist, ist noch nicht endgültig geklärt. Echte und falsche Steinfische können daran unterschieden werden, dass bei Skorpionsfischen das Maul nicht senkrecht steht und die Brustflossen seitlich angesetzt und deutlich kleiner sind. Drachenköpfe sind ebenfalls giftig, aber deutlich weniger, als der echte Steinfisch. Auch sie sind in erster Linie gut getarnte Lauerjäger.

 

Drachenkopf

 

Schaukelfisch

 

Schaukelfisch

Schaukelfische imitieren äußerlich Algenblätter, wodurch sie nahezu perfekt getarnt sind. Sie lauern schaukelnd wie ein Blatt in der Strömung auf Beute, was sie für Algenfresser zusätzlich interessant macht. Teilweise bewegen sie sich auch langsam schaukelnd auf den Brustflossen laufend auf ihre Beute zu. Wie die anderen Panzerwangen auch, saugt der Schaukelfisch seine Beute schließlich durch aufreißen des riesigen Mauls ein. Dabei kann die Beute bis zu halb so groß wie der Schaukelfisch selbst sein.

 

Schaukelfische sind in der Regel mit maximal 10cm Länge recht klein und nur schwach giftig. So verlassen sie sich auch zur Verteidigung auf ihre gute Tarnung. Sie besitzen keine Schwimmblase und sind nur schlechte, langsame Schwimmer.

 

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Die große Vielfalt der Barschartigen im Korallenriff

17. Oktober 2012 in das Leben im Korallenriff

 

Im Gegensatz zu den Knorpelfischen, ist das Skelett der Knochenfische teilweise oder ganz verknöchert. Die meisten Arten besitzen zudem eine Schwimmblase, die sie exakt im Wasser tarieren lässt.
Knochenfische sind nach heutigem Kenntnisstand keine Weiterentwicklung der Knorpelfische, sondern haben sich parallel aus einem gemeinsamen Vorläufer entwickelt.

Die so genannten echten Knochenfische entwickelten sich vor gut 200 Millionen Jahren und stellen heute rund 96% aller bekannten Fischarten. Die echten Knochenfische zeichnen sich unter anderem durch ein in der Regel völlig verknöchertes Skelett und Schuppen aus Knochensubstanz aus. Mit am vielfältigsten unter ihnen sind die Barschartigen.

 

 

Barschartige

 

auch die Falterfische gehören zu den Barschartigen

Die Ordnung der Barschartigen Fische umfasst etwa 40% aller bekannten Fischarten und ist gleichsam die Artenreichste Ordnung aller Wirbeltiere. Es gibt sie im Süßwasser und im Salzwasser, wobei sie flachere Gewässerzonen bevorzugen. Im Korallenriff stellen Barschartige ebenfalls einen großen Teil der Fisch-Population.

 

Die genauen Verwandtschaftsbeziehungen sind bei den Fischen noch nicht endgültig geklärt. Vor allem die Barschartigen sind eine Sammel-Ordnung, in denen die Fische zusammen gefasst sind, die sich nicht durch bestimmte Merkmale in andere Fisch-Ordnungen einteilen lassen. So ist die Vielfalt untern den Barschartigen sehr groß.

 

 

Kleine Barsche im Korallenriff: Riffbarsche und Fahnenbarsche

 

Riffbarsche trifft man in großer Zahl in jedem Korallenriff an, wo die tagaktiven Fische schöne bunte Farbtupfer bilden. Zu den Riffbarschen gehören z.B. die Anemonenfische, die Sergeanten und die Preußenfische. Sie besitzen eine durchgehende Rückenflosse und einen stark gegabelten Schwanz. Die meisten sind sehr klein, nur wenige Zentimeter bis maximal 15 Zentimeter lang.

Viele Riffbarsche leben in großen Schulen an den Außenkanten der Riffe und zwischen Steinkorallen. Dabei sind die meisten Arten territorial mit einem festen Standort im Korallenriff.

 

Barsche am Korallenriff

links: Grüne Riffbarsche bleiben dicht bei ihrer Steinkoralle; rechts: Sergeanten patrouillieren vor dem Korallenriff

 

Anemonenfische leben in Symbiose mit einer See-Anemone. Die See-Anemone ist stark nesselnd, was Fressfeinde der Anemonenfische fern hält. Die Anemonenfische selbst werden immun gegen das Gift ihrer Anemone. Der Nutzen, den die Anemone von der Symbiose hat, ist umstritten. Theorien sind z.B., dass die Anemonenfische ihre Anemone sauber halten und Falterfische vertreiben, die die Anemonen fressen könnten.

 

links: Weißrückenanemonenfisch; rechts: Anemonenfische mit Dreifleck-Preußenfischen

 

Anemonenfische leben meist als Paar zusammen, gemeinsam mit ihrem Nachwuchs. Das Weibchen ist normalerweise am größten und dominantesten. Stirbt es, so wechselt das Männchen das Geschlecht und eines der Jungtiere wird zum neuen Männchen. Die meisten Jungtiere aber verlassen irgendwann ihre Eltern-Anemone und suchen sich eine eigene. Erwachsene Anemonenfische bleiben ihrer Anemone dagegen ein Leben lang treu.

 

Harems-Fahnenbarsche

 

Fahnenbarsche sind eng mit den Zackenbarschen verwandt. Sie werden maximal 10cm lang und leben in großen Schulen an den Riffrändern. Fahnenbarsche leben als Harem, das heißt ein oder wenige Männchen leben mit vielen Weibchen zusammen. In der Regel sind die Geschlechter gut an der Farbe zu unterscheiden. Stirbt ein Männchen, so wandelt sich ein dominantes Weibchen zum neuen Männchen um.

 

 

Zackenbarsche

 

der Mondflossenzackenbarsch wird bis zu 80cm groß

Zackenbarsche sind mittelgroße, territoriale Jäger, die durch ihr Revier im Korallenriff patrouillieren, Konkurrenten fern halten und auf Beute lauern. Ist ein Beutetier nah genug, packen sie blitzschnell mit ihren kräftigen Eckzähnen zu.

Meist sind sie in der Dämmerung und nachts unterwegs, aber auch tagsüber begegnet man ihnen.

Junge Zackenbarsche sind immer weiblich und wandeln sich mit einem gewissen Alter zu Männchen um. Je älter ein Zackenbarsch wird, umso größer ist das Revier, das der Einzelgänger für sich beansprucht.

 

Die meisten Zackenbarsche am Korallenriff sind maximal einen halben Meter groß. Es gibt aber auch Arten, die bis zu drei Meter groß werden und auch Menschen gefährlich werden können. Menschen werden zwar nicht als Beute angesehen, aber in die Enge getriebene Zackenbarsche verteidigen sich.

 

Zackenbarsche haben meist große, hervorstehende Augen, einen ausgeprägten Unterkiefer und der vordere Teil der Rückenflosse ist mit kräftigen Stacheln ausgerüstet. Viele Zackenbarsche haben zudem ein Punkt-Muster, wodurch sie beim Lauern auf Beute gut getarnt sind.

 

typische Zackenbarsche

 

 

Süßlippen

 

Süßlippen sind nach ihren wulstigen Lippen benannt, mit denen sie den Boden nach Nahrung durchstöbern. Süßlippen leben vor allem in warmen, flachen Meerregionen. Sie sind nachtaktiv und verdösen den Tag in kleineren oder größeren Gruppen versteckt unter Überhängen.

Die Jungtiere sind häufig völlig anders gefärbt, als die erwachsenen Tiere und leben solitär zwischen Steinkorallen. So ahmen sie die giftigen Nacktschnecken nach, was sie vor Fressfeinden schützt.

 

links: Orientalische Süßlippe; rechts: junge Harlekin Süßlippe

 

Falterfische und Kaiserfische

 

Falterfische sind sehr farbenfreudige Fische, die eher klein und annähernd diskusförmig sind. Es gibt über 120 verschiedene Arten, die alle ein anderes Farbmuster aufweisen. Der Grund ist, dass viele Falterfische recht territorial sind und artgleiche, also gleich gefärbte, aus ihrem Revier vertreiben. Da die meisten Falterfische Nahrungsspezialisten sind, nehmen ihnen andere Falterfisch-Arten keine Nahrung weg und werden entsprechend im Revier geduldet.

 

ein Falterfisch-Pärchen auf Nahrungssuche

Meist leben Falterfische als Paar zusammen, einige Arten auch in Schwärmen. In der Regel sind sie sehr standorttreu. Dadurch kennen sie „ihr“ Korallenriff sehr gut und können bei Gefahr blitzschnell in enge Spalten flüchten. Ein „aufgemaltes“ Auge im hinteren Körperbereich vieler Arten, irritiert Fressfeinde bezüglich der Fluchtrichtung. Zusätzlich ist das echte Auge häufig völlig unauffällig und z.B. durch ein farbiges Muster übermalt.

Man kann sie den ganzen Tag im flachen Wasser der Riffe beobachten, aber am späten Nachmittag sind sie am aktivsten. Sie ernähren sich z.B. von Korallenpolypen, Quallen, Krebsen, Würmern, Plankton oder Fischeiern.

 

Der Wimpelfisch gehört ebenfalls zu den Falterfischen. Er unterscheidet sich vor allem durch die zum “Wimpel” verlängerte Rückenflosse von ihnen.

 

 

Pfauen-Kaiserfisch

Kaiserfische sehen ähnlich aus, wie Falterfische, haben aber einen großen farblich hervor gehobenen Dorn an den Unterseiten des Kiemendeckels. Die Familie der Kaiserfische ist sehr artenreich und oft prächtig gefärbt. Häufig haben Jungtiere eine völlig andere Farbe, als die erwachsenen Tiere. Der Grund hierfür ist, dass Kaiserfische extrem territorial sind und den Jungtieren keinen Lebensraum lassen würden. Durch die andere Farbe erkennen sie die Jungtiere nicht als artzugehörig und ignorieren sie.

 

Kaiserfische leben als Paar oder solitär am Korallenriff, wo sie über feste Territorien wachen. Teilweise kommt es auch zur Haremsbildung mit einem Männchen und wenigen Weibchen. Die Fische sind in dem Fall aber selten zusammen zu sehen, sondern leben verteilt über ihr teils sehr großes Territorium. Ihre Nahrung besteht aus Schwämmen, Algen, Fischeiern und kleinen Wirbellosen.

 

 

Halfterfisch

 

Halfterfisch

Es gibt nur eine Gattung mit einer Art: den Halfterfisch. Er sieht fast aus wie ein Wimpelfisch, ist mit diesem aber nicht näher verwandt, sondern viel mehr mit den Doktorfischen. Halfterfische gibt es nur in den Korallenriffen des Indopazifiks, dort sind sie aber recht weit verbreitet. Sie leben in kleinen Gruppen zusammen, auch unterhalb der Riff-Korallenzone bis in Tiefen von etwa 180 Metern. Mit ihren spezialisierten langen schmalen Mäulern, klauben sie kleine Wirbellose und Algen aus engen Spalten.

 

 

Doktorfische

 

Doktorfische sind nach einem Skalpell-ähnlichen Fortsatz an ihrer Schwanzflosse benannt. Bei Gefahr klappen sie das Skalpell aus und verteidigen sich mit heftigen Schwanz-Schlägen. Oft ist das Skalpell besonders eingefärbt, um Fressfeinde abzuschrecken. Manche Doktorfische haben zusätzlich noch eine ähnlich gefärbte Stelle am Kopf und täuschen so vor, dort säße auch noch ein Skalpell.

 

links: der Arabische Doktorfisch kommt nur im Roten Meer vor; rechts: Vlamings Nasendoktorfische werden bis zu 70cm groß

 

 

Doktorfische lassen sich am Korallenriff oft gut beobachten, da sie sich auf ihre „Waffe“ verlassen und in der Regel wenig scheu sind. Sie sind hauptsächlich Vegetarier, die den Tag damit verbringen, Algen abzuschaben. Wenn es sich ergibt, werden aber auch z.B. Moostierchen, kleine Krebse oder Würmer mit gefressen. Nachts ziehen Doktorfische sich zum Schlafen zurück. Viele Arten sind territorial, dennoch leben einige gerne in kleineren oder größeren Gruppen zusammen.

 

links: Streifendoktorfische sind extrem territorial; rechts: Kurznasendoktorfische leben in kleinen Gruppen

 

Lippfische

 

Lippfische sind eine sehr artenreiche Familie, deren Mitglieder durch die Farbwechsel in den verschiedenen Altersstadien schwer zu bestimmen sind. Alle Lippfische sind tagaktiv und besitzen eine charakteristische wellenförmige Schwimmbewegung, da sie nur mit den Brustflossen schwimmen. Benannt sind sie nach ihren wulstugen Lippen.

 

Besenschwanz Lippfisch

Die erwachsenen Tiere sind meist Einzelgänger und sehr territorial, während die Jungtiere häufig als Schwarm leben. Lippfische sind in der Regel im jungen Alter alle weiblich und wandeln sich später zum Männchen um. Sie zeigen ein recht ausgeprägtes Balzverhalten mit Paarungstänzen. Bei manchen Arten werden Nester gebaut, die das Männchen bewacht.

 

Die meisten Arten ernähren sich von Muscheln, Schnecken, Seeigeln oder Krustentieren. Eine Besonderheit ist der kleine Putzerlippfisch, der davon lebt, andere Fische von Parasiten zu befreien (siehe Putzstationen am Korallenriff).

 

Regenbogen Lippfisch vor Tabakfalterfischen am Korallenriff

 

 

Papageifische

 

Papageifische sind eng mit den Lippfischen verwandt. Sie haben ein sehr kräftiges Gebiss, das an den Schnabel eines Papageis erinnert. Mit diesem zerkauen sie Steinkorallen, um an die Polypen und Algen zu gelangen. So sind Papageifische zu einem guten Teil für den feinen weißen Tropensand verantwortlich, den sie nach dem Fressen wieder ausscheiden. Manche Papageifischarten ernähren sich aber auch rein vegetarisch von Algen oder Seegras.

 

Papageifisch beim Fressen

Ähnlich den Lippfischen, sind alle Papagei-Fische zunächst weiblich oder aber Primärmännchen, und wandeln sich später zum Super-Männchen um. Die Geschlechtsumwandlung ist damit begründet, dass männliche Papageifische sehr territorial sind. Ein junges kleines Männchen hätte keine Chance, sich ein Territorium zu erobern und fortzupflanzen. So erfolgt die Geschlechtsumwandlung erst, wenn der Fisch groß und stark genug dafür ist.

Jungtiere sind aus ähnlichen Gründen häufig noch einmal anders gefärbt, als die Weibchen, die Primärmännchen oder die Super-Männchen. Das macht die Bestimmung der Artzugehörigkeit nicht immer einfach.

 

 

Büschelbarsch

 

Fosters Büschelbarsch

Büschelbarsche sind nach ihren feinen Haarbüscheln am Nasenrand und am Ende der Rückenflossenstrahlen benannt. Da sie als Lauerjäger regungslos auf dem Korallenriff liegen, werden sie daneben auch Korallenwächter genannt. Sie schwimmen kaum und besitzen keine Schwimmblase. Bei Sichtung der Beute, z.B. Krebse oder kleine Fische, stoßen sie blitzschnell zu. Bei Gefahr flüchten sie in ihre nahe gelegene Höhle oder Spalte.

Meist leben Korallenwächter solitär. Sie sind zu Anfang weiblich und wandeln sich bei Bedarf zu Männchen um. Meist lebt in einen Revier in losem Zusammenhalt ein Männchen mit mehreren Weibchen.

 

 

Makrelen

 

Makrelen leben in großen Schwärmen in flacherem Wasser entlang der Küstengebiete. So sieht man sie auch immer mal wieder in der Nähe von Korallenriffen. Sie sind schnell und im Schwarm sehr wendig, besitzen allerdings meist keine Schwimmblase. Makrelen sind gute Speisefische und ihre Bestände sind vielerorts überfischt.

 

Großmaulmakrelen beim Plankton filtern

 

Barrakudas

 

junger Barrakuda

Barrakudas sind schnelle bis zu 2 Meter lange Jäger, die alles fressen, was sie erbeuten können. In der Regel sind das, je nach Größe des Barrakudas, z.B. Makrelen, junge Thunfische, Ährenfische oder Hornhechte. Aber selbst giftige Fische werden gefressen. Dem Menschen werden Barrakudas in der Regel nicht gefährlich, es sei denn, sie werden provoziert. Teilweise scheinen Barrakudas auch Menschen anzugreifen, weil sie z.B. glitzernde Accessoires mit Beutefischen verwechseln.

 

Junge Barrakudas leben oft in Schulen in der Nähe von Riffen, ältere sind dagegen meist Einzelgänger, die sich hauptsächlich im offenen Meer aufhalten. Ihr Körper ist ganz auf schnelles schwimmen und erbeuten ausgelegt. Langgezogen, pfeilförmig, mit großem Maul und langen spitzen Zähnen.

 

 

Eidechsenfische

 

Die meisten Eidechsenfisch-Arten leben im flachen, warmen Wasser an Korallenriffen. Einige Arten sind allerdings auch in der Tiefsee Zuhause. Es sind räuberische Fische, die auf farblich passendem Untergrund liegend auf Beute lauern. Die Grundfarbe ist meist sandfarben mit dunklen Flecken und teils durchsichtigen Abschnitten. Die Flossen sind fast immer durchsichtig. Das sehr große Maul ist mit spitzen Zähnen bestückt, um auch größere Beute sicher packen und verschlingen zu können.

