Buche

Buche

Der Wald bedeutet heute für viele Menschen ein Stück Erholung in intakter Natur. Das Blätterrauschen der mächtigen Bäume, Vögel zwitschern, überall ist Leben. Für die Waldbewohner selbst ist aber oft ein harter Überlebenskampf. Man bedenke alleine, Hundertausende von Samen werden von einem einzigen Baum alljährlich verbreitet, aber nur die wenigsten entwickeln sich tatsächlich zu neuen großen Bäumen. Ein wenig Glück gehört dazu, wo der Samen landet, ob der Boden entsprechend geeignet ist, genug Licht vorhanden ist und nicht bereits der Keimling vom Wild aufgefressen oder zertrampelt wird.

 

Tatsächlich bieten die Bäume nicht nur vielen Tieren Nahrung und einen Lebensraum, sie stehen auch in starker Konkurrenz zueinander. So entwickelte im Laufe der Evolution jede Art eigene Strategien, um eine Nische für sich zu finden. Einige Pflanzen sind z.B. sehr Schattentolerant, manche kommen mit Staunässe zurecht, andere sind extrem winterhart oder ertragen große Trockenheit.

 

das Leben im Wald als Keimling

keimende Buchen

Pflanzen können nicht weggehen, wenn die Bedingungen sich zum Schlechten entwickeln, der Sommer zu trocken ist oder sie von Pathogenen befallen werden. So mussten sie einige erstaunliche Fähigkeiten entwickeln, wie z.B. eine Immunabwehr, an Licht und örtliche Gegebenheiten angepasstes Wachstum oder die Reaktion auf Jahreszeiten. Sie reagieren zudem auf Schwerkraft, Licht und Tageszeit und haben eigene Pflanzenhormone. Sie nutzen Tiere, um ihre Fortpflanzung und die Verbreitung ihrer Nachkommen zu gewährleisten und arbeiten mit Bodenpilzen zusammen, um ihre Nährstoffaufnahme zu verbessern.

 

Lindenblüte

Einige Pflanzen entlassen Enzyme in den Boden, um die Wurzeln andere Pflanzen zu schwächen, andere sind in der Lage Artgenossen einen Schädlingsbefall mitzuteilen, so dass diese schon vor dem „Feindkontakt“ Abwehrmaßnahmen ergreifen können. Das ursprünglich aus der Weide stammende „Asprin“ ist auch für die Pflanze selbst ein Heilmittel.

Und junge Tannen können z.B. viele Jahre in einer Art „Winterschlaf“ im Schatten verharren, bis ein Baum über ihnen abstirbt. Dann nutzen sie die Chance und schalten schnell wieder auf Wachstum um.

 

Pflanzen haben sogar eine innere Uhr und leiden unter einem Jet-Lag, wenn man den gewohnten Hell-Dunkel-Rhythmus experimentell ändert. Sie passen die Öffnung ihrer Blüten, Wachstumsphasen und das Öffnen ihrer Spaltöffnungen an die Tageszeit an. Linden z.B. produzieren den süßesten Nektar in den Abendstunden, wenn besonders viele Insekten unterwegs sind.

 

Fledermäuse orten ihre Beute über Ultraschall

Auch die Tiere müssen ihre Nische finden und sich gegen Konkurrenten und Feinde behaupten. Einige Arten haben Gifte entwickelt oder eine Nahrung gefunden, die kaum ein anderes Tier verwerten kann. Manche sind sehr schnell, andere Meister der Tarnung oder wehrhaft. Einige Arten produzieren extrem viele Nachkommen, auf dass zumindest ein paar davon überleben. Manche Schmetterlinge gaukeln über ein Augenmuster ein sehr viel größeres Tier vor und es gibt Käfer, die sich tot stellen und sich „leblos“ vom Zweig ins Laub fallen lassen, um so als Beute uninteressant zu werden. Einige Nachtfalter senden sogar „Störsignale“ gegen eine Fledermausortung. Und wer selten ist, ist damit auch eine wenig attraktive Beute, zumindest nicht der Mühe wert, dass Fressfeinde sich auf ihn spezialisieren.

 

Waldtieren nutzt es oft mehr, sehr gut hören oder wittern zu können, ein gutes Auge brauchen sie dagegen nicht unbedingt. Auch schnelles, ausdauerndes Laufen ist im Wald kaum möglich, die Waldtiere flüchten meist nur auf kurze Distanzen und setzen dann auf sichere Rückzugsorte oder Tarnung.

 

der Winter ist eine harte Zeit für Pflanzen

In Mitteleuropa ist auch das Klima eine Herausforderung: im Regenwald ist es immer in etwa gleich warm, gleich feucht und gleich sonnig. In Deutschland gibt es heiße, trockene Wochen, Starkregen und Stürme sowie eisige Winter mit Früh- oder Spätfrösten. Die Tiere und Pflanzen müssen mit all dem klar kommen (siehe auch: warum verlieren Bäume im Winter ihre Blätter?).

Viele Insekten überdauern den Winter in verschiedenen Entwicklungsstadien in „Ruhe“. Sie sind mit einer Art Frostschutz ausgestattet, so dass sie Frost vertragen und stark herunter kühlen können.

 

Je kleiner ein Säugetier oder Vogel ist, umso größer ist seine relative Oberfläche und umso stärker damit der Wärmeverlust. Deshalb muss im Verhältnis bei kleinen Tieren mehr Nahrung zugeführt werden, um diese in ausreichend Wärmeenergie umsetzen zu können. Für Säugetiere und Vögel gibt es eine Gewichts-/Größenuntergrenze, unter der der Wärmeverlust über die Nahrung nicht mehr ausgeglichen werden kann. Es spielt dabei natürlich auch eine Rolle, wie gut das Tier „isoliert“ ist und wie fett- und kohlenhydrathaltig die Nahrung ist: wer Samen und Knospen fressen kann, braucht insgesamt weniger Zeit auf Nahrungssuche zu verwenden, wer dagegen Insekten frisst, ist den ganzen Tag aktiv. Eine insektenfressende Spitzmaus verspeist jeden Tag das eigene Körpergewicht an Insekten! Rehe dagegen brauchen im Winter nur 5-10% ihres Körpergewichtes an Nahrung und vertragen auch Fastentage.

Teils wird auch der Stoffwechsel im Winter stark herunter gefahren bis hin zu Winterruhe, in der nur sporadisch gefressen und sonst vom „Winterspeck“ gelebt wird, teils findet ein Zug in den wärmeren Süden statt.

 

Tier und Pflanze sind gegenseitig aufeinander angewiesen

Das zeigt: viele Lebewesen sind spezialisiert auf bestimmte Nahrungsquellen und bestimmte Lebensräume. So entwickeln sich hoch komplexe Nahrungsketten, bzw. -netze, jedes Glied ist wichtig, damit das Gesamtsystem Bestand haben kann. Das macht den Eingriff durch den Menschen so schwierig: fördert oder hemmt er eine Tier- oder Pflanzenart, hat dies gravierende Folgen für eine Vielzahl weiterer Arten. Langsam sind diese Zusammenhänge bewusst geworden, nachhaltige, mehr „naturnahe“ Forst- und Waldwirtschaft sowie Jagd wird angestrebt.

 

weiter lesen: das Ökosystem Wald

 

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