 

Eidechsenfisch

 

Schiffshalter

Schiffshalter haben ihren Namen, weil sie sich gerne als blinde Passagiere an Schiffen festsaugen. Eigentlich reisen sie auf diese Art bei z.B. Walen, Mantas oder Haien mit. Sie sind so vor Fressfeinden geschützt und säubern im Gegenzug ihre Transporteure von Parasiten. Junge Schiffshalter saugen sich in der Regel an ihren Eltern fest. Bei der breiten, in Kopfnähe liegenden Saugscheibe, handelt es sich um eine abgewandelte Rückenflosse. Über die geriffelte Oberfläche der Scheibe erzeugen sie ein Vakuum, über das sie sich an glatten Oberflächen festhalten können.

In Riffnähe trifft man Schiffshalter auch einzeln. Gelegentlich saugen sie sich dort auch testweise an Tauchern fest.

 

links: ein großer Igelfisch mit Schiffshalter; rechts: frei schwimmender Schiffshalter

 

Grundeln

 

Die Grundeln sind mit etwa 2000 Arten die artenreichste Familie aller Meeresfische. Sie sind in der Regel recht klein, mit einem länglich-rundlichen Körper, einem großen Maul und großen Brustflossen, mit denen sich auf dem Boden aufstützen können. Die meisten Grundeln sind Lauerjäger, die auf dem Riff, auf Schwämmen, Steinen oder dem Meeresboden regungslos ausharren und auf Beute warten. Die Planktonfresser unter den Grundeln sind dagegen frei schwimmend und besitzen im Gegensatz zu den Lauerjägern eine Schwimmblase.

 

Grundel und Knallkrebs bilden eine Lebensgemeinschaft

Bei den Grundeln gibt es einige interessante Symbiosen. So lebt die Wächtergrundel zusammen mit dem Knallkrebs, bzw. Pistolenkrebs, in den vom Krebs gegrabenen Gängen. Die Grundel bewacht den Eingang und lebt von den Wirbellosen, die der Krebs zusammen mit dem Sand beim graben und ausbessern der Gänge nach draußen befördert. Im Gegenzug teilt die Grundel dem Krebs mit, ob es vor der Höhle gerade sicher ist. Der Krebs ist blind und kann selbst eine drohende Gefahr nicht sehen. Falls ein Fressfeind sich nähert, flüchtet die Grundel zum Krebs in die Höhle. Meist leben zwei Krebse mit ein oder zwei Grundeln zusammen.

 

Andere Grundeln leben eng mit Anemonen, Steinkorallen oder Schwämmen zusammen. Daneben gibt es auch noch Putzergrundeln, die, ähnlich den Putzer-Lippfischen, feste Putzstationen im Korallenriff unterhalten und sich von den Parasiten ihrer Kunden ernähren.

 

Bindengrundel

 

Steuerbarsche

 

Hochflossen-Steuerbarsch

Steuerbarsche werden auch Pilot- oder Ruderbarsche genannt. Sie sind relativ eng mit Falterfischen verwandt, haben aber keinen ganz so Scheibenförmigen Körper. Sie leben in Küstennähe in flachem Wasser, auch abseits von Korallenriffen. Ihre Nahrung besteht aus Algen und Kleintieren.

 

 

 

Füsiliere

 

Der Name Füsilier stammt aus der Militärgeschichte. Heute werden in einigen Ländern noch die leichten Infateristen als Füsiliere bezeichnet. Der Fisch kam zu dem Namen, weil seine präzisen Bewegungen im Schwarm an exerzierende Soldaten erinnern. Füsiliere haben einen spindelförmiger Körper mit tief gegabelter Schwanz und sind sehr schnelle und wendige Schwimmer. Sie sind tagaktiv und ernähren sich vorwiegend von Plankton. Man trifft sie in großen Schwärmen vor den Riffen.

 

Gelbstreifen-Füsiliere

 

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Haie und Rochen im Korallenriff

17. Oktober 2012 in das Leben im Korallenriff

 

Knorpelfische gibt es schon seit über 400 Millionen Jahren, womit sie deutlich älter sind, als die heutigen echten Knochenfische.

 

Haie am Korallenriff

Zebrahai am Korallenriff

Als erstes haben sich vor rund 450 Millionen Jahren die Haie entwickelt. Seitdem sind sie fast unverändert geblieben, eine phantastische Erfolgsgeschichte. Erst der Mensch hat durch massenhaftes abschlachten viele Arten an den Rand des Aussterbens gebracht.

 

Knorpelfische haben ein Skelett aus Knorpel, mit einigen Kalkablagerungen darin. Knorpel ist leichter, als ein Knochenskelett, was ihnen hilft, ihren Auftrieb zu kontrollieren. Tatsächlich besitzen sie keine Schwimmblase, die erst von Knochenfischen entwickelt wurde. Stattdessen haben aber viele Arten eine stark ölhaltige Leber, die zumindest für etwas Auftrieb sorgt. Ein weiterer Unterschied zu den Knochenfischen ist die stets innere Befruchtung der Knorpelfische. Einige Knorpelfische sind sogar lebend gebärend.

 

 

Haie

 

Haie sind geschickte und schnelle Jäger, die dem Menschen aber nicht grundlos gefährlich werden. Der größte Hai, der bis zu 12 Meter lange Walhai, ernährt sich zudem nur von winzigem Plankton.

 

der Riesenhai frisst nur winziges Zooplankton

Haie besitzen eine spezielle Haut mit nach hinten weisenden Zähnchen. Diese sorgt für einen extrem niedrigen Strömungswiderstand, wodurch Haie Geschwindigkeiten von bis zu 70km/h erreichen können. Mittlerweile baut der Mensch die Haihaut nach und beschichtet damit Flugzeuge, Schiffe und U-Boote, um den Treibstoffverbrauch zu senken und die Geschwindigkeit zu erhöhen.

 

Besonders gut ist bei Haien der Geruchssinn entwickelt, über den sie Beute schon in großer Entfernung wittern können. Sie reagieren dabei vor allem auf verletzte Beutetiere und können Blut noch in millionenfacher Verdünnung wahrnehmen. Zudem können Haie über ihr Seitenlinienorgan kleinste Wasserbewegungen und Druckunterschiede im Wasser erkennen, was ebenfalls bei der Ortung der Beute hilft.

Ein weiteres spezielles Organ verhilft Haien zu der Fähigkeit, sehr schwache elektrische Felder wahrzunehmen, wie sie z.B. durch Muskelkontraktionen, Herzschläge oder Gehirnströme entstehen. Zudem sind Haie in der Lage, über das Magnetfeld der Erde präzise zu navigieren.

 

Die meisten Haie leben im offenen Meer, einige aber auch in der Nähe von Riffen. Häufige Riffhaie sind der Weißspitzen- und der Schwarspitzen-Riffhai sowie der graue Riffhai.

 

Weißspitzen-Riffhai

Der Weißspitzen-Riffhai wird bis zu 1,50m lang, der Schwarzspitzen Riffhai bis etwa 2m. Beide Arten sind in der Regel sehr friedlich Menschen gegenüber, außer man treibt sie stark in die Enge. Je nach Gewöhnung an Taucher und Schnorchler gibt es einige zutrauliche und neugierige Exemplare, meist sind Riffhaie aber eher scheu.

 

Der graue Riffhai ist mit etwas mehr Vorsicht zu genießen, da er schneller reizbar ist. Er wird ebenfalls etwa 2 Meter lang und lebt hauptsächlich in tieferem Wasser.

 

Der Zebrahai kann bei Tauchgängen ebenfalls öfter gesehen werden, da er flaches Wasser bevorzugt. Er wird etwa 3 Meter lang und besitzt einen auffallend langen Schwanz. Auf Menschen reagieren Zebrahaie in der Regel sehr friedlich, zudem sind sie nachtaktiv, so dass man sie tagsüber oft ruhend am Boden antrifft. Der Zebrahai ist mittlerweile vom Aussterben bedroht, da er als Speisefisch stark bejagt wird. Im deutschen Sprachgebrauch wird der Zebrahai auch als Leopardenhai bezeichnet, der eigentliche Leopardenhai lebt jedoch im Ostpazifik vor der Küste der USA.

 

 

Rochen

 

Blaupunktrochen

Auch die Rochen gehören zu den Knorpelfischen und sind damit mit den Haien verwandt.

Bei den meisten Arten sind Kopf und Brustflossen vollständig mit dem abgeflachten Körper verwachsen, was ihnen ein Scheibenförmiges Aussehen verleiht. Viele Rochen sind in erster Linie Bodenbewohner, wo sie durch ihr flaches Äußeres gut getarnt sind. Zudem graben sie sich gerne in den Sand ein, so dass nur noch ihre Augen heraus schauen.

 

Rochenarten sind in jedem Meer in jeder Tiefe anzutreffen. Die meisten Arten werden maximal 1 Meter groß, einige Arten aber auch deutlich größer.

 

Der Schwanz des Rochens dient zum einen der Navigation, zum anderen wird er von einigen Arten auch zur Verteidigung eingesetzt.

 

 

Hier einige typische Vertreter im Flachwasser und an Riffen:

 

Bogenstirn-Torpedorochen

Zitterrochen:

 

Zitterrochen sind eher kleine Rochen, die je nach Art meist nur 10- 30cm groß werden. Einige Ausnahmen erreichen auch eine Länge von bis zu einem Meter.

 

Ihr Name kommt daher, dass sie in der Lage sind, über ein spezielles Muskelorgan starke Stromstöße abzugeben. Dies wird vor allem zum betäuben von Beutetieren genutzt, kann aber auch der Verteidigung dienen.

 

 

 

Stechrochen

Stachelrochen

 

Die Stachelrochen gehören zu den Stechrochen und können eine Spannweite von bis zu 1,5 Metern erreichen. Sie besitzen einen sehr langen Schwanz mit Giftstacheln, der zur Verteidigung eingesetzt wird.
Dabei können Stachelrochen auch Menschen gefährlich werden. So starb 2006 der australische Dokumentar-Filmer Steve Irwin, da ihn der Stachel des Rochens unglücklicherweise mitten ins Herz traf.

 

 

Blaupunktrochen

Blaupunktrochen

Der Blaupunktrochen gehört ebenfalls zu den Stechrochen und hat 1-2 giftige Stacheln am Schwanz. Diese dienen der Verteidigung gegen Feinde. In der Regel werden Blaupunktrochen um einen Meter groß, im Einzelfall auch mehr.

Die Art ist sehr verbreitet an Korallenriffen und lebt nur im Flachwasser. Meist trifft man sie gut getarnt halb im Sand vergraben an, wo sie auf Beute lauert. Blaupunktrochen fressen vor allem Weichtiere, Garnelen und Würmer.

 

 

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Leben und Überleben im Korallenriff

17. Oktober 2012 in das Leben im Korallenriff

 

Überlebensstrategien der Riffbewohner

 

Am Korallenriff findet man die verschiedensten Lebewesen: Krebstiere wie die Putzergarnele, majestätische Rochen, giftige Steinfische, bunte Nacktschnecken, Schwärme von farbenfrohen Riffbarschen, nesselnde Anemonen und viele mehr.

 

Zwei Tabakfalterfische beim Fressen einer Qualle

Ein Teil von ihnen ist nachtaktiv, der andere Teil tagaktiv. Manche sind Räuber, einige Pflanzenfresser, viele ernähren sich auch von Plankton, das heißt pflanzlichen, bakteriellen und tierischen Kleinstlebewesen. Jeder versucht eine Nische für sich zu finden, um ausreichend Schutz und Nahrung zu haben. Bei der hohen Dichte an Lebewesen im Korallenriff gar nicht so einfach.

 

So haben sich einige hoch spezialisiert auf bestimmte Beute, die sonst kaum jemand verwerten kann. Andere dagegen fressen einfach alles. Die Strategien, um Beute zu machen, bzw. nicht als Beute zu enden, sind vielfältig.

 

Schwarmfische z.B. profitieren tagsüber davon, dass sie im Schwarm kaum angegriffen werden. Dies liegt vor allem daran, dass für Räuber kein Angriffspunkt, kein einzelnes Tier auszumachen ist. So setzen die Raubfische, die trotzdem angreifen, darauf, den Schwarm zu zersprengen und so einzelne Fische abzusondern.

 

Auf Verwirrungstaktik setzt auch der Tintenfisch. Bei Gefahr sondert er eine Tintenwolke ab, die dem Fressfeind vorgaukelt, die Beute zu sein, während der Tintenfisch schnell die Richtung wechselt und verschwindet.

 

Diese Gelbstreifen-Füsiliere sind als Schwarm vor Räubern gut geschützt. Auch durch ihre Farben erscheinen sie als einzige große Masse für potentielle Räuber.

 

Eine der wichtigsten Strategien ist jedoch die Tarnung, die sowohl vom Räuber, als auch vom Beutetier genutzt wird. Räuber imitieren z.B. Steine, Algen oder völlig friedliche Fische. Beutetiere verschmelzen mit ihrer Umgebung und imitieren wehrhafte Fische.
Besondere Meister der Tarnung sind die Steinfische. Sie bilden nahezu perfekt einen algenbewachsenen Stein nach und lauern reglos auf Beute. Ähnlich macht es der Schaukelfisch. Er imitiert Seegräser, hat selbst die Form eines ausgefransten Blattes. Dazu schaukelt er in den Wellen, während er auf passenden Untergründen liegend auf Beute wartet. Er kann sich auf seinen Brustflossen langsam laufend vorwärts bewegen, wobei er ebenfalls die Schaukelbewegungen zeigt. Ist eine passende Beute nahe genug, reißt er sein riesiges Maul auf und saugt sie so ein.

 

links: der Drachenkopf lauert gut getarnt.
rechts: der Schaukelfisch kann zwar auffallend bunt sein, imitiert so aber erfolgreich harmlose Pflanzen

 

Andere Räuber tarnen sich, indem sie im Windschatten größerer friedlicher Fische mit schwimmen, um sich so unbemerkt ihrer Beute nähern zu können. Diese Taktik verwenden z.B. Trompetenfische. Diese können sogar bis zu einem gewissen Grad ihre Farbe entsprechend anpassen. Selbst Schnorchler oder Taucher werden gerne von Trompetenfischen als Tarnung verwendet.

 

Eine besondere Taktik, um Beute zu machen, hat der Säbelzahnschleimfisch entwickelt. Er sieht fast genauso aus, wie ein Putzerfisch und führt sogar den Locktanz der Putzerfische durch, um Fische zu sich zu lotsen. Putzerfische befreien andere Fische von Parasiten, werden so auch von Raubfischen nicht angegriffen, sondern ihre Putzerdienste sind höchst willkommen. Der kleine Säbelzahnschleimfisch wird so als vermeintlicher Putzerfisch von vielen Fischen nah heran gelassen, beißt ihnen dann blitzschnell ein Stück Fleisch heraus und verschwindet wieder. Fische lernen aber schnell, genau hinzusehen. Ein zweites mal lassen sie sich nicht überraschen.

 

Rochen im Korallenriff

die vielen “Augen” und der sandfarbene Körper des Blaupunktrochens, machen ihn für Feinde und für Beute schwer einschätzbar

Beutetiere nutzen ganz ähnliche Mechanismen. Sie imitieren über Farbe und Äußeres Gift-Fische oder werden über angepasste Färbung fast unsichtbar.

 

Überhaupt spielt die Färbung der Fische eine sehr wichtige Rolle. Tagsüber sorgt eine bläuliche Färbung im offenen Meer für annähernde Unsichtbarkeit, nachts dagegen sind rote Fische nicht zu sehen. Manche potentiellen Beutetiere haben zudem Färbungen, die den Feind verwirren können, z.B. ein „aufgemaltes“ zusätzliches großes Paar Augen. Dabei sind auch „Vielaugen“ möglich, wie beim gepunkteten Kugelfisch.

Streifen oder Punkte in Umgebungsfarben helfen daneben auch dadurch, dass sie die Konturen des Fisches verschwimmen lassen. Ein Räuber kann so die Größe des Beutefisches kaum mehr abschätzen. Dies funktioniert besonders gut, wenn der Fisch langsam oder im Schwarm schwimmt. Wimpelfische z.B. nutzen diese Taktik.

Quallen und Glasfische sind dagegen durch die Abwesenheit von Farbe gut getarnt.

 

Viele Falterfischarten sind territorial und leben paarweise. Artzugehörigkeit erkennen sie an der Farbe.

Durch die Farben wird daneben aber auch Artzugehörigkeit signalisiert. Zum einen werden so passende Partner gefunden, zum anderen hilft es aber auch beim einhalten von Reviergrenzen. Viele Fische sind sehr territorial sind und verteidigen ihr Revier gegen Artgenossen, da diese Rivalen um Nahrung, sichere Schlafplätze und Paarungspartner sind. So kommt es, dass viele Jungfische eine völlig andere Färbung haben, als im Erwachsenenalter. Dadurch können sie unbehelligt von ihren großen Artgenossen aufwachsen.

 

Manche Raubfische profitieren aber auch von der Ernährungsweise anderer Fische. Barben z.B. werden gerne von Stachelmakrelen und anderen kleineren Raubfischen begleitet. Barben durchwühlen den Meeresboden nach Kleinstlebewesen, indem sie den Sand durchsieben. Dabei scheuchen sie eine Reihe von Krebsen und kleinen Wirbellosen auf, die für die Räuber nun relativ leichte Beute sind.

 

der Doktorfisch täuscht durch die orange Farbe eine zweite Klinge am Kopf vor

Fische, die nicht auf Tarnung setzen, bedienen sich dagegen oft Giften oder Stacheln. Diese Fische signalisieren ihre Wehrhaftigkeit meist mit grellen Farben, die ihre Waffen auch gerne besonders betonen. Doktorfische haben z.B. scharfe Klingen an der Schwanzflosse, auf die sie potentielle Feinde durch leuchtende Farben aufmerksam machen. Im Falle eines Angriffs verteidigen sie sich mit heftig schlagender Schwanzflosse. Einige Doktorfische haben noch ein weiteres Paar Klingen am Kopf „aufgemalt“, um auch von vorne abzuschrecken.

 

Seeigel sind durch ihre langen Stacheln sehr gut geschützt. Allerdings haben sich einige Fische trotzdem auf sie spezialisiert. So können Drückerfische Seeigel umpusten und dann von der weichen Unterseite her auffressen.

 

Eine besondere Strategie haben Kugelfische: sie können sich bei Gefahr aufblasen, was sie eindrucksvoller aussehen lässt und für kleinere Räuber nur noch schwer angreifbar. Daneben führt das Verschlucken eines Kugelfisches oft zum ersticken des Räubers, da der Kugelfisch sich auch innerhalb des Fressfeindes aufpustet. Da den meisten Räubern dies bewusst ist, verzichten sie auf den Verzehr größerer Kugelfische.

 

links: der Igelfisch kann sich aufblasen wie ein Kugelfisch und hat zudem noch Stacheln auf dem Körper verteilt. rechts: der Stachelrochen nutzt seinen langen Giftstachel nur zur Verteidigung

 

Neben den Waffen, spielt das Gift sowohl bei Räubern als auch bei Gejagten eine wichtige Rolle. Vor allem viele niedere Lebewesen im Korallenriff sind giftig. Dazu gehören viele Korallen, Quallen, Schnecken und Schwämme. Sie verteidigen sich mittels des Gifts gegen Fressfeinde, betäuben ihre Beute oder bekämpfen Konkurrenten um ihren Standort im Korallenriff.

 

der harmlose Schlangenaal imitiert die hochgiftige Seeschlange

Auch viele Raubfische nutzen das Gift in erster Linie zur Verteidigung, nicht um Beute zu machen. Dazu gehören z.B. der hochgiftige Steinfisch, der Rotfeuerfisch oder Rochen. Seeschlangen oder die Giftpfeile schießende Kegelschnecke, nutzen dagegen ihr Gift aktiv um Beute zu töten.

 

Aber nicht nur die giftigen Lebewesen selbst profitieren davon. So lebt der Anemonenfisch gut geschützt zwischen den nesselnden Tentakeln seiner Anemone.

Viele Nacktschnecken produzieren ebenfalls kein eigenes Gift, sondern profitieren von dem Gift der Schwämme. Die Schnecken selbst sind immun gegen das Gift, fressen die Schwämme und werden selber giftig.

 

Daneben imitieren Beutetiere auch gerne giftige oder wehrhafte Fische. So färbt der Schlangenaal sich wie die hochgiftige Seeschlange. Einige Feilenfische ahmen Kugelfische nach, die junge Harlekin-Süßlippe ahmt giftige Nacktschnecken nach.

 

links: Nacktschnecken sind meist sehr giftig und zeigen dies durch grelle Farben.
rechts: Anemonenfische sind durch ihre nesselnde Anemone geschützt. Sie selbst sind gegen das Anemonen-Gift imun

 

 

Putzstationen am Korallenriff

 

Einige Tiere haben sich darauf spezialisiert, andere Fische von Parasiten zu befreien. Daneben helfen sie auch bei der Wundheilung, indem sie lose, abgestorbene Hautpartikel und Schleim entfernen. Zu den Putzern gehören verschiedene kleine Fischarten, z.B. der bekannte Putzer-Lippfisch oder manche Grundel-Arten, sowie einige Garnelen.

 

Hornhecht mit kleinem Putzerlippfisch

Viele dieser Putzer betreiben feste Putz-Stationen im Korallenriff. Hier signalisieren sie über bestimmte Bewegungen und ihr Erscheinungsbild die Bereitschaft, ihre Dienste zu Verfügung zu stellen.

 

Die meisten größeren Riffbewohner besuchen regelmäßig Putzerstationen. Dazu gehören auch Raubfische wie Muränen oder Zackenbarsche. Sie warten vor Putzerstationen friedlich, bis sie an der Reihe sind und kämen nie auf die Idee, den kleinen Putzer zu fressen. Im Gegenteil, sie halten völlig still, spreizen die Flossen ab und öffnen ihr Maul, um auch dieses säubern zu lassen.

 

Einige Putzer sind ohne feste Station unterwegs und bedienen die „Kunden“, die sich nicht ins Korallenriff herein trauen oder ihren sicheren Standort im Riff nicht verlassen möchten. Die Putzer selbst profitieren, indem sie so ihre Nahrung erhalten und im Rahmen ihrer Dienste die Sicherheit haben, nicht gefressen zu werden.

 

links: auch Scherengarnelen betätigen sich oft als Putzer.
rechts: dieser Kugelfisch lässt sich gerade von einem Putzerfisch die Kiemen säubern

 

 

Das Korallenriff bei Nacht

 

Etwa 75% der Fische sind tagaktiv, die meisten niederen Tiere dagegen nachtaktiv. Besonders eindrucksvoll bei Nacht sind die Polypen der Steinkorallen, die nun überall zum Vorschein kommen und den Eindruck eines Blumenmeeres vermitteln. Die Polypen warten auf die Nacht, da nun große Mengen an Kleinstlebewesen aus der Tiefe des Ozeans aufsteigen, die den Polypen als Nahrung dienen. Die meisten Fressfeinde der Polypen schlafen dagegen nun.

 

Korallenriff bei Nacht

Korallenriff bei Nacht

Auch Federsterne, viele Garnelen, Krebse, Langusten und Schnecken sind nachtaktiv, jagen jetzt oder weiden die Korallenblöcke ab. Daneben sind auch Kleinfische wie z.B. Beilbäuche unterwegs. Fisch-Schwärme sieht man nachts selten. Der Schwarm profitiert tagsüber von seiner Optik, der Feind sieht nur eine diffuse Masse. Nachts ist dieser Effekt kaum effektiv.

 

Nachtaktive Fische sind z.B. die Soldaten- und Husarenfische, Stachelmakrelen, Muränen und Rotfeuerfische. Viele Nachtjäger haben sehr große spezialisierte Augen, um auch im Dämmerlicht noch sehen zu können. Daneben sind sie häufig rot, da das Rot nachts nicht zu sehen ist. Ein flacher Körperbau trägt dazu bei, dass sie möglichst wenig Biolumineszenz verursachen. Wolken von lumineszierenden Kleinstlebewesen sind nachts unterwegs, die bei Berührung aufleuchten.

 

Viele tagaktive Fische wechseln nachts die Farbe, verschmelzen so mit dem Hintergrund oder werden rötlich. Sie verkriechen sich in Spalten und sind möglichst regungslos. Daneben haben einige Fische auch ganz besondere Verteidigungsmechanismen entwickelt. Drückerfische z.B. klemmen sich über 2 Dorne am Körper zwischen den Korallen fest, so dass Fressfeinde sie nicht heraus ziehen können. Einige Papageifische hüllen sich in eine Schleimschicht ein, die vermutlich ihren Geruch überdeckt, so dass sie geschützter vor Fressfeinden sind.

 

typische Jäger der Nacht: Großschuppensoldaten (links) und Rotfeuerfische (rechts)

 

Die Sinnesorgane der Fische

 

Das Sonnenlicht wird im Wasser mit zunehmender Tiefe rasch schwächer. Ab etwa 15 Metern Wassertiefe sind beispielsweise die Gelb-, Orange- und Rottöne schon fast völlig heraus gefiltert. Bei klarem Wasser dringen Reste des Sonnenlichts mehrere Hundert Meter tief, das menschliche Auge nimmt aber in diesen Tiefen nur noch Schwärze wahr.

 

Muränen orientieren sich bei der Suche nach Beute hauptsächlich über ihre Nase

Einige Fische haben hoch spezialisierte Augen, mit denen sie noch den letzten Rest Licht auffangen können und so z.B. nachts, bzw. in mittleren Wassertiefen, erfolgreich jagen können. Die besten Seh-Spezialisten nehmen noch bei gut 1000 Meter Wassertiefe ein Restlicht wahr. Doch bei den meisten Fischen, die nicht ausschließlich in sehr flachem Wasser leben, spielen die Augen zur Sinneswahrnehmung nur eine geringe Rolle. Ebenfalls können nur die Flachwasserarten farbig sehen.

 

Hoch entwickelt ist dagegen bei vielen Fischen der Geruchssinn und teils auch der Hörsinn. Muränen und Haie beispielsweise verlassen sich beim Jagen sehr auf ihre Nase und Lachse können durch den Ozean der Geruchsspur ihres Heimatflusses folgen, um in diesem schließlich zu laichen.

 

Der Geruchssinn ist eng verbunden mit dem Geschmackssinn, über den schon auf eine gewisse Distanz die Fressbarkeit einer potentiellen Beute geprüft werden kann. Viele Tiere, z.B. Schwämme und Blumentiere, aber auch einige Fische, scheiden geringe Mengen an giftiger oder übelschmeckender Substanz aus, um Fressfeinde vorzuwarnen. Einige Papageifische dagegen hüllen sich nachts zum Schlafen in eine schleimige „Geruchsbarriere“ ein, um von Fressfeinden nicht wahrgenommen werden zu können.

 

Schwarmfische koordinieren ihre Bewegungen mit Hilfe des Seitenlinienorgans

 

Schallwellen breiten sich im Wasser schneller aus, als in der Luft und können theoretisch über weite Entfernungen weiter gegeben werden. Praktisch werden durch die Wasserbewegungen die Schallwellen jedoch mehr oder weniger stark verzerrt. So wird die Orientierung über Schall unter Wasser vor allem über kürzere Distanzen genutzt. Schall, und damit allgemein Bewegungen, Strömungen und Druckveränderungen des Wassers, werden bei Fischen über das Innenohr, vor allem aber über Seitenlinienorgan wahrgenommen. Dieses spezielle Sinnesorgan gibt es nur bei Wasserbewohnern, es ist der Tastsinn der Fische. Das funktioniert so fein, dass auch hierüber eine Orientierung, ein abschätzen von Entfernungen und die Ortung von Beute und Feinden stattfinden kann.

 

Bei manchen Fischen haben sich zusätzlich Elektrorezeptoren entwickelt, mit denen sie sich am Magnetfeld der Erde orientieren können. Einige Fische, der Nilhecht z.B., sind zusätzlich in der Lage, elektrische Felder zu erzeugen, über die sie Hindernisse, Feinde oder Beute wahrnehmen können. Das elektrische Feld verformt sich in Anhängigkeit von der Substanz, auf das es trifft. So können diese Fische mittels des elektrischen Feldes sogar feststellen, was genau sich da gerade in ihrer Nähe befindet.

Knorpelfische wie Haie und Rochen dagegen besitzen die einzigartige Fähigkeit, die schwachen elektrischen Felder wahrzunehmen, die andere Tiere durch Muskelkontraktion, Herzschlag oder Gehirnaktivität erzeugen.

 

links: Zitterrochen können so starke elektrische Felder erzeugen, dass sie sich hierüber verteidigen oder Beute betäuben können.
rechts: Haie nehmen über Elektrorezeptoren Beutetiere wahr

 

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Soziales: Bindung an den Menschen und Artgenossen

16. Oktober 2012 in Welches Haustier passt zu mir

 

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Soziale Faktoren

 

welches Haustier passt zu mir - Frettchen?

Frettchen

Keine Frage, Haustiere bereichern das Leben ihrer Menschen. Sie bringen Leben in die Wohnung und Abwechslung in den Alltag, dienen als Seelentröster, Spielkamerad und Freizeitpartner. Fast jedes Kind wünscht sich irgendwann ein Haustier, auch viele Erwachsene können sich ein Leben ohne Tiere kaum vorstellen.

Haustiere zu halten, bedeutet allerdings auch viel Verantwortung sowie zeitlichen und finanziellen Aufwand, und das in der Regel über viele Jahre hinweg. Damit Mensch und Tier dauerhaft miteinander glücklich werden, müssen daher Ansprüche des Tieres und Wünsche des Menschen zueinander passen.

 

Die folgenden Tabellen sollen helfen, das zu seinem Leben und seinen Vorstellungen passende Haustier zu finden.

 

 

braucht Artgenossen soziale Bindung an den Menschen für Vollzeit- Berufstätige geeignet
Hund braucht viel Sozialkontakt, möglichst auch mit anderen Hunden. Wenn kein zweiter Hund im Haushalt lebt, sollten auf Spaziergängen Sozialkontakte zu anderen Hunden ermöglicht werden. sehr hoch, der Mensch ist ein vollwertiger Sozialpartner für den Hund nur bedingt. Viele Hunde bleiben sehr ungern alleine, zudem bedeuten sie einen recht hohen Zeitaufwand neben der Arbeit. Gassigänger, Tagesstätten und ähnliches können eine Alternative sein. siehe auch: Vollzeit-Arbeit und Hund
Katze braucht in der Regel Sozialkontakt, nicht zwingend Artgenossen; sehr von der einzelnen Katze abhängig sehr hoch, der Mensch ist ein vollwertiger Sozialpartner für die Katze Freigänger ja, Wohnungskatzen vor allem dann, wenn die Katze schon älter ist oder mehrere Katzen gehalten werden.
Frettchen bevorzugen es in der Regel, mit Artgenossen zu leben. Brauchen auf jeden Fall viel Sozialkontakt und Beschäftigung baut bei entsprechender Beschäftigung mit dem Tier eine soziale Bindung zum Menschen auf ja, falls die Frettchen einen großen Auslauf und Artgenossen zu Verfügung haben
Zwergkaninchen ja, sollten unbedingt auch bei viel Ansprache durch den Menschen mit Artgenossen gehalten werden baut bei viel Beschäftigung mit dem Tier eine soziale Bindung auf. Der Mensch kann Artgenossen jedoch nicht ersetzen. ja
Meerschweinchen brauchen zwingend Artgenossen, um wirklich glücklich zu sein baut bei viel Beschäftigung mit dem Tier eine soziale Bindung auf. Der Mensch kann Artgenossen jedoch nicht ersetzen. ja
Hamster sind Einzelgänger und müssen alleine gehalten werden, um sich wohl zu fühlen können zahm werden und den Menschen positiv wahrnehmen, bauen aber keine soziale Bindung zu ihm auf. ja, sehr gut für Berufstätige geeignet
Ratten brauchen Artgenossen, auch bei viel Ansprache durch den Menschen bauen soziale Bindung zu ihrem Menschen auf bei Haltung mit Artgenossen in einem großen Gehege, ja
Mäuse keinesfalls einzeln halten können zahm werden und den Menschen positiv wahrnehmen, bauen aber keine soziale Bindung zu ihm auf sehr gut für Berufstätige geeignet
Pferd Pferde sollten unbedingt mit Artgenossen gehalten werden bei entsprechender Haltung durchaus hohe soziale Bindung Prinzipiell ja. Pferde bedeuten allerdings einen sehr hohen Zeitaufwand, sofern der Pensionsstall einem nicht einiges an Arbeit abnimmt.
Aquarium Fisch-abhängig nein, ein Fisch wird einen Menschen nie als Sozialpartner wahnehmen, maximal relativ zahm werden sehr gut für Berufstätige geeignet
Wellensittiche keinesfalls einzeln halten, am besten im Schwarm abhängig von Haltungsform und Beschäftigung mit dem Tier, wird eine soziale Bindung aufgebaut bei artgerechter Haltung (Artgenossen, Voliere) sehr gut für Berufstätige geeignet
Großpapageien brauchen zumindest einen Artgenossen, können bei der Wahl des Partners allerdings sehr wählerisch sein bei guter Haltung und viel Beschäftigung entsteht eine recht hohe soziale Bindung zum Menschen bei artgerechter Haltung (Artgenossen, eigenes Zimmer) gut für Berufstätige geeignet

Dominanz und Problemverhalten beim Hund

17. September 2012 in Grunderziehung (nicht nur) für Welpen

Vorweg eine wissenschaftliche Definition von Dominanz:

 

„Unter Dominanz versteht man in der Biologie und in der Anthropologie den Zustand, dass die einen Individuen gegenüber den anderen Individuen einen hohen sozialen Status aufweisen, worauf letztere unterwürfig reagieren. Das Gegenteil von Dominanz ist Unterwürfigkeit bzw. Subdominanz. Dominanz-Hierarchien sind bei vielen Tieren einschließlich der Primaten zu finden und auch beim Menschen. Individuum A schränkt die Rechte und Freiheiten von Individuum B ein und gesteht sich selber diese Rechte und Freiheiten zu, was von B akzeptiert wird. Dominanz ist immer beziehungsspezifisch und ist zeit- und situationsabhängig.“ (Quelle: de.wikipedia.org)

 

zeigt der Hund Dominanz?

Zeigt der Hund Dominanz?

Dies bedeutet, dass Dominanz keine Charaktereigenschaft ist, sondern etwas über die Beziehung zwischen zwei Individuen aussagt. Oder anders: das eine Individuum kann nur so dominant sein, wie das andere Individuum dies zu einem bestimmten Zeitpunkt und in einer bestimmten Situation zulässt.

 

Unter Hunden geht eine dominante Position oft einher mit dem Vorrecht zur Paarung und dem Einfordern von Respektsbekundungen. Inwieweit der dominante Hund den unterlegenen Hund einschränkt, hängt sehr vom individuellen Charakter ab. Meist beschränkt es sich auf das situationsabhängige Einfordern einer Individualdistanz und eines insgesamt respektvollen Verhaltens. Einige Hunde bestehen auch auf ihre Lieblingsliegeplätze oder verteidigen ihr Spielzeug gegenüber ihrem hündischen Mitbewohner.
Dagegen stimmt es nicht, dass der dominante Hund sich grundsätzlich nicht auf Spielaufforderungen des rangniedrigeren einlässt oder dass der untergeordnete Hund selbst in Abwesenheit des dominantenHundes nie an dessen Futter oder Liegestelle gehen würde. Ebenso dürfen Rangniedere sich frei bewegen (sofern sie keinen Ranghohen dabei stören) sowie eigenständig jagen (z.B. Mäuse) und ihre Beute auch gegen Ranghohe verteidigen. Aufgaben sind meist verteilt. Nicht nur Ranghohe sind für das Wachen zuständig und es gehen auch nicht immer die Ranghohen vorne weg. Zu einer ranghohen Position gehören allerdings meist ein souveränes, sicheres und selbstbewusstes Auftreten, Führungskompetenz und eine gewisse Lebenserfahrung. In schwierigen Situationen wird dem Ranghohen zugetraut, dass er die Situation richtig einschätzen kann und eine angemessene Reaktion vorgibt.

 

Umso verwunderlicher ist es, dass viele Menschen hinter jedem unerwünschten Verhalten ihres Hundes gleich Dominanz vermuten und ein großes Regularium zur Eindämmung von Dominanzverhalten aufstellen. Es mag einfach und verlockend klingen, dass sich alle Erziehungs- und Verhaltensprobleme alleine durch die Einhaltung einiger Verhaltensregeln lösen lassen. Man hört und liest es immer wieder: der Hund zieht an der Leine, kommt nicht, wenn man ihn ruft oder verteidigt Ressourcen: das muss Dominanz sein. Dann gibt es Regeln wie: immer zuerst essen, vor dem Hund durch die Tür gehen, den Hund nicht aufs Sofa lassen und automatisch sollen sich alle Probleme in Wohlgefallen auflösen… Aber stimmt das wirklich?

 

 

Was ist es, wenn nicht Dominanz?

 

Orientierung des Hundes an seinem Menschen

 

Eine wichtige Rolle, ob ein Hund sich auch in kritischen Situationen an seinem Menschen orientiert, spielt Vertrauen. Vertrauen des Hundes darauf, dass sein Mensch die Situation im Griff hat, richtige Entscheidungen trifft und ihn beschützen kann. Gerade aggressives Verhalten des Hundes wird gerne mit Dominanz erklärt, obwohl Aggressivität meist aus Angst geboren wird. Ursachen können schlechte Erfahrungen sein, schlechte Sozialisierung oder ein generell unsicheres, nervöses Wesen. Vermittelt der Mensch seinem Hund dann keine Sicherheit und dass er sich kümmert, wird der Hund somit gezwungen, die für ihn gefährlich scheinende Situation selbst zu lösen. Ein unsicherer Hund ist damit aber überfordert und schießt oft über das Ziel hinaus.

 

Ebenso ist es wichtig, dass der Hund seinen Menschen einschätzen kann. Dazu gehört, dass der Mensch seinem Hund ein klares Feedback gibt, dass der Hund einordnen kann. Ein Hund lebt im Hier und Jetzt, er wird es nicht verstehen, für eine Tat bestraft zu werden, die in der Vergangenheit liegt. Sowohl Lob als auch Strafe müssen unmittelbar erfolgen, um dem Hund ein Lernen zu ermöglichen und ihn nicht zu verunsichern. Auch kennen Hunde keine Ausnahmen. Was soll der Hund verknüpfen, wenn man ihn an einem Tag selbst entscheiden lässt, wie lange er auf ein Platz-Kommando hin liegen bleibt und am nächsten Tag straft man ihn dafür? Oder wenn man sich eine Zeit lang von seinem Hund durch die Gegend ziehen lässt, bis man irgendwann die Nase voll hat und für den Hund aus heiterem Himmel ein geschnauztes “Fuß” und zeitgleich ein Ruck kommt. So scheitert es eher selten an der Dominanz des Hundes, sondern eher an mangelhafter Kommunikation oder Inkonsequenz des Menschen, wenn etwas nicht so klappt, wie Mensch es gerne hätte.

 

Vieles, was als Dominanz bezeichnet wird, liegt auch darin begründet, dass Hunde gerne Aufmerksamkeit bekommen, gerne gestreichelt werden, gerne fressen oder gerne bequem liegen. Sie sind in diesen Punkten Egoisten: Warum sollten sie auf etwas Angenehmes verzichten, wenn sie nicht müssen? Warum sollten sie nicht zumindest versuchen, ob nicht doch Futter, ein Spiel oder Streicheleinheiten zu bekommen sind? Hunde probieren verschiedene Strategien aus, um ihre Ziele zu erreichen, aus Genussgründen, nicht zur Übernahme der Rudelherrschaft. Es liegt am Menschen, ob der Hund mit einem Vorgehen Erfolg hat und es in Zukunft öfter zeigt oder eben nicht.

 

Ein letzter Punkt: es ist für sozial lebende Wesen unabdingbar, die Regeln des Zusammenlebens in einer Gruppe zu lernen. Dazu gehört auch, dass ein Hund austestet, was sich für ihn lohnt und welches Vorgehen für ihn welche Konsequenzen hat. Dies tut er nicht, um die Rudelführung zu übernehmen, sondern es gehört dazu, wenn er sich in seiner Umwelt zurecht finden will. Wichtig ist, dem Hund eine verlässliche Führung zu geben, ihm aber auch seine Grenzen aufzuzeigen.

 

 

Problemverhalten:

 

mein Hund hört nicht

 

keine leichte Wahl: auf den Abruf hören oder jagen gehen?

Die Gründe können vielfältig sein. Der Hund hat das Kommando noch nicht verstanden oder es noch nicht genügend generalisiert. Der Hund ist extrem abgelenkt. Der Hund ist gestresst oder ängstlich. Oder der Hund sieht keinen Grund zu hören. Es kann tatsächlich sein, dass der Hund den Menschen (in dieser Situation) nicht als kompetente Führungspersönlichkeit erlebt, deshalb abwägt, inwiefern die Anweisungen seines Menschen Sinn machen und sich gegebenenfalls anders entscheidet. Ein weiterer Punkt ist, dass Hunde sehr viel mehr auf Stimmungen und Körpersprache reagieren, als auf gesprochene Worte. So kann es durchaus sein, dass der Mensch seinem Hund tatsächlich etwas völlig anderes vermittelt, als er mit dem Kommando eigentlich möchte.

 

Tatsächlich geben sich Hunde untereinander keine Kommandos im Sinne von „Tu dies“. Sie teilen eher mit: „lass mich in Ruhe“, „dies ist meins“ oder „hör mit dem Blödsinn auf“. In frei lebenden Wolfsrudeln orientieren sich die Nachwuchswölfe an den Verhaltensvorgaben ihrer Eltern, weil es Sinn macht. Junge Wölfe spielen und springen umher bei Wanderungen, irgendwann merken sie, dass es wesentlich Kräfte sparender ist, im gleichmäßigen Trab oder bei Schnee in der Spur der Alttiere zu laufen. Auch das koordinierte jagen lernen sie dadurch, dass sie sehen, die Alttiere haben Erfolg mit ihrem Vorgehen. Kommandos in dem Sinne gibt es nicht.

 

Im Zusammenleben mit dem Menschen in eng besiedeltem Raum ist es jedoch unabdingbar, dass Hunde lernen, auf bestimmte Kommandos zuverlässig zu hören. So kann man ihnen mehr Freiheit geben, ohne dass sie sich in Gefahr bringen oder andere belästigen. Um auf ein menschliches Kommando zu hören, muss der Hund es richtig verknüpfen, generalisieren und er braucht auch einen guten Grund, es zu befolgen. Nehmen wir als Beispiel das Kommando „Sitz“. Da es unter Hunden kein natürliches Verhalten gibt, mit dem Hund A Hund B mitteilt, dass er sich setzen soll, müssen wir es dem Hund mit menschlichen Mitteln beibringen. Am Anfang steht, dass der Hund seine Position (Hintern auf dem Boden) mit dem Lautzeichen „Sitz“ verbindet. Z.B. zwingt der Mensch den Hund körperlich in diese Position oder er lockt ihn über Futter oder clickert (Clicker-Training). Bald setzt sich der Hund tatsächlich auf das Kommando hin. Aber warum tut er das? Bringt man dem Hund das Kommando über körperliche Einwirkung bei, so lernt der Hund, dem unangenehmen Gefühl zu entgehen, wenn er sich „freiwillig“ setzt. Arbeitet man über Belohnung, lernt er, es folgt etwas Angenehmes, wenn er sich auf das Signal hin setzt. Was denkt der Hund heißt „Sitz“? Meist bringt man dem Hund das „Sitz“ vor oder neben sich bei. So ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass der Hund denkt „Sitz = mein Hintern berührt den Boden, während ich mich vor meinem Menschen befinde“. Ebenso kann er verbinden, dass es eine bestimmte Unterlage, ein Teppich z.B., dazu gehört. Und woher soll der Hund wissen, wie lange er sitzen bleiben soll? „Sitz“ für längere Zeit oder aus der Bewegung oder im Freien oder auf Distanz ist für den Hund erst mal wieder etwas völlig Neues. Ebenso, sich zu setzen, wenn sein Mensch flach auf dem Boden liegend oder mit dem Rücken zum Hund oder auf Stelzen laufend das Kommando gibt. Oder auch aus dem Platz-Kommando heraus „Sitz“ zu machen. Dass der Hund lernt, dass „Sitz“ in all diesen Situationen das Gleiche bedeutet, nennt man „Generalisieren“. Ganz wichtig ist, dass der Mensch für sich selbst definiert, was genau er unter Sitz versteht und auch, ob er ein Auflösungskommando (wenn, dann immer!!) verwenden will. Und nach wie vor braucht der Hund einen Grund, zu hören. Z.B. Angst vor Strafe oder Hoffnung auf Lob. Nach vielen Wiederholungen kann die Verknüpfung im Gehirn aber so stark werden, dass das Befolgen des Kommandos ein Automatismus wird, zumindest in reizarmen Situationen. Die Gründe, warum ein Hund selbst auf so ein scheinbar einfaches Kommando wie „Sitz“ nicht hört, sind also vielfältig und haben mit Rangordnung und Dominanz meist nichts zu tun.

 

 

Mein Hund stürmt als Erster durch die Tür

 

Es gibt Hunde, die tatsächlich von Rangniederen erwarten, dass diese nicht respektlos rempelnd und bellend an ihnen vorbei stürmen. Der Rangniedere wiederum kann lernen, sein Verhalten entsprechend anzupassen. Dagegen gibt es keine Regel unter Hunden, dass der dominante Hund immer als erster durch eine Tür geht oder auch immer vorne weg geht. Die Dominanz wird dadurch ausgedrückt, dass der Ranghöhere in der jeweiligen Situation seinen momentanen Willen durchsetzen kann.

Den meisten Hunden, die in Mehrhundehaltung der dominante Part sind, ist es egal, ob ein Rangniederer vor ihnen durch die Tür stürmt. Gerade junge Hunde sind oft voller Tatendrang und Energie und können es kaum erwarten, raus zu kommen, während die Alttiere gelassener reagieren. Die jüngeren stellen dadurch nicht die Rangordnung in Frage, sie sind lediglich übermütig.

Falls es für einen Menschen einen guten Grund gibt, den Hund nicht vor sich durch die Tür gehen zu lassen (z.B. weil diese direkt auf den Bürgersteig mündet), macht die Regel, selbst vorne weg zu gehen, natürlich Sinn. Ansonsten ist es für die Rangordnung nur insofern von Belang, dass der Mensch eine Regel aufstellt und auch durchsetzt. Das kann aber auch jede beliebige andere Regel sein.

 

 

Mein Hund zieht an der Leine

 

Mit Dominanz hat das Ziehen an der Leine in den seltensten Fällen etwas zu tun. Oft ist dieses Problem hausgemacht. Der Welpe zieht irgendwohin, Mensch denkt sich “prima, er will zum Grünstreifen, hoffentlich macht er da auch und nicht wieder in die Wohnung” oder Welpe zieht irgendwohin und Mensch denkt sich “wie süß, der hat Interesse an xy” oder Hund zieht zwar, aber Mensch hat es eilig, also lässt er mal Fünfe gerade sein und es durchgehen. Hund verknüpft in jedem Fall: Zug = ich komme da an, wo ich hin will. Tatsächlich könnte man dem Hund in einigen Fällen auch genauso gut eine Leckerlie fürs Ziehen geben.

 

der Versuch, das Leinentraining dem “dominanten” Althund zu überlassen…

Ein Welpe zieht dabei nicht, weil er stur ist oder austesten will. Er sieht einfach herzlich wenig Sinn darin, neben seinem Besitzer herzudackeln, wenn die Welt so aufregend ist, er spielen und alles erkunden will. Und für einen Welpen, der gerade mal ein paar Wochen auf der Welt ist, ist ungefähr alles spannend. Dazu kommt, dass das Grundtempo eines Hundes höher ist, als das eines Menschen. Der Hund trabt, wenn er sich ausdauernd und gleichmäßig vorwärts bewegen möchte, der Mensch dagegen geht. Ein Hund hat außerdem ein Ziel, einen Grund, sich vorwärts zu bewegen. Er geht nicht bummeln oder genießt die schöne Natur. Ein Hund erkundet, wacht, markiert oder wartet auf Aufgaben. Eine Leine ist für Hunde erst mal eine nicht nachvollziehbare Einschränkung, wobei sich für den Hund das Problem am anderen Ende der Leine befindet. Auf Druck erfolgt Gegendruck, auf Zug folgt Gegenzug. Es ist eine natürliche Reaktion: drückt oder zieht jemand an uns, stemmen wir uns automatisch dagegen.
Grundlage für eine gute Leinenführigkeit ist, dass sowohl Hund als auch Halter die Leine positiv sehen, mit Nähe und Gemeinsamkeit gleich setzen. Sinnvolle Maßnahmen zum Aufbau der Leinenführigkeit sind, sich nie (!) in die Richtung zu bewegen, in die der Hund gerade zieht und dem Hund eine Anleitung und Feedback zu geben, welches Verhalten erwünscht ist und welches unerwünscht.

 

 

Mein Hund übernimmt die Aufgabe des Wachens

 

Wölfe bellen nicht und gehen Konfrontationen im Zweifelsfall eher aus dem Weg, um die eigene Unversehrtheit zu sichern. Im Laufe der Domestikation wurde aber Seitens der Menschen viel Wert darauf gelegt, dass Hunde wachen und schützen. Durch Bellen zu melden und im Zweifelsfall nicht zu flüchten, sondern nach vorne zu gehen, ist damit vom Menschen gewollt und angezüchtet. Umso verwunderlicher ist es, dass einige Menschen nun denken, der Hund sei dominant, wenn er sich so verhält.

 

Dabei bringen Hunde, je nach Naturell und Rasse, unterschiedlich viel Bereitschaft zum Wachen mit. Bellt der Hund, obwohl sein Mensch dies nicht möchte, so kann das unterschiedliche Ursachen haben. Z.B. kann der Hund viel natürlichen Wachtrieb mitbringen und/oder den Eindruck haben, es kümmert sich sonst keiner kompetent um diese Aufgabe. Er übernimmt das Wachen somit im Dienst des Rudels und nicht unbedingt, um in allen Bereichen Rudelführer zu werden. In dem Fall ist der Mensch gefragt, an sich selbst zu arbeiten, sicherer und souveräner aufzutreten und dem Hund zu vermitteln, wann sein Eingreifen erwünscht ist und wann nicht. Es geht um eine Art “Grundvertrauen” des Hundes in die Fähigkeit des Menschen. Die meisten Hunde sind froh, nach dem Melden ein Feedback, eine Einschätzung oder Rückendeckung von ihrem Menschen zu bekommen. Wird der Hund ignoriert, muss er sich selbst Strategien überlegen. Wird mit ihm geschimpft, wird er nicht verstehen weshalb und die vermeintliche Gefahr wird auch nicht geringer für ihn. Bei einem Hund mit Wachtrieb kommt hinzu, dass er mit zunehmendem Alter nicht mehr ängstlich meldet, sondern an Selbstvertrauen gewinnt und die Situation durchaus gerne selbst löst.

 

 

Mein Hund verteidigt Futter

 

eine tolle Beute teilt man nur ungern

Sowohl bei Wölfen als auch unter Hunden darf der Rangniedere sein erobertes oder selbst erbeutetes Futter verteidigen. Im Zusammenleben mit Menschen ist dieses Verhalten jedoch höchst unerwünscht. Eine Möglichkeit ist es, dem Hund beizubringen, nichts ohne Erlaubnis des Menschen zu nehmen und zu üben, dass der Hund den Menschen in der Gegenwart von Futter positiv wahrnimmt. Z.B. kann man dem Welpen den Knochen halten, während er darauf herum kaut oder viel aus der Hand füttern oder Futter zusätzlich in den Napf geben, während der Hund frisst. Dagegen sollte die Aufnahme von Futter oder draußen Gefundenem ohne Erlaubnis tabu sein (siehe nichts vom Boden fressen). Das Ziel ist, dass der Hund keinen Grund sieht, etwas verteidigen zu müssen. Wenn der Hund Menschen in der Nähe seines Futters positiv oder neutral wahrnimmt, hat er keinen Grund zu knurren oder zu beissen.

Eine andere Möglichkeit ist, dem Hund immer wieder sein Futter wegzunehmen und ihn zu bestrafen, wenn er aufmuckt. Allerdings lernt der Hund so auch, dass es wirklich unsagbar doof ist, wenn sich Menschen ihm beim fressen nähern, er sich aber bei diesem einen Menschen nicht wehren kann. Die Frage ist, ob dieser Hund bei z.B. einem fremden Kind nicht endlich mal die Chance sieht, sich zu wehren…

 

 

Mein Hund bettelt

 

Dieser Punkt dürfte am wenigsten mit Dominanz zu tun haben. Der Nachwuchs in Hunde- oder Wolfrudeln bettelt um Futter und wird entsprechend versorgt. Wäre dies nicht so, müssten Rangniedere Jungtiere ohne Jagderfahrung schlicht verhungern, was sich das Rudel nicht leisten kann. Beobachtungen in einem schlecht gehaltenen Wolfsrudel in Gefangenschaft haben gezeigt, dass selbst in Zeiten von Futternot rangniedere Tiere ihren Anteil erhalten. Ranghoch zu sein bedeutet somit in erster Linie, sich gut um das Wohlergehen des Rudels zu kümmern und nicht, um jeden Preis Privilegien und Vorteile für ich selbst durchzusetzen. Hunde betteln, weil sie die Hoffnung auf Futter haben. Wenn sie durch Betteln nie Erfolg haben, werden sie dieses Verhalten einstellen, es lohnt sich nicht. So liegt es alleine am Menschen, ob er einen bettelnden Hund hat oder nicht.

 

Interessant ist in dem Zusammenhang auch die Aussage, ein Hund sei dominant, wenn er beim Essen der Familie unter dem Tisch liegt. Wäre er wirklich dominant, würde er dann nicht einfach auf den Tisch springen und sich das Essen nehmen?

 

Strafe und das Abbruchkommando

14. September 2012 in Grunderziehung (nicht nur) für Welpen

 

Strafe in der Hundeerziehung wird kontrovers diskutiert. Eine sinnvolle Strafe setzt voraus, dass der Bestrafte weiß, was er falsch gemacht hat, vielleicht sogar in voller Absicht entgegen von Verboten oder Anordnungen gehandelt hat. Hilfreich ist eine Strafe auch nur dann, wenn der Bestrafte reflektieren kann, wie es zu dieser Strafe kam und wie diese sich in Zukunft vermeiden lässt.

 

das normale Welpenspinnen

Eine wichtige Frage, die man sich vor einer Bestrafung stellen sollte ist: warum verhält der Hund sich nicht wie gewünscht? Ist er überfordert, gestresst, reagiert er auf meine eigene Unsicherheit oder hat er schlicht diese Regel/das Kommando noch nicht verstanden? In vielen Fällen trägt der Mensch selbst stark zum „Fehlverhalten“ bei, durch unklare Kommunikation, eigene Unruhe, Ungeduld oder Stress. Wenn beispielsweise ein junger Hund überdreht, bessert man die Situation nicht, indem man selber sich ebenfalls aufregt. Ruhe vermitteln wäre hier sinnvoller und eventuell den Tagesablauf überdenken.

 

Dazu kommt, Hunde untereinander nutzen keine Strafen im Nachhinein oder solche, die von längerer Dauer sind. Sie nutzen „Abbruchkommandos“, sie teilen dem anderen Hund mit: ich bin mit dem Verhalten, dass du in exakt diesem Moment zeigst, nicht einverstanden. Der zurechtgewiesene Hund bricht seine Handlung ab, beschwichtigt, und damit ist die Welt wieder in Ordnung. Das menschliche Konzept von Strafe, Reflektion und Reue, ist auf Hunde kaum übertragbar. Ein klares situationsbedingtes Ja-Nein-System ist für Hunde sehr viel leichter zu verstehen.

 

Manchmal kann es auch hilfreich sein, dem Hund im Anschluss an das Abbruchkommando ein alternatives Verhalten zu zeigen. Z.B. wenn der Welpe ein Stuhlbein ankaut: hat der Welpe verstanden, was „Nein“ heißt, so lässt er auf Kommando ab. Beachtet der Mensch den Welpen dann nicht weiter, weiß dieser nicht wohin mit seinem Kaubedürfnis oder dem vom Zahnen juckenden Zahnfleisch. Also versucht er es vielleicht mit der Holztür… Bietet man dem Welpen dagegen im Anschluss an das “Nein” eine Alternative, kann er verknüpfen, was er ankauen darf und was nicht.

 

Ein Problem mit dem „Nein“ als Kommando ist, dass man das Wort sehr oft im Alltag verwendet, auch ohne den Hund damit zu meinen. Man macht es dem Hund einfacher, wenn sich das Verbots-Wort von den normalen Alltagsgeräuschen abhebt. Man kann z.B. ein „Ksch“ verwenden, dass auch den Vorteil hat, dass es, ähnlich wie die Pfeife, unabhängig vom Gemütszustand des Menschen immer recht gleich klingt. Andere Alternativen wären „Off“ oder „No“, die durch den dunklen Klang auch eher wie ein Tadel klingen, als das helle „Nein“ (das zudem den „Fein“ sehr ähnlich ist). Das Kommando „Aus“ kann man natürlich auch verwenden. Dem Hund wird es gleich sein, er verknüpft die Kommandos so, wie man sie ihm beibringt.

 

Grundsätzlich ist das Abbruchkommando ein Tadel, man teilt dem Hund mit, dass man mit einem Verhalten nicht einverstanden ist. Es ist sicher wünschenswert, dass der Hund einen Tadel, und damit auch seinen Menschen, ernst nimmt und respektiert. Um ernstgenommen zu werden, ist allerdings weniger die Stärke des Tadels oder der Strafe ausschlaggebend, sondern wie souverän und kompetent man insgesamt im Alltag auf seinen Hund wirkt.

 

Strafen geistern viele durch Erziehungsratgeber. Welche tatsächlich sinnvoll und angemessen sind, hängt sehr vom Hund und der jeweiligen Situation ab. Strafen müssen im richtigen Moment erfolgen, um richtig verknüpft werden zu können, keinesfalls im Nachhinein. Strafen sollten als „Abbruchsignal“ verstanden werden und nicht von längerer Dauer sein. Ebenfalls sollte der Hund nicht gestraft werden, wenn er mitarbeitet, aber nicht versteht, was sein Mensch von ihm will. In dem Fall muss der Mensch an sich und seiner Kommunikation arbeiten, nicht am Hund. Wenn man gereizt oder ungeduldig ist, verschiebt man die Übungseinheit mit dem Hund besser auf einen späteren Zeitpunkt. Schreckreize wie Discs oder Wurfketten müssen konditioniert werden, was man sich als Hundeanfänger im Zweifelsfall von einem Trainer zeigen lassen sollte. Für sehr unsichere Hunde sind solche Strafen „aus heiterem Himmel“ völlig ungeeignet.

 

Ignoranz

Das Ignorieren des Hundes als “Strafe” ist dann sinnvoll, wenn es dem Hund um Aufmerksamkeit geht. Springt der Hund bellend um seinen Besitzer rum, in der Hoffnung, beachtet zu werden, kann selbst schimpfen schon eine Bestätigung für den Hund sein. Wird er dagegen wie Luft behandelt, lohnt sich das Verhalten für ihn nicht und er stellt es mit der Zeit ein. Auch in vielen anderen Fällen kann die Lernerfahrung, dass ein vom Menschen unerwünschtes Verhalten nicht zielführend ist, eine Alternative zur Strafe sein. Beispiel: der Hund zieht an der Leine, um zu einem Hundekumpel zu kommen. Macht er nun die Erfahrung, es geht keinen Millimeter mehr weiter, sobald die Leine straff ist, ist dies bei konsequenter Umsetzung nicht weniger wirkungsvoll, als beispielsweise ein strafender Leinenruck.

 

Ein generelles Problem vieler Menschen ist, dem Hund nicht eindeutig zu vermitteln, was sie erwarten. Sie sagen „Nein, lass das“, sind dabei aber aufgeregt, drücken oder schubsen am Hund herum, was dieser oft nicht als Abbruchkommando oder Zurechtweisung erkennt. Zumindest nimmt er es nicht ernst. Auch Hunde knurren und bellen im Spiel, zeigen aber durch ihre Körpersprache, dass sie es nicht ernst meinen. Und genau so kommt die Zurechtweisung des Menschen häufig beim Hund an. Eine hündische Drohung beinhaltet ein Einfrieren des Körpers in drohender Haltung, ein Fixieren mit Blicken, eventuell ein knurren. Viele Hunde reagieren da auch beim Menschen auf Anhieb um Längen besser drauf, als auf hektisches, lautes Schimpfen. Eine starre, drohende Körperhaltung reicht bei sensiblen Hunden tatsächlich oft schon aus, um ihnen zu vermitteln, dass ihr momentanes Verhalten nicht erwünscht ist. Reagiert der Hund nicht, folgt z.B. ein kleiner Knuff, ein kurzes Bedrängen oder ein Klatschen in die Hände. Hilfreich ist oft auch eine kurze Auszeit, z.B. an der Leine oder, je nach Situation, vor der Tür. Wichtig ist ein beherrschtes und souveränes Auftreten, um vom Hund ernst genommen zu werden. Vielen Menschen fällt dies sehr schwer, sie sind nicht deutlich genug, zu hektisch, zu emotional oder strafen zu lange oder zu heftig. Um die Beziehung zum Hund nicht nachhaltig zu erschüttern und dennoch ernst genommen zu werden, lohnt sich im Zweifelsfall der Besuch einer guten Hundeschule.

 

Auch ein wichtiger Punkt ist, dass Hunde, außer bei extremem Fehlverhalten, erst warnen und nicht direkt die Höchststrafe einsetzen. Eine Eselsbrücke zur Umsetzung ist das Ampelsystem: der Hund tut etwas Verbotenes, daraufhin folgt ein warnendes „Hey“ oder „Na!“ oder ein knurren, die Orange-Phase. Wenn der Welpe verstanden hat, dass auf Orange Rot folgen kann, es aber an ihm liegt, dies abzuwenden, wird Strafe fast unnötig.

Das Ampelsystem bietet auch die Möglichkeit, Kommandos nur einmal und in ruhigem, freundlichen Tonfall geben zu müssen. Falls man z.B. das Kommando „Sitz“ gibt, der Hund sich aber nicht setzt, folgt eine kurze Warnung (Voraussetzung ist natürlich, der Hund hat wirklich verstanden, was mit „Sitz“ gemeint ist). Da der Hund die Rotphase lieber nicht erleben will, setzt er sich oder bietet zumindest Mitarbeit an und wird dafür gelobt. Bei konsequenter Umsetzung werden Warnungen auch schnell überflüssig, da der Hund merkt, er hat keine andere Wahl, als letztlich zu hören. Das Kommando an sich ist dabei immer positiv, wird freundlich ausgesprochen und das Befolgen gelobt. Getadelt wird nur die mangelnde Bereitschaft zur Mitarbeit vom Hund. Über dieses System wird auch vermieden, dass der Hund erst hört, wenn man das Kommando nach mehrmaligen Wiederholungen laut und streng ausspricht.

 

 

Darüber hinaus gibt es auch die Möglichkeit, ein „Nein“-Kommando positiv aufzubauen:

 

Man nimmt ein Futter-Stück in die Hand und hält es dem Hund vor die Schnauze. Will er dran, sagt man „Nein“ und schließt die Hand. Dann wartet man ruhig ab, während der Hund die Faust bearbeitet. Sobald er einen Moment inne hält und verzweifelt seinen Besitzer anschaut, sagt man “Nimm’s” und gibt es ihm. Das übt man mehrmals täglich, wobei da kein System drin sein sollte: man hält dem Hund zweimal Futter hin ohne „Nein“ zu sagen und er darf es sofort fressen, beim dritten Mal kommt dann das „Nein“, dann wieder einmal ohne „Nein“, dann zweimal „Nein“…. Es geht ja darum, dass der Hund auf „Nein“ reagiert, nicht darum, dass er nichts mehr ohne Aufforderung aus der Hand nimmt. Das Ziel ist, dass der Hund auf das „Nein“ hin sofort ablässt und aufmerksam seinen Besitzer anschaut. Wenn das der Fall ist, kann man zur nächsten Stufe übergehen: man legt das Futter vor sich auf den Boden. Statt der Faust, stellt man den Fuß drauf, falls es nötig ist. Wenn der erste Schritt gut trainiert wurde, kann es sein, dass man schon nicht mehr absichern muss. Hier macht man es jetzt so: sobald der Hund auf das „Nein“ hört (vom Futter ablässt und seinen Besitzer anschaut), gibt es Belohnungs-Futter aus der Hand, nicht das vom Boden. Das übt man, wie den ersten Schritt. Dann langsam steigern, bis es auch beim zufälligen Futter finden draußen klappt. Ziel ist: Hund hört das “Nein” und orientiert sich sofort in die Richtung des Besitzers.

Das Nein lässt sich dann auch ausweiten, auf beliebige andere Situationen, in denen der Hund etwas tut, was er nicht tun soll.

 

 

das schlechte Gewissen

 

Es ist heiß diskutiert, ob Hunde ein schlechtes Gewissen haben können, vor allem auch in dem Zusammenhang, ob im Nachhinein gestraft werden darf oder nicht. Wobei das Strafen im Nachhinein bei Hunden auch deshalb so schwierig ist, weil man ihnen nicht erklären kann, worum es geht. Das Naheliegendste für einen Hund ist es immer, den Ärger des Menschen mit etwas zu verknüpfen, was gerade zeitgleich passiert. Zudem würden Hunde untereinander nie für etwas strafen, was in der Vergangenheit liegt. Wie bereits angesprochen, ist eine hündische Zurechtweisung immer ein Abbruchkommando: lass das, was du da im Moment tust.

 

Beim Menschen wird das Gewissen als eine Art übergeordnete Instanz im Bewusstsein angesehen, das eine Beurteilung der eigenen Handlungen erlaubt. Eine wichtige Rolle hierbei spielen vor allem auch ethische und moralische Beweggründe. Die Frage ist, inwieweit der Hund in der Lage ist, seine Beweggründe und Handlungen zu reflektieren.

 

Oft ist das „schlechte Gewissen“ des Hundes hausgemacht. Der Hund überhört z.B. den Rückruf, wenn er dann endlich kommt, robbt er unterwürfig näher. Der Hund „liest“ die Körpersprache seines Menschen wie ein offenes Buch. Merkt der Hund, sein Mensch ist sauer, zeigt er entsprechend Beschwichtigungsverhalten.

 

Viele Menschen kennen aber auch folgende Situation: man kommt Nachhause und stellt verblüfft fest, dass der Hund nicht wie sonst üblich fröhlich angeschossen kommt, sondern beschwichtigend im Hintergrund bleibt. Erst später fällt auf, dass der Papierkorb ausgeleert wurde. Ist dies ein schlechtes Gewissen oder auch nur eine Verknüpfung? Man kann folgendes Experiment versuchen, falls man seinem Hund den entsprechenden Stress antun will: ab und an, wenn man das Haus verlässt, stellt man einen Eimer in den Flur. Immer wenn der Eimer im Flur steht, schimpft man den Hund, wenn man wieder Nachhause kommt. Die meisten Hunde zeigen innerhalb kürzester Zeit alle Anzeichen eines „schlechten Gewissens“, wenn Mensch Nachhause kommt und da steht ein Eimer. Auf das obige Beispiel bezogen: der Hund könnte auch einfach verknüpft haben, dass ausgeleerter Papierkorb + Mensch kommt Nachhause = Ärger bedeutet. Aber ohne dies auf die Handlung des Papierkorb Plünderns zu beziehen.

 

Beobachtungen an gemeinsam im Familienverband lebenden Hunden und auch Wölfen zeigen, dass Regeln und Besitzansprüche sehr stark von der Anwesenheit des Ranghöheren abhängen. Sowohl bevorzugte Liegeplätze, als auch Futter, werden häufig von Rangniederen in Beschlag genommen, wenn der Ranghöhere nicht anwesend ist. Menschen stellen sich gerne auf den Standpunkt “der Hund weiß doch, dass ich das nicht will…!”. Vielleicht sind Hunde nur schwer in der Lage, das menschliche Konzept mit Strafen im Nachhinein und Besitzansprüchen, die auch bei Abwesenheit gelten, zu verstehen und entsprechend handeln zu können.

 

 

siehe auch:

 

Dominanz und Problemverhalten

 

die Motivation des Hundes – warum hört der Hund?

 

Die Motivation des Hundes – warum hört der Hund?

14. September 2012 in Grunderziehung (nicht nur) für Welpen

 

Viele Menschen wollen, dass ihr Hund für sie hört, einfach weil sie halt „der Boss“ sind oder „aus Liebe“. Eine grundsätzliche Orientierung des Hundes an seinem Menschen kann sicherlich durch eine kompetente, souveräne Führung erreicht werden. Bei den meisten Kommandos lässt sich der Gehorsam oder Ungehorsam aber letztlich doch darauf zurück führen, mit welchen Konsequenzen der Hund rechnet. Der Hund hört dann entweder aus Angst vor negativen Konsequenzen oder in der Hoffnung auf positive Konsequenzen. Hunde sind Opportunisten, sie versuchen das Beste für sich heraus zu holen. So zeigen sie Verhalten, dass sich für sie lohnt, häufiger, Verhalten das sich nicht lohnt oder negative Konsequenzen hat, seltener.

 

Eine ganz wichtige Komponente für zuverlässigen Gehorsam ist somit, dass der Hund mit Ungehorsam nicht zum Ziel kommt, bzw. keinen Vorteil dadurch hat. Dazu kann eine Absicherung des Hundes gehören, z.B. über eine Schleppleine, aber auch, dass man Kommandos gerade in der Aufbauphase nur sehr durchdacht gibt. Also dann, wenn der Hund aufnahmebereit ist, man sich sehr sicher ist, der Hund hört auch tatsächlich oder man das Kommando zur Not sofort durchsetzen kann.

 

Ein gelungenes Lob beinhaltet, dass der Hund sich auch belohnt fühlt, dass er das Lob als solches wahrnimmt. Viele Hunde werden z.B. bei Übungen nicht gerne gestreichelt oder „geklopft“, sie ertragen es nur, weil ihr Mensch das offensichtlich gerade so will. Für andere Hunde ist der freundliche Körperkontakt dagegen sehr erstrebenswert. So sollte man individuell schauen, was für den Hund in der jeweiligen Situation einen Anreiz darstellt. Wer von vorneherein bestimmte Motivationsarten ablehnt, z.B. Futterbelohnung, schränkt sich in seinen Möglichkeiten ein und macht es sich unter Umständen nur unnötig schwer.

Lob ist dabei nicht nur auf Futter, Spielzeug oder nette Worte zu beschränken. Hunden geht es auch um Sicherheit, um Sozialkontakte, um ihre Einbringung ins „Rudel“, die Befriedigung ihrer Triebe und darum, wem sie Entscheidungskompetenzen zutrauen. Lob kann daneben auch sein, dass der Hund tun darf, was er gerne tun möchte. Die Belohnung für ein abwartendes Anschauen des Hundeführers beim auftauchen anderer Hunde kann sein, dass er dafür hinterher in vielen Fällen mit den anderen Hunden spielen darf. Die Belohnung dafür, dass er sich an der Leine zurück nimmt kann sein, dass er so (und nur so) zu seinen bevorzugten Schnüffel- und Markierorten kommt. Die Belohnung für ein „Steh“/“Warte“ ist, dass er hinterher wieder rennen darf. Das Vorstehen an einer Fährte (statt ihr selbständig zu folgen) kann damit belohnt werden, dass man die Wildfährte ein kleines Stück gemeinsam ausarbeitet.

 

Die Schafe sind Motivation und Belohnung für die Zusammenarbeit mit dem Menschen

Eine Grundfrage ist sicher auch, inwieweit der Mensch möchte, dass sein Hund „Spaß“ am Gehorsam hat. Soll der Hund sich freudig ins Platz werfen, soll er gerne apportieren oder Fuß laufen? Oder soll er es vor allem mit der größtmöglichen Zuverlässigkeit tun? Wobei für die Zuverlässigkeit im Ausführen der Übung weniger die Strenge, sondern auch wieder die Motivation insgesamt entscheidend ist. Wenn ein halbwegs verfressener Hund weiß, er bekommt mit etwas Glück ein Stück Käse, wenn er sich setzt, wird er die Übung in vielen Situationen sicher ausführen. Wenn ein halbwegs sensibler Hund weiß, es wird geschimpft, wenn er sich nicht setzt, wird er die Übung ebenfalls in vielen Situationen sicher ausführen. Wenn der Hund dazu noch einen starken Jagdtrieb hat, ist es aber fraglich, ob er sich bei der Motivation Kaninchen jagen oder Käse für den Käse entscheidet. Ebenso ist es allerdings fraglich, ob einfaches schimpfen ausreicht, ihn vom jagen abzubringen.

 

Insgesamt spielt der innere Antrieb des Hundes eine große Rolle, wie viel an Belohnung oder Strafe äußerlich zugefügt werden muss, damit der Hund später auch unter Ablenkung zuverlässig hört. Während Hundesport oft im hohen Maße selbstbelohnend ist, sind dies Grundgehorsamsübungen meist nicht. Eine Möglichkeit, die innere Motivation des Hundes zu erhöhen ist, Grundgehorsam in Übungen einzubetten, die dem Hund Spaß machen. Der Hund lernt, er kommt nur ans Ziel, wenn er sich an die Regeln und Vorgaben des Menschen hält.

 

Es spielt aber auch eine Rolle, wie ernst der Hund seinen Menschen allgemein im Alltag nimmt. Empfindet er seinen Menschen als souveräne Führungspersönlichkeit? Traut er ihm Entscheidungskompetenz zu? Ist der Mensch eindeutig in seiner Kommunikation, berechenbar und konsequent?

 

Erlernen der Beißhemmung – der Welpe beißt

12. September 2012 in Hilfe, es ist ein Welpe

 

Welpe beißt KindFür viele Welpenbesitzer, vor allem für solche mit kleinen Kindern, ist dies eines der größten Probleme. Welpen spielen mit Einsatz ihrer Zähne und die sind ungemein spitz. Wegschubsen, schimpfen und Schnauze zudrücken, stachelt die Welpen meist nur noch mehr auf. Sie gehen im Zweifelsfall davon aus, dass es zum Spiel gehört und ihr Gegenüber eben eine etwas gröbere Spielweise hat.
Wie die Überschrift schon andeutet, eine Beißhemmung besitzen Welpen nicht, sondern sie müssen diese erlernen. Von ihren Geschwistern und der Mutterhündin bekommen sie ein Feedback, ab wann sie zu viel Beißkraft einsetzen. Sie lernen so fürs Leben, was im Spiel erlaubt ist und ab wann es ernst wird. Leider ist Menschenhaut deutlich empfindlicher, als die der Wurfgeschwister, so nützen die bisherigen Erfahrungen im neuen Heim wenig.

 

Eine grundsätzliche Vorüberlegung ist, ob der Welpe, und später auch der erwachsene Hund, seine Zähne vorsichtig im Spiel mit Menschen einsetzen darf oder ob das völlig tabu ist. Hunde lernen sehr fein mit ihrem Gebiss umzugehen, so spricht wenig dagegen, ihm dies bei Balgspielen zu gestatten. Wenn man kleine Kinder im Haus hat, ist es aber sicher immer die bessere Option, dem Hund den Einsatz der Zähne beim spielen ganz zu untersagen.

 

Eine nette kleine Übung, um dem Welpen mehr Gespür für den Zahneinsatz zu geben, besteht darin, Wurst oder Käse zwischen Daumen und Zeigefinger zu drücken und dem Welpen hinzuhalten. Der Welpe soll den Leckerbissen vorsichtig zwischen den Fingern heraus „lutschen“. Setzt er die Zähne zu fest ein, zieht man die Hand mit einem Aufquietschen zurück. Kurz danach erhält der Welpe einen neuen Versuch.

 

Beim gemeinsamen Spiel mit dem Welpen, umgeht man dieses Problem etwas, wenn man viel mit Spielzeug spielt, das man dem Welpen bei Bedarf in die Schnauze schieben kann. Es ist für den Welpen ungemein schwer zu verstehen, dass er seine Schnauze überhaupt nicht einsetzen darf. Ungefähr so, als würde man einem Kleinkind verbieten, beim spielen die Hände zu benutzen.
Neigt der eigene Welpe sehr zum überdrehen, ist es hilfreich, die eigene Spielweise zu überdenken. Was trägt man selbst dazu bei, dass der Hund so aufdreht? Wie kann man ihm im Alltag generell mehr Ruhe vermitteln? Auch die Art des Spiels, von Anfang an mit klaren Regeln und auch mal verbunden mit konzentrierter Kopfarbeit, kann viel Positives bewirken. Siehe hierzu auch „Spielen mit dem Welpen“.

 

 

Wie man die Beißhemmung am besten trainiert, hängt von der Sensibilität des Welpen ab und sicherlich auch von den eigenen Vorlieben. Bei einigen Welpen funktioniert es sehr gut, bei zu festem Beißen aufzuquietschen und das Spiel sofort zu unterbrechen. Die Spielunterbrechung an sich ist für den Welpen schon eine schlimme Strafe. Vor allem ist sie punktgenau einsetzbar. Überdreht der Welpe völlig oder setzt nach, wenn man das Spiel unterbricht, ist es hilfreich, umgehend den Raum zu verlassen oder aber den Welpen vor die Tür zu setzen. Eine halbe Minute reicht meist völlig, um den Hund wieder „runter zu fahren“.

 

Diese Auszeit eignet sich weniger, wenn der Welpe einfach nur etwas zu fest gebissen hat. Bis man den Welpen vor der Tür hat, weiß der schon nicht mehr, worum es eigentlich ging. Er hat ja keine Ahnung, dass ausgerechnet das Zwicken dem Menschen nicht gepasst hat, genauso gut könnte er vermuten, dass er zu heftig mit dem Schwanz gewedelt hat. Daher ist eine punktgenaue Rückmeldung das einzig hilfreiche.

 

Spiel oder Ernst?

Ein generelles Problem vieler Menschen bei der Zurechtweisung ist, dass sie für den Hund dabei nicht eindeutig sind. Sie sagen „Nein, lass das“, sind dabei aber aufgeregt, drücken oder schubsen am Hund herum, was dieser oft nicht als Abbruchkommando oder Zurechtweisung erkennt. Auch Hunde knurren und bellen im Spiel, zeigen aber durch ihre Körpersprache, dass sie es nicht ernst meinen. Und genau so kommt die Zurechtweisung des Menschen häufig beim Welpen an. Er hat ja in der kurzen Zeit, die er auf der Welt ist, noch nicht allzu viel Erfahrung mit dem menschlichen Ausdrucksverhalten sammeln können. Wenn der Hund zu wild spielt, bringt man den Hund nur durch Ruhe wieder runter.

Eine hündische Drohung beinhaltet ein Einfrieren des Körpers in drohender Haltung, ein Fixieren mit Blicken, eventuell ein knurren. Viele Welpen reagieren da auch beim Menschen auf Anhieb um Längen besser drauf, als auf hektisches, lautes Schimpfen. Reagiert der Welpe nicht, kann ein kleiner Knuff oder mit der Hand auf den Boden hauen folgen. Keinesfalls ein Gerangel und auch kein lautes Schimpfen. Drohung, Konsequenz, fertig. Das alles mit Ruhe und Souveränität. Vielen Menschen fällt dies sehr schwer, sie sind nicht deutlich genug, zu hektisch oder strafen zu lange oder zu heftig. Im Zweifelsfall, wenn der Hund die Drohung schon nicht als solche erkennt, arbeitet man besser weiter mit Spielunterbrechung und Auszeit. So wird der Welpe es auch lernen und man läuft nicht Gefahr, die Beziehung zum Welpen nachhaltig zu erschüttern.

Wie jagen Katzen?

18. Juli 2012 in typisch Katze

 

Katzen sind Schleich- und Lauerjäger. Sie pirschen sich nahezu lautlos an und verharren dann reglos, bis die Beute in Schlagdistanz kommt. Dabei sind Katzen bemerkenswert geduldig und können durchaus eine Stunde und länger nur mit lauern verbringen.

 

Warum Katzen mit ihrer Beute „spielen“, ist umstritten. Ein Argument ist das Befriedigen der Jagdlust. Daneben trainiert die Katze im Spiel mit der Beute ihre Jagdtechniken und Reaktionen. Mutterkatzen lehren außerdem ihrem Nachwuchs so das richtige Jagen.

Eine ganz andere Hypothese ist, dass Katzen so potentiell gefährliche Beute (Ratten z.B.) mürbe machen, bevor sie mit dem empfindlichen Kopf zum Tötungsbiss in die Nähe des Beutetieres kommen. Dazu passt, dass vor allem Stadtkatzen, bzw. relativ ungeübte, gut gefütterte Katzen viel mit Beute spielen. Umso geübter die Katze ist und je mehr sie auf Beute zu ihrer Ernährung angewiesen ist, umso weniger ist dieses „Spielverhalten“ zu beobachten.

 

Tatsächlich ist der Jagdtrieb selbst aber relativ unabhängig davon, ob die Katze hungrig ist oder nicht. Eine gut gefütterte Katze tötet nicht zwangsläufig weniger Mäuse, teils ist sie sogar eher erfolgreicher, weil sie nicht aus Hunger zu Überreaktionen neigt. Katzen, die nicht töten müssen, um zu überleben, bringen ihren Menschen gerne die Beutetiere mit. Eine Erklärung hierfür ist, dass die Katze ihren Menschen in dem Moment als Kindesersatz sieht. Sie bringt dem Menschen ihre Beute mit, damit dieser auch etwas davon hat und so vielleicht auch selbst mal ein erfolgreicherer Jäger wird. Tatsächlich neigen Katzen aber auch unabhängig von ihrem Menschen dazu, ihre Beute nach dem Fangen ins Kern-Territorium zu bringen, da dies ein ruhiger, sicherer Ort zum fressen ist.

Katzenverhalten: Körpersprache und Lautsprache

18. Juli 2012 in typisch Katze

 

Katzen haben vielfältige Kommunikationsmöglichkeiten. Sehr wichtig sind Gerüche, die sowohl bei direkten Begegnungen Aufschluss über Geschlecht und Rang zulassen, als auch auf Distanz zur Markierung des Reviers eingesetzt werden. Daneben ist die Körpersprache und Mimik der Katze das wichtigste direkte Kommunikationsmittel. Laute spielen dagegen eine untergeordnete Rolle.

 

Katzen kommunizieren über ihren ganzen Körper. Für den Menschen am einfachsten ersichtlich ist die Schwanzhaltung, die Ohrenhaltung und die deutlichen Mimiken bei z.B. Angst oder Aggression.

 

 

Augen

 

Blickkontakt ist für Katzen ein sehr wichtiges Kommunikationsmittel. Mit vertrauten Bezugspersonen in entspannter Stimmung bedeutet Blickkontakt in erster Linie Aufmerksamkeit. Wenn Katzen allerdings beschwichtigen, Streit aus dem Weg gehen möchten oder ihr Mensch mit ihnen schimpft, vermeiden sie Blickkontakt. Sie drehen den Kopf weg und versuchen so, Spannung aus der Situation zu nehmen. Ebenso signalisiert so eine Katze einer anderen Unterwürfigkeit und Friedfertigkeit.

Droht eine Katze oder fordert sie Unterwürfigkeit ein, so starrt sie die andere Katze an. So suchen sich Katzen bei Besuch gerne den Schoß des Menschen zum niederlassen aus, der am wenigsten Interesse an der Katze zeigt. Er verhält sich aus Katzensicht deutlich höflicher und freundlicher, als der Katzenliebhaber, der sie die ganze Zeit anstarrt.

 

Ein Weiten der Pupillen ist unabhängig vom Lichteinfall bei größerer Erregung zu beobachten. Z.B. beim Anblick eines Feindes, aber auch wenn der Mensch mit dem Lieblingsfutter kommt. Im Gegenzug kommt es bei einer offensiv drohenden selbstbewussten Katze zu einer Verengung der Pupillen.

 

Ein anschauen mit halb geschlossenen Lidern ist bei Katzen grundsätzlich eine freundlich aufmerksame Geste. Blinzeln kann eine Übersprungshandlung bei Stress oder auch eine Beschwichtigungsgeste sein.

 

 

Ohrenhaltung

 

Die Ohren können von der Katze gedreht und auch angelegt werden. Eine ganze Reihe von Muskeln lassen eine äußerst präzise Ausrichtung zu, um Geräusche optimal aufnehmen zu können.

 

Daneben kann die Ohrstellung auch als Stimmungsbarometer her halten. Bei Entspannung sind die Ohren nach vorne gerichtet, es sei denn, die Katze hört Geräusche aus einer anderen Richtung. Bei Fixierung auf ein interessantes Objekt, richten sich die Ohren ganz auf und sind frontal nach vorne gedreht. Eine nervöse Katze zeigt zuckende Ohren oder rasch wechselnde Ohrstellungen. Eine ängstlich-defensive Katze legt die Ohren an, damit sie im Falle eines Angriffs besser geschützt sind. Eine Katze, die die Ohröffnung nach hinten dreht, dabei die Ohren aber aufgestellt lässt, signalisiert selbstbewusst drohendes, angriffsbereites Verhalten. Wildkatzen besitzen einen großen Fleck auf den Ohren, der in dieser Ohrposition sichtbar wird. Dieser Fleck wirkt als weiteres Auge, was sehr imponierend und dominant wirkt. Aus dieser Position können die Ohren außerdem blitzschnell ganz angelegt werden, wenn die Katze endgültig angreift oder angegriffen wird.

 

 

die Schwanzhaltung

 

Hund und Katze drücken sich unterschiedlich aus

Die Schwanzhaltung sagt ebenfalls sehr viel über die Stimmung und die Absichten einer Katze aus. Ist der Schwanz leicht nach unten gebogen oder etwa horizontal und ruhig, ist die Katze entspannt. Bei Interesse an etwas richtet der Schwanz sich auf. Mit senkrecht nach oben gerichtetem Schwanz begrüßt die Katze ihren Menschen oder ist voller Vorfreude auf etwas. Die Erregung kann man an einem leichten Zittern der Schwanzspitze erkennen. Bei hoch getragenem Schwanz und abgeknickter Schwanzspitze signalisiert die Katze Vorfreude oder Begrüßung mit leichten Vorbehalten oder etwas Anspannung. Ein senkrecht erhobener Schwanz ist aber immer ein Zeichen, dass die Katze freundlich gesonnen ist.

 

Ein eingeklemmter Schwanz ist ein Zeichen von Unterwerfung. Ein aufplustern der Haare am Schwanz deutet auf Furcht oder Aggressivität hin, je nachdem, ob der Schwanz dabei tief oder waagerecht getragen wird.

 

Ein wedelnder Schwanz drückt ambivalente Stimmung aus, die Katze ist hin und her gerissen, befindet sich in einer Konfliktsituation. So kann man das „wedeln“ z.B. beobachten, wenn die Katze gerne ihr Territorium begehen würde, es draußen aber regnet. Auch wenn die Katze zwischen Flucht und Angriff schwankt oder etwas sie irritiert, wedelt sie. Wedelt nur die Schwanzspitze, handelt es sich um eine leichte Erregung. Peitscht der Schwanz kräftig hin und her, ist eine sehr starke Erregung, die auch in einen Angriff münden könnte.

 

 

Lautsprache

 

Kommunikation über Laute findet vor allem zwischen einer Katzenmutter und ihren Jungen statt, weniger zwischen erwachsenen Katzen. Menschen gegenüber bleiben viele Katzen allerdings auch im Erwachsenenalter sehr redselig. Die Katzenmutter warnt, beruhigt, lockt und ermahnt ihre Jungen über Laute. Menschen gegenüber teilen Katzen über Laute ihre Stimmung mit und auch, wenn sie einen Wunsch erfüllt haben möchten, z.B. raus wollen oder Hunger haben. Dies kann als bemerkenswerte Anpassung an den Menschen gesehen werden, der bekanntlich sehr viel über Worte kommuniziert und diese Art der Kommunikation so bei Tieren auch leicht versteht.

 

Schnurren ist in erster Linie ein Ausdruck von Wohlbefinden und freundlicher Gesinnung. Tatsächlich nutzen Katzen das Schnurren untereinander auch, um freundliche Absichten oder Unterlegenheit zu demonstrieren. Daneben zeigen neuere Untersuchungen, dass Katzen durch das Schnurren auch Selbstheilungskräfte hervorrufen und somit Heilungsprozesse beschleunigen können.

 

Wie das Schnurren zustande kommt, ist noch nicht endgültig geklärt. Eine Theorie besagt, dass das Schnurren durch ein zweites Paar Stimmbänder erzeugt wird, das die Katze besitzt. Darüber würde die Luft beim ein- und ausatmen streichen, die Stimmbänder zum vibrieren bringen und so den Ton erzeugen. Diese Theorie wird mittlerweile aber als eher unwahrscheinlich angesehen. Daneben gibt es die sogenannte Kehlkopf-Hypothese, die das Schnurren auf schnelle Muskelkontraktionen des Kehlkopfes zurück führt. Dies soll die Atemluft zum vibrieren bringen und so den Ton erzeugen. Eine dritte Hypothese ist die Zungenbein-Hypothese, die das Schnurren durch die Reibung der Atemluft über das Zungenbein erklärt. Bei Großkatzen ist dies elastisch, bei Katzen dagegen vollständig verknöchert. Dies könnte der Grund dafür sein, dass Haus-Katzen schnurren und Großkatzen dagegen brüllen können.

 

Katzen untereinander miauen kaum, dieser Laut ist in erster Linie für die Kommunikation mit Menschen reserviert. Dabei kann das Miauen sehr unterschiedlich klingen: manchmal sehr fordernd, manchmal mehr jammernd, manchmal anklagend oder fragend. Ein Katzenbesitzer hört mit der Zeit raus, ob die Katze fressen möchte, raus möchte oder ihr langweilig ist. Daneben gibt es noch einen fast trillerndes Laut, der Vorfreude ausdrückt und z.B. in dem Moment erfolgen kann, wenn der Mensch endlich mit der Futterschüssel kommt.

Ein kaum hörbarer Laut zusammen mit leicht geöffneter Schnauze und direktem Blickkontakt drückt eine abwartende Anfrage aus. Die Katze versucht das Verhalten des Menschen zu verstehen oder bittet um etwas.

 

Knurren und Fauchen kann sowohl Angst als auch Aggressivität bedeuten. Ob der Katze mehr nach Flucht oder mehr nach Angriff ist, hängt von der gesamten Körpersprache ab.

Markierverhalten von Katzen und das Territorium

18. Juli 2012 in typisch Katze

 

Katzen markieren ihr Revier durch Urin und Kot sowie über das Kratzen an Bäumen und anderen strategisch wichtigen Punkten. Letzteres hinterlässt nicht nur deutlich sichtbare Kratzspuren, über die Schweißdrüsen an den Pfoten wird außerdem auch eine individuelle Duftmarke gesetzt.

Eine weitere Möglichkeit zum Geruchs-Markieren ist das Reiben mit dem Kopf an Gegenständen oder auch Lebewesen. Wenn eine Katze ihrem Menschen zur Begrüßung um die Beine streicht und den Kopf an ihm reibt, ist dies in erster Linie ein Austausch von Gerüchen, der für die Katze ein Gefühl von Zusammengehörigkeit schafft.

 

Kastrierte Katzen und Kater markieren dabei allgemein deutlich weniger, als unkastrierte. Vor allem fällt das Markieren über Urin nach einer Kastration fast vollständig weg, Kratzen und „Köpfchengeben“ wird dagegen weiter genutzt.

 

Das Markieren mit Urin hinterlässt für andere Katzen viele deutliche Hinweise z.B. auf das Geschlecht, auf den Hormonstatus (und damit auch auf eventuelle Paarungsbereitschaft oder den Rangordnungsstatus) und lässt sogar Rückschlüsse zu, wie aggressiv oder friedfertig der Revier-Inhaber ist.

 

Katzen mit Freigang haben in der Regel ein Kern-Territorium, dessen Grenzen oft patrouilliert und markiert werden und ein Außenterritorium, das häufig mit dem anderer Katzen überlappt. Das Territorium von Katern ist dabei in der Regel deutlich größer, als das von weiblichen Katzen. Außerdem hängt die Territoriengröße davon ab, ob die Katze sich (teilweise) selbst versorgen muss oder Zuhause gut gefüttert wird.

Daneben spielt das Platzangebot, bzw. die Katzendichte eine Rolle: eine Landkatze wird ohne Revierstreitereien sehr viel mehr Raum für sich beanspruchen können, als eine Stadtkatze. Auf dem Land liegt die Territoriengröße einer Katze, die sich zumindest teilweise selbst versorgen muss, bei etwa 1-5 Hektar, ein unkastrierter Kater beansprucht etwa 10-50 Hektar. Dabei umfasst das Territorium eines Katers das mehrerer weiblicher Katzen. In Vorstädten und Städten dagegen umfasst das Territorium gut gefütterter weiblicher Katzen oder kastrierter Kater, selten viel mehr Raum, als den eigenen Garten. Die Katze orientiert sich dabei stark daran, was die übrigen Gruppenmitglieder, also ihre Menschen und andere Haustiere, regelmäßig nutzen. Dies ist damit ihr Kernterritorium. Bei (unkastrierten) Stadt-Katern ist das Territorium auch deutlich kleiner als das der Land-Kater, umfasst aber ebenfalls mehrere Territorien weiblicher Katzen.

Verhalten von Katzen

18. Juli 2012 in typisch Katze

 

Die landläufige Meinung, dass Katzen Einzelgänger sind, stimmt so pauschal nicht. Es gibt zwar durchaus Katzen, die keine Artgenossen in der Nähe wollen oder brauchen, die meisten Katzen wissen Gesellschaft allerdings zu schätzen und interagieren viel und gerne mit anderen Katzen. Sie spielen, kuscheln und putzen sich gegenseitig und können auf vielfältige Weise mit ihren Artgenossen kommunizieren. Wären Katzen tatsächlich Einzelgänger, gäbe es diese vielen Interaktions- und Kommunikationsformen sicher nicht.

 

Man geht davon aus, dass Katzen sich durch die Domestikation weg vom Einzeltier und hin zum sozial lebenden Gruppentier entwickelt haben. Zum einen ist der Mensch Sozialpartner der Katze geworden, zum anderen halten Menschen aber auch von jeher häufig mehrere Katzen. Zu früheren Zeiten war dies auch nötig, um den Mäusen und Ratten Herr zu werden. So haben sich die Katzen über die Jahrhunderte hinweg auf das Leben in einer Gruppe eingestellt.

 

 

spielende Jungkatzen

In wild lebenden Katzenpopulationen bleibt der weibliche Nachwuchs häufig im Revier der Mutter, während die Kater mit der Geschlechtsreife neue Reviere erschließen. So sind es auch vor allem Kater, die als Einzelgänger anzutreffen sind.

 

Unter Katzen gibt es in der Regel eine Rangordnung und Neuzugänge brauchen oft eine Weile, sich in die bestehende Gruppe zu integrieren. Dabei sind weibliche Katzen untereinander oft toleranter und freundlicher, als männliche. Weibliche Katzen helfen sich häufig bei der Aufzucht des Nachwuchses und säugen sogar die Jungen der jeweils anderen Katze, wenn zwei Katzen zeitgleich Nachwuchs haben. Kater halten eine sehr viel strengere Hierarchie ein und unkastrierte Neuzugänge haben es sehr schwer, sich in die Gruppe zu integrieren. Ist die Rangordnung erst mal gebildet, gibt es in festen Gruppen allerdings nur selten Streit und auch Futterneid kommt in der Regel nicht vor.

Dennoch gibt es auch unter Katzen Sympathien und Antipathien. Mögen sich zwei Katzen nicht, sind aber gezwungen, in einer engen Wohnung zusammen zu leben, kann es zu Aggressionsverhalten oder z.B. Unsauberkeit kommen (siehe auch Katzenprobleme). Wichtig ist, dass auch in festen freundschaftlichen Gruppen jede Katze ihren eigenen Rückzugsort besitzt. Dieser wird in der Regel von den Artgenossen akzeptiert und gemieden.

 

Begegnen sich 2 fremde Katzen draußen bei einem Streifzug, werden weitestgehend ritualisiert und meist unblutig Macht- und Revierverhältnisse geklärt. Die dominante Katze macht sich groß, zeigt dabei aber meist keinen Buckel, sondern streckt die Beine durch und richtet das Nackenfell auf. Oft faucht und kreischt sie dabei. Außerdem blickt sie die unterlegene Katze starr an. Diese wiederum macht sich möglichst klein, wendet den Blick ab, legt die Ohren an und bewegt sich nicht. Für den Fall eines Angriffs sammelt sie die Beine unter dem Körper, um sich notfalls blitzschnell auf den Rücken fallen lassen zu können. So schützt sie den Nacken vor einem Tötungsbiss und kann die andere Katze mit den Krallen von Vorder- und Hinterbeinen abwehren und attackieren.

Wenn keine der Katzen unterlegen sein möchte, nähern sich beide auf dominante Art und belauern sich so eine ganze Weile. Die Katzen plustern sich auf, kreischen und fauchen und umkreisen sich. Eventuell geht man irgendwann wieder betont „lässig“ und unter weiteren Drohungen auseinander, eventuell kommt es aber auch zum Kampf. Dieser ist meist kurz, sehr laut und besteht aus Prankenhieben, Kratzattacken mit den kräftigen Hinterbeinen und versuchten Nackenbissen. Oft wechseln sich kurze Angriffe und Drohphasen eine ganze Weile immer wieder ab. Der Kampf endet, wenn eine Katze flüchtet oder sich, wie oben beschrieben, untergibt. Der Sieger bleibt oft noch eine Weile stehen, bevor er davon stolziert oder putzt sich erst noch an Ort und Stelle. Der Unterlegene schleicht vorsichtig davon.

 

Der Buckel, den man bei Katzen oft sieht, wird vor allem bei Hunden oder anderen, von der Katze nicht einschätzbaren, potentiellen Gefahren gezeigt. Er kommt aber auch bei Begegnungen zwischen fremden Katzen vor, wenn unsicher ist, wer überlegen ist und mindestens eine der Katzen aggressiv reagiert. Der Buckel signalisiert, dass die Katze gewissermaßen hin und her gerissen ist zwischen Furcht und Aggression, zumal sie auch nicht sicher weiß, ob das Gegenüber eine Unterwerfung anerkennen würde oder trotzdem angreift.

Eine Theorie zum Buckel ist, dass der runde Rücken eigentlich aus der Unterwürfigkeits-Geste stammt: die unterlegene Katze macht sich klein, duckt sich dabei, der Rücken wird rund. Die durchgedrückten Beine und das aufgestellte Rückenfell signalisieren dagegen ein Drohen, mit dem die Katze hofft, die Gefahr in die Flucht schlagen zu können. So ergibt sich das Gesamtbild der Katze mit Buckel. Eine andere Erklärung ist, dass die Katze sich bewusst so groß macht wie möglich, um maximalen Eindruck zu schinden.

 

Das Pferd als Fluchttier

4. Juli 2012 in Pferdehaltung, Verhalten

 

Südpferde-Typen haben in der Regel eine größere Fluchtdistanz als Nordpferde-Typen ( Pferdetypen ), aber für alle Pferde gilt, dass Flucht die erste Option bei Gefahr ist. Voraussetzung für Fluchttiere ist das frühe Wahrnehmen von potentieller Gefahr und die schnelle Reaktion darauf. So müssen Pferde behutsam an z.B. Straßenverkehr, Hunde, laute Geräusche u.s.w. gewöhnt werden, damit sie diese eben nicht mehr als potentielle Gefahr ansehen.

 

Bei Pferden sind die Augen seitlich am Kopf angesetzt, was typisch für Fluchttiere ist. So können sie einen sehr weiten Bereich überblicken, ohne den Kopf bewegen zu müssen. Auf plötzliche schemenhafte Bewegungen von der Seite reagieren sie instinktiv mit Flucht. Dies ist durch Umweltsicherheitstraining und viel Vertrauen in den Reiter zu verbessern, aber nicht umsonst tragen Kutschpferde Scheuklappen. Diese Grundreaktion ist in jedem Pferd verankert.

 

Pferde haben annähernd Rundumsicht, aber eben nicht ganz. Nähert man sich gerade von hinten dem Pferd, wird es einen nicht wahrnehmen können, was schmerzhafte Folgen haben kann, wenn es dann in Panik zutritt. So muss man es bei Annäherung von hinten früh genug freundlich ansprechen.
Vor allem bei breitem Kopf und sehr seitlich angesetzten Augen, ergibt sich auch direkt vor dem Pferd ein toter Winkel. Dies kann dazu führen, dass solche Pferde öfter mal erschrecken, wenn „plötzlich“ etwas vor ihnen auftaucht und auch das Einschätzen von Hindernissen wird schwieriger.

 

Foto: longhorndave/flickr, aufmerksam beim Grasen

Ähnlich verhält es sich mit potentiell gefährlichen Geräuschen oder Gerüchen. Da Pferde leisere und auch höhere Töne wahrnehmen, als der Mensch, ist dem Pferdehalter nicht unbedingt immer klar, wovor das Pferd gerade zurück schreckt. Zudem sind die Geräusche, die ein Mensch als normal empfindet und „überhört“, für Pferde durchaus wichtig. Ein Schleifen eines Seils über den Boden könnte eine Schlange sein, das Knacken von Ästchen ein Säbelzahntiger. Wenn das Pferd ein potentiell gefährliches Geräusch wahrnimmt, richtet es Ohren und Kopf darauf aus und versucht es genauer zu bestimmen. Im Zweifelsfall wird es flüchten, wobei sich die Ohren nach hinten, weiter in Richtung des Geräusches drehen. Dabei orientieren sich Pferde auch an ihren Gruppenmitgliedern. Startet ein Pferd durch, werden ihm die anderen ziemlich sicher folgen, auch wenn sie selbst die „Gefahr“ noch nicht bemerkt haben. Dabei unterscheiden Pferde aber durchaus, ob ein ranghohes, erfahrenes Tier die Flucht einleitet oder z.B. ein ungestümer Jährling. So hilft es einem unsicheren jungen Pferd sehr, wenn bei ersten Ausritten (oder Spazieren führen zur Umweltgewöhnung) ein sehr souveränes, älteres Tier dabei ist, an dem sich orientiert werden kann und das Sicherheit vermittelt. Ebenso kann ein Pferd lernen, seinem Menschen die Führung und Einschätzung von möglichen Gefahren anzuvertrauen. Das Pferd durch Strafe und Gewalt durch die Situation zu zwingen, ist weniger zu empfehlen. Es kann nicht Ziel sein, dass das Pferd mehr Angst vor seinem Menschen hat, als vor dem potentiellen Säbelzahntiger. Souveränität und Ruhe sind die Zauberworte und selbstbewusst seinen Weg gehen.

 

Sehr schreckhaften Tieren kann man immer mal wieder neue Gegenstände mitbringen, die sie dann in Ruhe in ihrem eigenen Tempo im Paddock oder auf der Weide, also in sicherer, vertrauter Umgebung, untersuchen können. Auch die vertraute Herde vermittelt Sicherheit, in der Gemeinschaft lassen sich neue Erfahrungen leichter machen.

 

Pferde haben ein sehr großes Sicherheitsbedürfnis. Sicherheit wird geschaffen durch Berechenbarkeit, Gewöhnung an Umweltreize, abwechslungsreiche Haltung mit vielen Möglichkeiten, Erfahrungen zu sammeln und auch die Möglichkeit, sich frei bewegen und sozial interagieren zu können. Pferde wollen sich dabei mit ihrer Umwelt auseinandersetzen, sind neugierig und wollen lernen. Das macht evolutionsbiologisch durchaus Sinn, jede unnötige Flucht verbraucht ohne Not wichtige Energiereserven. Deshalb nähern sich Pferde häufig nach einer kurzen Flucht wieder dem Auslöser, um diesen besser einschätzen zu lernen. Die Reaktion zwischen Flucht und Erkundung hängt allerdings auch von den Lichtverhältnissen ab: im Dunkeln oder in der Dämmerung sind Pferde sehr viel vorsichtiger, als bei Tageslicht. Auch die Vertrautheit der Umgebung spielt eine Rolle, weshalb man Pferde am besten dort mit Neuem konfrontiert, wo sie sich wohl fühlen. So sind Pferde, die ja ursprünglich aus der relativ abwechslungsarmen Steppe stammen, auch gut an das Leben mit dem Menschen in der Stadt zu gewöhnen. Wichtig ist eine langsame Gewöhnung und dem Pferd die Chance zu geben, in seinem Tempo Erfahrungen zu sammeln.

Das Pferd als Lauftier

4. Juli 2012 in Pferdehaltung, Verhalten

 

Beim normalen Grasen bewegen sich Pferde etwa 12-15 Stunden am Tag und legen dabei rund 30km im Schritt zurück. Ein Pferd den ganzen Tag in einer engen Box zu halten und nur zum Reiten rauszuholen ist daher keinesfalls artgerecht. Zudem trägt die gleichmäßige Bewegung über den Tag verteilt zur Gymnastizierung bei, fördert die Durchblutung und regt den Stoffwechsel an. Längeres Stillstehen dagegen rostet ein und verspannt die Muskulatur des Pferdes, die darauf nicht ausgelegt ist. Der soziale Kontakt zu Artgenossen auf der Weide, auch einfach „nur“ das beieinander stehen ohne störende Gitterstäbe, senkt zudem den Stress und sorgt für Wohlbefinden. Pferde, die sich dauerhaft zu wenig beschäftigen können und Langeweile haben, entwickeln z.T. schwere Verhaltensstörungen, wie Dauerscharren, Koppen (Luftverschlucken) oder Weben.

 

Pferde sind vor allem sehr Spurtstark, die Ausdauer bei höherem Tempo ist dagegen zum einen Typabhängig, zum anderen abhängig vom Trainingszustand. Auf Spurtstrecken sind bei einigen Rassen Geschwindigkeiten bis 70km/h möglich. Auf einem Distanzritt von 30 Kilometern schafft ein normal trainiertes, gesundes Tier eine Durchschnittsgeschwindigkeit von etwa 12km/h im Ausdauertrab.

 

Feste Reviere haben Pferde in der Natur nicht. Sie passen sich dem Nahrungsangebot an und wandern weiter, wenn die Nahrung aufgebraucht ist, die Gegend zu unsicher wird oder die Wasserquelle versiegt. Dennoch haben Pferde momentane Reviere, die in der Natur auch gegen andere Pferdeherden verteidigt werden.

 

Foto: Ali Taylor/sxc.hu, Dartmoor Ponys

Pferde sind weltweit verbreitet, in vielen verschiedenen Klimaregionen, in karger Steppenlandschaft, feucht-warmem Klima, im Gebirge und in eisigen Tundren. Das zeigt, wie gut sich Pferde auf verschiedene klimatische Bedingungen einstellen können und wie sehr sie auch zur Thermoregulation fähig sind. So können sie, im Gegensatz zu z.B. Hund und Katze, am ganzen Körper Schweiß absondern, um sich zu kühlen. Im Winter dagegen bekommen sie nicht nur ein Winterfell: wenn Pferde frieren, wird die Durchblutung der Muskeln angeregt und dort Stoffwechselenergie in Wärme umgesetzt. Das Pferd kann sich also aktiv von Innen wärmen, was allerdings den Futterbedarf steigert. Die Durchblutung insgesamt hängt natürlich auch von der Bewegung ab. So sind vor allem die Beine bei Boxenpferden im Stall sehr viel kälter, als bei Artgenossen auf der Weide.

Natürlich hängt die Fähigkeit, sich auf widriges Wetter einzustellen, auch vom Pferdetyp ab, vor allem aber von der Haltungsform: auch ein Vollblüter kann im Winter problemlos ein paar Stunden auf die Weide, wenn er das ganze Jahr über die Möglichkeit hat, das Wetter und Klima draußen wahrzunehmen. Mit überwiegender Boxenhaltung, beheiztem Stall und allgemeiner „Verzärtelung“ schadet man in der Regel dem Pferd mehr, als das es nutzt. Das Immunsystem wird leichter geschwächt, die Thermoregulation funktioniert immer weniger und die gesamte Witterungsempfindlichkeit steigt.

Das Pferd als Herdentier

4. Juli 2012 in Verhalten

Pferde leben in einem festen Sozialgefüge. Damit das funktioniert, braucht es wie in jeder sozialen Gruppe Regeln. Die Mitglieder müssen sich einschätzen können, es gibt feste Befugnisse, Aufgaben und darüber auch eine Rangordnung. Das sichert, dass es wenige Auseinandersetzungen in der Herde gibt, was nur unnötig Energie kostet. Eine einmal bestehende Rangordnung wird kaum wieder angefochten, es sei denn, die Ranghohen leisten sich, z.B. durch Krankheit oder Alter, dauerhaft größere Schwächen. Die Leittiere führen kompetent und souverän und werden darüber respektiert.

 

Meist stehen der Herde eine erfahrene Stute vor sowie ein so genannter Leithengst. Dazu kommen jüngere/rangniedere Stuten und Fohlen. Hengste wandern mit der Geschlechtsreife ab, bzw. werden vom Leithengst vertrieben. Stuten dagegen bleiben häufig bei ihrer Herde. Die jungen Hengste bilden zu Anfang gerne zusammen eine Kleingruppe. Dies gibt ihnen mehr Schutz vor Raubtieren und lässt sie in spielerischen Kämpfen für den Ernstfall üben: einen Leithengst zum Duell zu stellen und ihm so seine Herde abzunehmen. In einigen Fällen wandern auch junge Stuten mit einem neuen Hengst ab.

 

 

Oft gibt es eine klare Arbeitsteilung zwischen Leithengst und Leitstute. Die Leitstute führt, bestimmt die Richtung und was wann gemacht wird. Der Leithengst schützt bei Gefahr die Herde und sorgt vor allem dafür, dass kein anderer Hengst seine Position einnimmt. So übernimmt auch bei einer Flucht meist die Leitstute die Führung, während der Hengst die Nachhut bildet, die anderen Pferde antreibt und aufpasst, dass niemand verloren geht. Er ist auch derjenige, der sich im Notfall dem Kampf mit einem Angreifer stellen muss.
Pferdegruppe

 

Pferde als soziale Herdentiere, sollte man entsprechend keinesfalls alleine halten. Einem Pferd nicht täglich (!) freien Kontakt zu Artgenossen zu ermöglichen ist als Tierquälerei anzusehen. Dabei ist es aber auch wichtig, ob die Pferde sich mögen und verstehen. Im Prinzip ist es ähnlich wie beim Menschen: auch der möchte am liebsten in einer funktionierenden Sozialstruktur mit vertrauten anderen Menschen und genügend Sozialkontakten und Abwechslung leben. Andere Tiere, z.B. Esel, sind kein angemessener Ersatz für einen Artgenossen (genau so wenig, wie ein Schimpanse dies für einen Menschen wäre).

Pferde haben genau wie Menschen eine eigene Individualdistanz. Sie halten einen bestimmten Abstand zu Herdenmitgliedern und vor allem zu Fremden ein, der ihr „Wohlfühlabstand“ ist. Ebenso wie bei Menschen, dürfen Freunde diese Individualdistanz allerdings unterschreiten, z.B. zur Begrüßung oder zur sozialen Körperpflege. Auch Menschen unterschreiten die Individualdistanz bei Pferden, wobei die Pferde selbst da häufig wenig Mitspracherecht haben. Bei vertrauten Menschen genießen Pferde diese Nähe allerdings durchaus.

Kommunikation und Verhalten

20. Juni 2012 in Sozialverhalten und Sinnesleistungen

 

Eine Kommunikation über Lautsprache findet bei Kaninchen kaum statt. Sie können drohend knurren und fauchen, ängstlich fiepen und bei Aufregung oder Ärger mit den Hinterpfoten aufstampfen. Bei Todesangst stoßen sie schrille laute Schreie aus.

 

Begrüßung

Zur Kommunikation untereinander wird aber hauptsächlich die Körpersprache genutzt. Zur Begrüßung beschnuppern Kaninchen sich am Kopf. Möchte dabei ein Kaninchen Unterordnung demonstrieren, macht es sich klein, indem es den Körper auf den Boden drückt und den Kopf unten lässt. Ranghohe Tiere zeigen eine aufrecht sitzende Haltung und heben das Schwänzchen an. Auch das berammeln wird zur Klärung der Rangordnung genutzt.

 

Kaninchen sind auch in der Natur in der Regel standorttreu und markieren ihr Revier mit Urin und Kot. Rammler verspritzen dabei den Urin weit gefächert. Zusätzlich haben Kaninchen am Kinn Duftdrüsen, deren Sekret sie durch reiben des Kinns auf Gegenständen verbreiten. Dieser Geruch ist für Menschen nicht wahrnehmbar. Kaninchen erkennen auch ihre Gruppenmitglieder in erster Linie am Geruch.

 

Bei Feindsichtung ist der erste Impuls eines Kaninchens dagegen nicht, sich flach auf den Boden zu drücken, wie manchmal irrtümlich angenommen wird; die erste Option bei Gefahr ist immer die Flucht. Nur wenn dies nicht möglich ist, zeigen Kaninchen eine Schockstarre.

 

Kaninchen mögen Körperkontakt und putzen sich auch gegenseitig. Wenn ein Kaninchen von einem anderen geputzt werden möchte, stupst es dieses vorsichtig mit der Schnauze an und hält ihm seinen Kopf hin. Dieses Verhalten wird auch Menschen gegenüber gezeigt. Genauso putzen Kaninchen ihre menschlichen Bezugspersonen. Das ablecken der Haut ist damit eine soziale Geste und kein Zeichen von Salzmangel oder ähnlichem.

 

Wirklich entspannt ist ein Kaninchen, wenn es lang ausgestreckt auf der Seite oder gar auf dem Rücken liegt und damit seinen ungeschützten Bauch zeigt. Ein leises „Zähne-knuspeln“ weist in dieser Situation auf besonderes Wohlempfinden hin.

Kaninchen: Verhalten und Soziales

20. Juni 2012 in Sozialverhalten und Sinnesleistungen

 

Kaninchen sind sehr soziale, in festen Gruppen lebende Tiere, die auch in Obhut des Menschen keinesfalls einzeln gehalten werden sollten. Weder Menschen noch andere Haustiere können einen Artgenossen ersetzen. Kaninchen suchen viel Körperkontakt zueinander, putzen sich gegenseitig die Ohren und spielen miteinander.

 

In der Natur bilden eine Häsin und ein Rammler eine mehr oder weniger feste Paar-Beziehung, teilen sich eine Wohnhöhle und stehen dabei im losen Kontakt zu den anderen Mitgliedern ihrer Kaninchengruppe. So ist auch in Obhut des Menschen die Haltung eines Kaninchen-Paares oder aber, bei genügend Platz, die Haltung einer größeren Gruppe am artgerechtesten.

 

Kaninchen sind dabei sehr territorial und bilden eine feste Rangordnung aus. So ist eine Vergesellschaftung erwachsener Tiere nicht immer einfach. Handelt es sich um verschieden geschlechtliche junge Tiere, verläuft die Zusammenführung in der Regel am friedlichsten. Erwachsene Tiere sollten auf neutralem Boden (das heißt dieser Bereich ist für beide Kaninchen völlig neu) mit genügend Raum und Rückzugsmöglichkeiten zum ersten mal aufeinander treffen. Trotzdem fliegen zu Anfang häufig erst einmal die Fetzen. Dies ist normal und sollte durch den Menschen möglichst nicht unterbrochen werden. Wenn die Kaninchen sich allerdings anhaltend attackieren, ist eine Trennung unausweichlich. In dem Fall wird eine Zusammenführung kaum mehr möglich sein.

 

Die Verträglichkeit von Kaninchen untereinander hängt allgemein sehr stark vom Platzangebot und den Rückzugsmöglichkeiten ab. Steht davon genug zu Verfügung, lassen sich durchaus auch größere gemischtgeschlechtliche Gruppen halten.

 

Kaninchen haben in freier Natur viele natürliche Feinde. Ihre Taktik zur Sicherung des Bestandes besteht darin, sich möglichst stark fortzupflanzen. Kaninchen werden ab 3 Monaten geschlechtsreif und können bis zu 5 Würfe im Jahr mit je etwa 5-10 Jungen haben. Entsprechend ist die Kastration von Rammlern bei gemischt-geschlechtlicher Haltung Pflicht.

 

Sozialverhalten und Kommunikation von Meerschweinchen

14. Juni 2012 in Sozialverhalten und Kommunikation

 

Sozialverhalten

 

Meerschweinchen sind hochsoziale Tiere, die in der Natur in festen Gruppen, oft als Harem zusammen leben. Hausmeerschweinchen sind zwar schon seit über 6000 Jahren domestiziert, aber an ihrer Geselligkeit hat dies nichts geändert: Meerschweinchen brauchen unbedingt Kontakt zu Artgenossen. Einzelhaltung ist eine Qual für Meerschweinchen, auch dann, wenn sich ihr Mensch viel mit ihnen beschäftigt. Kaninchen als Ersatz für Artgenossen sind nicht geeignet, da sie eine andere Körpersprache und ein anderes Sozialverhalten haben. Zudem sind Meerschweinchen Kaninchen unterlegen und auch friedfertiger. So werden sie in aller Regel unterdrückt. Eine Vergesellschaftung mit Kaninchen kann dennoch funktionieren, wenn mehrere Kaninchen und mehrere Meerschweinchen vorhanden sind und sehr viel Platz und Rückzugsmöglichkeiten für alle.

Hausmeerschweinchen sind grundsätzlich auch an sozialem Kontakt mit dem Menschen interessiert, werden schnell zahm und sind insgesamt weniger scheu und schreckhaft, als Wildmeerschweinchen.

 

junge Meerschweinchen

Wie ihre wilden Artgenossen, leben Hausmeerschweinchen am liebsten als große Gruppe oder zumindest als Harem zusammen. Eine gute Kombination sind ein kastriertes Böckchen mit 2-4 Weibchen oder bei entsprechend viel Platz mehrere Männchen mit 2-3x so vielen Weibchen. Aber auch mehrere kastrierte Böckchen oder mehrere Weibchen können als Gruppe zusammen gehalten werden. Meerschweinchen suchen dabei viel Körperkontakt, kommunizieren über Laute und die Jungtiere spielen auch gerne miteinander. Die Gruppe sorgt für Wohlbefinden und vermittelt Sicherheit. So sind, entgegen landläufiger Meinung, zu mehreren gehaltene Meerschweinchen in der Regel leichter zu zähmen und reagieren zutraulicher und interessierter auf Menschen.

 

Wie gut ein Meerschweinchen mit Stress umgehen kann und wie es sich in soziale Gruppen einfügt, z.B. mit Überlegenen und Unterlegenen umgeht, wird bereits im Jugendalter gelernt. Es ist sehr wichtig, dass gerade junge Meerschweinchen viele Erfahrungen sammeln können. Interessanterweise spielt auch eine wichtige Rolle, wie vielen Stresshormonen die Jungen im Mutterleib ausgesetzt waren. So sollte man sich selbst den Gefallen tun, falls man Jungtiere aufnehmen möchte, auf eine gute Haltung der Elterntiere zu achten.

 

futterneidisch sind Meerschweinchen meist nicht

Meerschweinchen brauchen eine feste Rangordnung, um sich wohl zu fühlen. Das gibt ihnen Sicherheit, sie wissen, wo sie stehen und dass sie sich auf ihre Gruppenmitglieder verlassen können. Neuankömmlinge werden entsprechend beim ersten Kontakt eher kritisch beäugt und dann versucht, eine neue Rangordnung zu finden. Dabei sind Männchen untereinander deutlich aggressiver, als Weibchen.

 

Meerschweinchen haben spezielle Drüsen, die Sekrete zur Kommunikation und zur Reviermarkierung abgeben. Diese Sekrete geben z.B. Auskunft über Geschlecht, Stellung in der Gruppe und Paarungsbereitschaft, dienen aber auch der individuellen Erkennung der Gruppenmitglieder untereinander.

 

 

Kommunikation

 

Es gibt einige typische Handlungen, Mimiken und Bewegungsabläufe, mit denen Meerschweinchen sich ihren Artgenossen mitteilen. Die Körpersprache der Meerschweinchen lässt sich dabei vom Menschen gut beobachten und einordnen:

 

Imponiergehabe: Wenn Meerschweinchen ihren Gegner einschüchtern wollen, z.B. um die Rangordnung zu klären oder ein Weibchen für sich zu beanspruchen, folgt dies einem typischen Ablauf: Das Fell an Nacken und Rücken wird aufgestellt, das Meerschweinchen klappert mit den Zähnen und umkreist den Gegner. Männchen präsentieren dabei auch gerne ihre Hoden. Dazu kommt oft das Treteln.

 

Treteln: das Meerschweinchen hebt abwechselnd die Hinterbeine an, wodurch das Hinterteil zu schaukeln anfängt. In erster Linie bedeutet Treteln große Aufregung. Es kann Teil von Imponiergehabe sein, aber auch durchaus in eine schnelle Flucht umschlagen.

 

Tanzender Gang: Umwerben eines Weibchens, meist in Verbindung mit Trillern

 

Zähneklappern: Imponiergehabe, Drohen

 

Erstarren: bei plötzlichen Bewegungen und vor allem bei lauten oder schrillen Geräuschen erstarren Meerschweinchen.

 

Gähnen: muss nicht zwangsläufig Müdigkeit bedeuten, sondern kann auch ein Beschwichtigungssignal sein, mit dem das Tier Unterlegenheit signalisiert.

 

Urin verspritzen: Abwehrreaktion und Anzeigen von sexuellem Status. Weibchen zeigen so z.B. Männchen, dass sie nicht paarungsbereit sind.

 

 

Lautsprache:

 

Murmeln: ein leises, abwechslungsreiches Geräusch, das ein Ausdruck von Zufriedenheit ist.

 

Gurren: Begrüßung, (positive) Aufregung

 

Langer Pfeifton: das Meerschweinchen möchte etwas, vom Menschen z.B. Futter

 

Schrei: Angst oder Schmerzen

 

Fiepen: Einsamkeit, Unwohlsein

 

Purren/Trillern: tiefes trillern „brrrbrrr“ bei Männchen bedeutet balzen oder dem Rivalen drohen